Fürstenfeldbruck:Raff verteidigt Schleifring-Erweiterung

Oberbürgermeister reagiert auf Kritik aus der Bevölkerung an der Waldrodung südlich der Maisacher Straße

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) verteidigt den Beschluss, der Firma Schleifring die Rodung von Waldflächen zu erlauben, um dort Parkplätze anzulegen. Er reagiert damit auf Kritik aus der Bürgerschaft. So haben sich direkte Anlieger, aber auch Brucker aus anderen Stadtgebieten über den "Kahlschlag" südlich der Maisacher Straße beschwert. Raff kündigt in einem Antwortbrief gleichwohl an, bei dem Unternehmen die Sache anzusprechen - denn Schleifring habe sich nicht an Vereinbarungen gehalten.

Bäume an der Maisacher Straße

Noch stehen die Bäume an der Einfahrt zur Fürstenfeldbrucker Firma Schleifring.

(Foto: Günther Reger)

Vage Formulierungen

Der Brucker Jörg Liebach hatte sich direkt an Raff gewandt, sein "Entsetzen über die Rodung der Waldfläche" zum Ausdruck gebracht und darüber, dass ein solch "radikaler Abriss" von der Stadt genehmigt worden sei. Wenn all dies mit den Argumenten Arbeitsplätze und Gewerbesteuer durchgewunken werde, dann frage er sich, so Liebach, "wo da eigentlich die berechtigten Interessen des Bürgers" geblieben seien. Liebach kritisiert die "unpräzise, schwammig und unprofessionell aufgesetzte Beschlussvorlage", mit der die Stadt das Unternehmen dazu verpflichten wollte, Bäume in mehreren Etappen nur dort zu fällen, wo wirklich konkreter Bedarf für Parkplätze besteht. Damit pflichtet er Stadträten wie Alexa Zierl (parteifrei) oder dem Zweiten Bürgermeister Christian Götz (BBV) zu, die sich jüngst ähnlich geäußert hatten. Liebach mutmaßt, hinter den aus seiner Sicht recht vagen Formulierungen könne die Absicht stecken, später dem Unternehmen den schwarzen Peter zuzuschieben.

Rüge vom Bund Naturschutz

Die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz (BN) wirft der Stadt beim Thema Schleifringerweiterung grobe Versäumnisse vor und will ihre Sichtweise an diesem Samstag von 10.30 Uhr an vor dem Citypoint an einem Infostand erläutern. Die im Stadtrat jüngst sichtbare Empörung über die Abholzung ist nach Meinung des Vorsitzenden Friedrich Meyer-Stach nicht glaubwürdig: "Da werden Krokodilstränen vergossen, weil die Firma Schleifring ... den bestehenden Wald komplett hat abholzen lassen, um dort Parkplätze einzurichten". Sowohl Forstamt als auch der BN hätten sich zuvor vehement gegen eine Abholzung dieser siedlungsnahen Waldflächen ausgesprochen. Die Funktionen als Lärmschutz-, lokaler Klimaschutz- und Erholungswald seien im Flächennutzungsplan der Stadt festgelegt. Meyer-Stach: "Seit Jahren genehmigt der Stadtrat Bebauungspläne, die das Fällen vieler Bäume, sogar die Rodung von wertvollen und schützenswerten Waldstücken und Parkanlagen beinhalten." Als weitere Beispiele benennt er: die erste Erweiterung der Firma Schleifring 2007, den Bau der psychiatrischen Klinik, die Fällungen im Kester-Haeusler-Park - und das Bauprojekt an der Industriestraße, dem 70 Bäume weichen müssten und ein Vorhaben an der Senserbergstrasse, für das ebenfalls viele Bäume gefällt werden sollen. Meyer-Stach: "Bei all diesen Baumaßnahmen hat der Stadtrat die zentrale Vorgabe des Bundes-Naturschutzgesetzes verletzt". In dem heißt es unter Paragraf 13: "Erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft sind vom Verursacher vorrangig zu vermeiden." Der BN habe immer wieder, letztlich aber vergeblich - Alternativen für eine Schleifring-Erweiterung genannt. "Dem Stadtrat war das Wohl der Unternehmen und Investoren wichtiger als das seiner Bewohner und der Umwelt."

Der BN mahnt grundsätzlich, Bäume, Sträucher und Grünflächen seien fürs Kleinklima von immenser Bedeutung, als Korridor für die Frischluftzufuhr und Kühlfunktion der Wohngebiete, aber auch für die Vernetzung von Flora und Fauna. Vor allem alter Baumbestand sei wertvoll und diene dazu, die Anwohner in den Städten vor den Einflüssen der Umweltverschmutzung und des Klimawandels zu schützen.slg

Verständnis für Unmut

Zumindest eine Baumreihe am südlichen Rand der Maisacher Straße hätte man nach Liebachs Überzeugung als Minimallösung erhalten müssen - notfalls müsse dort eben nun aufgeforstet werden. Raff geht in seinem Antwortschreiben nicht auf diesen Vorschlag ein. Die Vorwürfe aber weist er entschieden zurück. Die vom ganzen Stadtrat mehrheitlich gefassten Beschlüsse seien mitnichten schwammig oder unprofessionell formuliert. Gleichwohl äußert er Verständnis für den "Unmut zu der Rodung des Waldes". Aus Sicht des Oberbürgermeisters ist die Sache klar: "Die Firma Schleifring hat sich nicht an den Beschluss gehalten." Raff verweist auf den langen Entscheidungsprozess in den städtischen Gremien und auf die sehr kontrovers geführte Debatte. Man habe es sich "ganz sicher nicht leicht gemacht". Dass dabei auch die Arbeitsplätze und die Gewerbesteuer eine Rolle spielten, sei nicht verwerflich. "Durchgewunken wurde nichts!" Auch viele Beschäftigte bei Schleifring hätten ein berechtigtes Interesse, ihren Arbeitsplatz am Standort zu erhalten und seien Brucker Bürger, so Raff.

Abholzung

Am südlichen Rand der Maisacher Straße (rechts) sind auf einem großen Grundstück die Bäume gefällt worden.

(Foto: Günther Reger)

Antwort bleibt aus

Der OB räumt ein, dass der Bau eines Parkhauses eine Alternative zum ebenerdigen Parkplatz wäre. Dies aber wäre "mit wesentlich höheren Kosten verbunden". Raff weist zudem auf die Aufforstungen auf einem etwas weiter im Nordwesten liegenden Grundstück hin - als Ersatz für das südlich der Maisacher Straße gerodete Waldstück

Die im Gewerbegebiet Hasenheide ansässige Firma ließ eine Anfrage der SZ bislang unbeantwortet.

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