Fürstenfeldbruck:Preiswürdige Integration von Flüchtlingen

Kreishandwerker

Einige Handwerksmeister und ihre Beschäftigten sind für geglückte Integration von Asylbewerbern von Stadt und Landkreis ausgezeichnet worden.

(Foto: Günther Reger)

Kreishandwerkerschaft zeichnet Betriebe aus, die Asylbewerber als Lehrlinge aufgenommen haben

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Die Handwerker im Landkreis klagen über Fachkräftemangel und fehlende Auszubildende. So hat sich unter Friseuren, Schreinern, Bäckern, Metzgern oder im Bauhandwerk eine Offenheit gegenüber Asylbewerbern entwickelt. Die Kreishandwerkerschaft hat bei ihrem Sommerempfang dann diese Offenheit und geglückte Integration von Flüchtlingen in zahlreichen Betrieben mit Preisen der Stadt Fürstenfeldbruck und des Landkreises prämiert. Ob diese Asylbewerber nun aus sicheren Herkunftsländern kommen oder nicht, interessierte die Handwerksmeister im Gegensatz zu manchen Politikern erst einmal nicht.

"Stanley war auf einmal da", begann Metzgermeister Robert Breitsameter von seinem Zusammentreffen mit Stanley Suma zu beichten. Der junge Mann aus Sierra Leone stand vor der Tür "und wollte Bäcker werden", so der zunächst erstaunte Breitsameter. Der Mammendorfer Metzgermeister machte ihm klar, dass es sich bei ihm um ein anderes Handwerk handle. "Er hat dann 14 Tage bei uns zugeschaut und dann seine Ausbildung begonnen", erzählte Breitsameter. Er bekam den zweiten Preis des Landkreises überreicht. Der erste Preis ging an den Friseursalon David aus Germering. Dort hat Nelli, eine ehemalige Asylbewerberin aus Armenien, im vergangenen Jahr ihre Meisterprüfung gemacht. "Nelli ist seit ihrer Ausbildung bei uns", erzählte Markus David. 2005 machte sie ihre Gesellenprüfung und jetzt erhielt sie den Meisterbrief überreicht.

Auch Xaver Rackl, Chef der Bäckerei und Konditorei aus Olching, stellt seit fünf Jahren immer wieder junge Flüchtlinge als Auszubildende ein. Momentan sind es vier. Zwei sind aus dem Senegal und Sierra Leone, auch afrikanische Länder, die die Staatsregierung unter sicheren Herkunftsländern führt. Zwei weitere kommen aus Eritrea. "Die Unsicherheit abgeschoben zu werden, ist für die jungen Menschen nicht leicht", sagte Xaver Rackl, der 40 Filialen betreibt. Er sprach von "sehr motivierten Flüchtlingen" und davon, dass "die Mitarbeiter aber alle dahinter stehen." Der bürokratische Kampf sei häufig nervenaufreibend. "Ich hoffe, dass die Bedarfsprüfung einfacher wird."

Rackl bekam den dritten Preis von Landrat Thomas Karmasin (CSU) überreicht. Der hatte zuvor eine Statistik vorgetragen, aus der er entnahm, dass 69 Prozent der Asylbewerber "weder Flüchtlinge noch Asylanten" sind, also aus sicheren Herkunftsländern kämen, aber Menschen wären, "die Unterbringungskapazitäten blockieren". Laut Karmasin, der dieses "Thema mit Sprengkraft" gerne "ruhig und sachlich" diskutieren möchte, verknappen diese 69 Prozent die Ressourcen sehr stark. "Was kann man sich als Gesellschaft leisten?", fragte er in die Runde der 50 Gäste. "Die beste Integration ist die über den Arbeitsplatz", antwortete Kreishandwerksmeister Harald Volkwein, der seine Schreinerei in Gröbenzell hat, auch angesichts der Nachwuchsprobleme im Handwerk. Auch Erich Raff (CSU), zweiter Brucker Bürgermeister, hob hervor, dass die Nachwuchsfindung durch Flüchtlinge ausgeglichen werden könnte.

Fall Serign fällt nicht mehr unter den Nachwuchs. Der Mann aus dem Senegal, der aus Asylbewerberheim in der Hasenheide kommt, ist 58 Jahre alt und arbeitet seit einem Jahr in der Druckerei Dekosign in der Nähe. "Fall Serign war schon Drucker im Senegal", erzählte Geschäftsführer Oliver Schmidt: "Ich möchte ihn nicht mehr missen." Nach vier Anläufen beim Landratsamt und neun Monaten Dauer konnte er ihn endlich anstellen. Er nahm zusammen mit dem Asylbewerber den zweiten Preis der Stadt entgegen. Den ersten Handwerkerpreis bekam Karl Heinz Lauerer, Inhaber eines Betriebes für Gas- und Wasserinstallation, Heizungs- und Lüftungsbau. Bei ihm ist Said Ali aus Somalia bereits im vierten Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker beschäftigt. "Es besteht große Ungewissheit für Said", meinte Lauerer, "er hat keine Zusicherung im Pass, dass er da bleiben kann". Lauerer: "Wir werden das durchziehen." Zumal sich zum neuen Ausbildungsjahr noch kein Bewerber gemeldet habe.

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