Mit lautem Geschrei und angsterfüllten Gesichtern rennen zwei Schülerinnen auf eine Gruppe Mitschüler zu. Trotz des Wirrwarrs an Sätzen der beiden Mädchen, ist der Gruppe sofort klar, dass etwas passiert sein muss. In einiger Entfernung sehen sie mehrere Verletzte am Boden liegen und wissen auf Anhieb, was zu tun ist. Denn bei der Schülergruppe handelt es sich um Schulsanitäter, die besonders für solche Situationen ausgebildet und sensibilisiert werden.
Das Szenario ist am Dienstag Bestandteil des ersten Schul-Sanitätsdienst-Tages im Landkreis Fürstenfeldbruck am Graf-Rasso-Gymnasium. Es dient den 113 teilnehmenden Schulsanitätern aus zehn weiterführenden Schulen des Landkreises als Übung. "Wir proben in diesem Szenario einen Massenanfall mit zehn Verwundeten, die auch teilweise unter Schock stehen. Das stellt die Schulsanitäter vor eine große Herausforderung, die sie nur im Team lösen können", erklärt Jacqueline Schmidt vom Schul-Sanitätsdienst des Graf-Rasso-Gymnasiums und Mitorganisatorin des Fortbildungstages. Die Schüler meistern diese Situation sehr gut und können auch stets auf die Unterstützung des anwesenden sanitätsdienstlichen Personals zurückgreifen. Im Anschluss an diese Übungslage, die mehrmals durchgespielt wird, findet eine kurze Auswertung des Verhaltens der einzelnen Schulsanitäter statt. Hier können die Schüler auf ein hilfreiches Feedback des anwesenden Fachpersonals zurückgreifen und aus möglichen Fehlern schnell lernen.
Die etwa neunmonatige Planung und Organisation des Schul-Sanitätsdienst-Tages haben sowohl die beiden Abiturienten Luisa Rost und Felix Leistner, welche die Leitung des Schul-Sanitätsdienstes am Graf-Rasso-Gymnasium inne haben, als auch ihre Nachfolgerin Jacqueline Schmidt in die Hand genommen. Während des Schul-Sanitätsdienst-Tages werden die Organisatoren tatkräftig von den Rettungssanitätern der Malteser, dem Bayrischen Roten Kreuz sowie zahlreichen ehemaligen Schulsanitätern des Graf-Rasso-Gymnasiums unterstützt. "Uns ist es besonders wichtig, den Schulsanitätern ein möglichst breit gefächertes Angebot an Szenarien und Themen zur Verfügung zu stellen, um sich einerseits fortzubilden und andererseits bereits vorhandene Grundlagen zu festigen. Der Spaßfaktor steht dabei aber deutlich im Vordergrund", meint Luisa Rost.
Den Vormittag füllen acht verschiedene Fallbeispiele, die parallel stattfinden und Alltagssituationen von Sanitätern nachspielen, wie Sonnenstiche, Kreislaufprobleme und Wundversorgung. "Zusätzlich gibt es noch weitere Stationen für die Schulsanitäter: Eine Reanimationsstation, die Besichtigung eines Rettungswagens und eine Filmvorführung mehrerer Fallbeispiele, bei der Fehler der handelnden Schulsanitäter erkannt werden müssen", erklärt Luisa Rost. Neben dem praktischen Teil des Fortbildungstages werden die Schüler auch theoretisch weitergebildet. Das Kriseninterventionsteam (KIT) der Malteser etwa informiert über Extremsituationen, und wie die Schulsanitäter reagieren sollten. Ein Notarzt erläutert Ursachen, Symptome und das richtige Verhalten bei Polytraumata.
"Unser Ziel ist es, jedem Schulsanitäter ein internistisches, ein chirurgisches und ein "special" Fallbeispiel zu präsentieren und das haben wir geschafft", so Luisa Rost. Das Graf-Rasso-Gymnasium hat derzeit 20 Schulsanitäter und im vergangenen Schuljahr mehr als 150 Einsätze gehabt. Nachwuchsprobleme gibt es an dem Gymnasium nicht. Jeder Schulsanitäter absolviert einen erweiterten Erste-Hilfe-Kurs, welcher das Messen und Auswerten von Vitalfunktionen beinhaltet.
Sowohl das Organisatorenteam als auch die Teilnehmer und Unterstützer können mit dem ersten Schul-Sanitätsdienst-Tag des Landkreises Fürstenfeldbruck sehr zufrieden sein.