Fürstenfeldbruck:Rettungsaktion, die Zweite

Famata Cephas

Geschafft: Famata mit Thomas Böhner (ganz links) und einem Teil des Teams nach der Operation 2012.

(Foto: Günther Reger)

Grafrather Verein Help Liberia hilft Famata erneut. Die 13-Jährige aus Afrika wird wieder in der Kreisklinik behandelt

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Sie hat die Ebola-Epidemie in Liberia unbeschadet überstanden, ist im vergangenen Jahr die Beste in dem katholischen Internat geworden, das sie inzwischen besucht. Dennoch scheint es das Schicksal mit der 13 Jahre alten Famata nicht gut zu meinen. Denn eine vor vier Jahren ausgebrochene Knochenmarksinfektion an ihrem Unterschenkel, die in der Kreisklinik Fürstenfeldbruck dank des Vereins Help Liberia-Kpon Ma und zahlreicher Spenden behandelt werden konnte, scheint nun wieder ausgebrochen zu sein. Deshalb ist die 13-Jährige auf dem Weg zu einer weiteren Behandlung in der Kreisklinik.

"Einfach nur gestürzt und auf einen Stein gefallen", fasst Thomas Böhner zusammen, wie es zur schweren Erkrankung von Famata gekommen war, durch die sie beinahe ein Bein verloren hätte. Böhner lebt in Grafrath und arbeitet schon seit Jahren als Pfleger im Krankenhaus Fürstenfeldbruck. Seine Frau kommt aus Liberia, wo er lange gearbeitet hat. Er hat den Verein Help Liberia gegründet, der vor allem die medizinische Versorgung in dem westafrikanischen Land verbessern möchte, und ist dessen Vorsitzender. So eine Entzündung am Knochen könne praktisch jeder bekommen, wenn Dreck aus einer offenen Wunde zu tief in den Körper eindringe, berichtet der Grafrather.

Im Fall der damals Achtjährigen war es so, dass ihr Bein unmittelbar nach dem Sturz anschwoll, sie starke Schmerzen bekam und die offenen Wunden zu eitern begannen. Sie wurde ins nahe gelegene Bong Mine Hospital gebracht, das aber nicht mit einem Krankenhaus nach deutschen Kriterien zu vergleichen ist. Dort gibt es keine Ärzte und nur eine kleine Auswahl an Medikamenten. Die halfen dem Kind jedoch nicht weiter. Im Mai 2011 brachte man das Mädchen schließlich zu Böhner. Der Vorsitzende von Help Liberia befand sich damals - wie in jedem Jahr für etwa einen Monat lang - im Land. Doch auch seine tägliche Wundversorgung samt Antibiotika-Therapie brachte nur etwas Linderung. Und als der Grafrather bereits zurück in Deutschland war, erfuhr er, dass sich Famatas Zustand verschlimmert hatte, ihr Bein wohl amputiert werden müsss. Das hätte für das Mädchen ein Leben als Bettlerin bedeutet, denn in Liberia gibt es kein soziales Netz, wie man es in Deutschland kennt, sagt er.

In Deutschland begann Böhner, Spenden für Famatas Reise zu sammeln und seine Kollegen in der Kreisklinik um eine kostenlose Behandlung zu bitten. Damals hatte er mit beidem Erfolg: Vier Mal wurde Famata in Fürstenfeldbruck operiert, die Klinik verzichtete auf eine Bezahlung. Und die Spenden aus der Bevölkerung reichten, um die Reisekosten für Famata und ihren Vater samt Visa, Reisedokumenten und Flughafengebühren zu decken.

Jetzt, vier Jahre später, wo sich die 13-Jährige Böhner zufolge so gut erholt hat und sie in der Schule hervorragende Leistungen zeigt, scheint die Knochenmarksentzündung zurückgekehrt. Der sie damals in Fürstenfeldbruck operierende Arzt, der Chirurg Dr. Andreas Ewert, ist sich laut Böhner nach Betrachtung der Röntgenbilder mit seiner Diagnose fast sicher. Nach Rücksprache mit seinem Team habe er entschieden, es wäre am besten, Famata erneut in Bruck zu behandeln, berichtet der Vorsitzende. Wieder hat die Kreisklinik zugesagt, die Behandlung kostenlos zu übernehmen. Doch für den weiteren Aufenthalt - nach der Operation wird das Mädchen noch etwa zwei Monate zur Beobachtung hier bleiben müssen - und ihre Heimreise, diesmal ohne Elternteil, werden weitere Spenden benötigt. Wer helfen möchte, findet unter www.help-liberia.com/ausser-der-reihe weitere Informationen. Die Bankverbindung für Spenden lautet: Sparkasse Fürstenfeldbruck, Kontonummer 31 19 67 93, Bankleitzahl 70 05 30 70, Stichwort "Famata".

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