Fürstenfeldbruck:Radfahrer leben gefährlich

Ein Viertel aller an Verkehrsunfällen beteiligten Radler wird schwer verletzt. Die Polizei rät deshalb, bei jeder Fahrt Helm und reflektierende Kleidung zu tragen.

Von Gerhard Eisenkolb

Etwa jeder vierte Radfahrer, der in den vergangenen drei Jahren im Bereich der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck in einen Unfall verwickelt war, hat schwere Verletzungen davon getragen. Radfahrer sind besonders gefährdet. Dies sollte laut dem stellvertretenden Fürstenfeldbrucker Inspektionsleiter Michael Fischer berücksichtigen, wer jetzt zu Beginn der Fahrradsaison wieder verstärkt ein Zweirad nutzt.

Die Zahlen sind eindeutig. Im Jahr 2011 registrierte die Brucker Inspektion 81 Unfälle mit beteiligten Radlern, von denen 19 schwere Blessuren erlitten. 2012 waren es 109 Vorfälle mit 23 Schwerverletzten und im Vorjahr 99 Unfälle mit 25 erheblich Verletzten.

Radfahrer stürzen bei Kollisionen in der Regel. Mit der Folge, dass es selbst bei leichten Unfällen oft zu komplizierten und schweren Knochenbrüchen kommt. Deshalb ist bei Radlern die Zahl der Schwerverletzten viel höher als bei Autofahrern. Fischer räumt ein, dass es bei der von ihm gebrauchten Bezeichnung "schwere Verletzungen" um einen dehnbaren Begriff handelt.

Im Zusammenhang mit Radunfällen subsumiert der stellvertretende Dienststellenleiter darunter alles, was über Prellungen und blaue Flecken hinausgeht. Gerade wegen der oft sehr gravierenden Folgen genügt es ihm nicht, dass im vergangenen Jahr die Zahl der Radunfälle im Landkreis im Vergleich zum Vorjahr leicht um vier Prozentpunkte von 322 auf 309 zurückging. Fischer will, dass Radfahrer mehr auf ihre Sicherheit achten. Hierbei hat für ihn das Tragen eines Helms oberste Priorität.

Laut dem Polizeibeamten zeigt sich bei Unfällen mit Verletzten nämlich immer wieder, dass Zweiradfahrer glimpflicher davon gekommen wären, wenn sie einen Helm getragen hätten. Den Unterschied beschreibt der Beamte mit drastischen Worten: "Ohne Helm schlägt der blanke Schädel auf dem Asphalt auf, mit ist das der Helm, nicht der Kopf." Und bei den Verletzten, die mit Kopfschutz unterwegs waren, seien zumindest weitaus schlimmere Folgen verhindert worden.

Dem pflichtet der neue Germeringer Inspektionsleiter Jürgen Dreiocker bei. Er erinnert an einen Unfall, an dessen Folgen im Mai 2013 eine Frau gestorben war. Die Radfahrerin, die keinen Helm trug, blieb mit ihrem Lenker an einer Absperrung hängen, stürzte unglücklich und erlitt schwerste Kopfverletzungen. Dreiocker findet es erstaunlich, dass zwar fast alle Sportradler einen Helm trügen, es aber für die meisten Jugendlichen und älteren Radfahrer wohl noch nicht "cool" sei, mit Kopfschutz zu radeln. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lehnt eine Helmpflicht strikt ab, weil sie vom spontanen Gebrauch des Fahrrads abhalte.

Ein Helm allein genügt Fischer noch nicht. Er erinnert daran, dass sich jeder Radfahrer der Tatsache bewusst sein sollte, dass er für Autofahrer oft nur schwer zu erkennen sei. Deshalb rät Fischer zum Tragen heller und reflektierender Kleidung. Radler sollten sich die Motorradfahrer zum Vorbild nehmen, die reflektierende Pannenschutzwesten anziehen. Eltern von Schulkindern, so ein weiterer Tipp des Polizisten, sollten darauf achten, dass an deren Rädern Bremsen und Lichter funktionieren. "Hier liegt viel im Argen", sagt Fischer.

Die häufigste Ursache für Fahrradunfälle im Landkreis ist die Missachtung der Vorfahrt. Grundsätzlich rät Fischer Rad- und Autofahrern zu mehr Rücksichtnahme. So sollten Autofahrer beim Überholen immer einen ausreichend großen Sicherheitsabstand zu Fahrradfahrern einhalten. Und für oft zu sorglose Radfahrer hat der Beamte den Tipp, im Straßenverkehr besser aufzupassen und sich vor allem an die Verkehrsregeln zu halten.

Im Bereich der Germeringer Inspektion entsprach in den vergangenen vier Jahren die Zahl der Radunfälle in etwa der Zahl der dabei Verletzten. So gab es im vergangenen Jahr 96 Unfälle, bei denen 89 Beteiligte Blessuren davon trugen. 2012 waren es 66 Unfälle mit 68 Verletzten. Die Vergleichszahlen für die Vorjahre lauten: 2010 76 Unfälle/71 Verletzte, 2011 67 Unfälle/67 Verletzte. Die Germeringer Unfallstatistik unterscheidet jedoch nicht zwischen Schwer- und Leichtverletzten.

Für die Tatsache, dass die Zahl der Verletzten fast mit der Zahl der Radunfälle identisch ist, hat Inspektionsleiter Dreiocker eine einfache Erklärung. Da bei vielen Radunfällen ohne Verletzte kaum ein Sachschaden entstehe, tauchten diese Vorfälle gar nicht in der Polizeistatistik auf. Mit verstärkten Kontrollen will die Polizei in den nächsten Monaten einen Beitrag zur Sicherheit der Radfahrer leisten.

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