Fürstenfeldbruck:Polizei und Kommunen warnen vor Bettlern

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In Olching und Germering traten in jüngster Zeit wieder organisierte Gruppen auf. Die Polizei kann dies nicht verbieten, fordert die Bürger aber auf, kein Geld zu geben

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Städte und Polizei warnen erneut vor organisierten Bettlern. Eine besondere Gefahr gehe von denen aus, die durch die Straßen ziehen, Häuser ausspähen und anschließend einbrechen. Die Stadt Germering erwägt, nach Brucker Vorbild eine Satzung zu erlassen, als juristische Grundlage, damit die Polizei besser gegen Bettler vorgehen kann. Weder in Germering noch in Olching kam es allerdings in jüngster Zeit zu solchen Einbrüchen. Auch ein aggressives Betteln sei bisher noch nicht vorgekommen, sagt die Pressesprecherin im Olchinger Rathaus.

Wenn Bettler "gehäuft" und an mehreren Stellen gleichzeitig auftreten, spreche das für ein organisiertes Betteln, bei dem "die Hintermänner letztlich die Einnahmen abkassieren", heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Polizei und Stadtverwaltung in Germering. Es handele sich "meist um Personen aus Osteuropa, die organisiert sind und von außerhalb nach Germering gefahren werden". Eine gleichlautende Pressemitteilung hatte vor kurzem die Stadt Olching verschickt.

"Es ist ein Phänomen, das zugenommen hat. Darauf müssen wir reagieren", sagt Andreas Ruch, der stellvertretende Leiter der Inspektion Germering. Er ruft dazu auf, diesen Menschen kein Geld zu geben. "Wenn es lukrativ ist, kommen die immer wieder. Wir wollen nicht, dass sich hier eine feste Bettlerszene etabliert."

Nach Recht und Gesetz müssen Polizei und Verwaltungen allerdings zwischen erlaubten und illegalen Formen des Bettelns unterscheiden. Untersagt ist aggressives Betteln, also wenn Passanten direkt angesprochen, angefasst oder gar bedrängt werden, der Einsatz von Kindern oder das Vortäuschen von Notfällen, wie etwa einer Behinderung. Dann liegt ein Betrugsdelikt vor. Als kriminell gilt vor allem auch das organisierte Betteln, wenn die Bettler systematisch irgendwohin gefahren und ihre Einnahmen abkassiert werden.

Das herauszufinden ist mitunter schwierig. Es gibt jedoch Indizien. "Wenn Bettler nach zwei bis drei Stunden nur 2,50 Euro in der Tasche haben, dann hat zwischendurch jemand abkassiert", sagt Walter Müller, der Brucker Dienststellenleiter. Organisiertes Betteln sei verboten, weil die Bettler zu ihrer Tätigkeit von jemandem genötigt würden, sagt er. Dieser Kategorie rechnet Müller auch die Bewohner der sogenannten "Rumänenlager" zu, die mehrfach in den Wäldern entdeckt wurden.

Eine andere Kategorie sind eigentlich die Einbrüche, die in den Warnungen von Polizei und Stadtverwaltungen angeführt werden. Schon seit längerem beobachte man einen Zusammenhang zwischen Personen, die an der Haustüre um Geld, Essen oder Arbeit betteln und Einbrüchen, sagt Ruch. Dabei handelt es sich allerdings um zwei verschiedene Geschäftsmodelle, wie Ruch und Müller erklären.

Für Einbrecherbanden ist das Betteln an der Haustür ein Mittel zum Zweck, eine Methode des Auskundschaftens, das organisierte Betteln zielt auf Mitleid und Großzügigkeit der Passanten ab. In Germering und Bruck hat es nach Angaben der Polizei solche Einbrüche früher auch schon gegeben, aktuelle Fälle lägen aber nicht vor. Ruch verweist jedoch auf Einbrüche in Gilching, Planegg und Pasing in jüngster Zeit.

Die aktuellen Warnungen basieren überwiegend auf Hinweisen aus der Bevölkerung. In Olching seien zwei bis drei Personen einige Wochen lang immer wieder in der Hauptstraße gesichtet worden, berichtet Julia Henderichs, die im Rathaus für die Presse zuständig ist. Diese Bettler hätten mit Schild, Mütze und Schlafsack da gesessen und Passanten angesprochen. Es gebe aber keine Meldungen, dass sich ein Bettler aggressiv verhalten habe, sagt Henderichs. In Germering hielten sich Bettler vor einem Drogeriemarkt auf, sie seien zusammen in einem Transporter angereist, berichtet Veit Gundermann, Chef des OB-Büros. Laut Ruch sind einige Passanten bedrängt worden. Generell seien die Bettler eben "nervig für die Leute, die es betrifft".

Er betont wie sein Kollege Müller, dass Bettler, die auf eigene Rechnung unterwegs und nicht aggressiv seien, selbstverständlich zu tolerieren seien. In der Satzung, die der Brucker Stadtrat vor zehn Jahren erlassen hat, heißt es allerdings kategorisch: "Betteln jeglicher Art" sei im gesamten Stadtgebiet verboten. "Wir verfolgen das mit Augenmaß und prüfen jeden Einzelfall", versichert der Brucker Inspektionsleiter. Nur wenn "schlagartig an mehreren Orten gleichzeitig Bettler auftauchen", greife die Polizei ein. Ihnen droht ein Platzverweis, ihre Einnahmen werden beschlagnahmt. Die Bettler am Brucker Bahnhof blieben in der Regel ungeschoren, weil sie sich auf Bahngelände bewegen, die Verantwortlichen es nicht mitbekommen und deshalb nicht melden.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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