Fürstenfeldbruck:Ökumenisch im Lutherjahr

Marode Erlöserkirche

Keimzelle der Brucker Evangelischen: Die Erlöserkirche ist die älteste Kirche der evangelisch-lutherischen Christen im Landkreis.

(Foto: Günther Reger)

Kirchen organisieren gemeinsam Vorträge und Fahrten

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

499 Jahre sind vergangen, seit Martin Luther am 31. Oktober 1417 seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg schlug. 2017 jährt sich dieses Ereignis zum 500. Mal. Der Christenrat von Fürstenfeldbruck, ein Zusammenschluss von evangelischen, katholischen und freien Kirchen, plant bis zu diesem Anlass eine Reihe ökumenischer Veranstaltungen, die bis zum tatsächlichen Jahrestag.

Es sei das erste Mal, dass dieser Tag, der als Beginn der Reformation angesehen wird, nicht rein evangelisch begangen werde, erklärt Helmut Schnieringer, theologischer Referent des Brucker Forums. Die Reformation wird als Grundlage für die Spaltung des Christentums gewertet. Das Ereignis dürfe jedoch nicht unter dem Aspekt eines Zwists gesehen werden. Vielmehr sei es eine Bereicherung für das Christentum, auch für die katholische Kirche.

Dies ist eine zentrale Botschaft, die der Christenrat mit seinen Veranstaltungen an die Bevölkerung des Landkreises weitergeben möchte. "Ökumene heißt nicht Einebnung. Vielmehr bedeutet es, dass man die Unterschiede der anderen akzeptiert." Mittlerweile habe auch die katholische Kirche begriffen, dass das Fest der Reformation "sie etwas angeht". "Die Kirche hat eine Versöhnungsbotschaft. Die Spaltung kommt da nicht so gut," so Schnieringer. Durch den Schulterschluss könne man wieder an Glaubwürdigkeit gewinnen und so dem Bedeutungsverlust der Kirche ein Stück entgegenwirken.

Zu diesem Zweck ist die Veranstaltungsreihe auch so konzipiert, dass sie sich auch Menschen richtet, die an der Institution und dem Glauben zweifeln. Den Auftakt bildet das Seminar "Warum glauben? Vier Abende über das Christsein". Es gehe um die zentralen Fragen des Lebens, die jeden Menschen angehen, so Schnieringer. Thema der ersten Veranstaltung, die am Dienstag, 11. Oktober, von 19.30 Uhr an im Lesecafé der Aumühle, Bullachstraße 25, stattfindet, lautet "Grenzen und was dahinter liegt." Anmeldung für das Seminar ist bis zum Montag, 4. Oktober, möglich unter Telefon 08141/44994 oder E-Mail info-brucker-forum.de). Darin werde thematisiert, wo die Religion ansetzt und an welcher Stelle die menschliche Grenzerfahrung beginnt, so Schnieringer. Es folgen die Themen "Bilder von Gott und der Erfahrungsvorsprung des Jesus von Nazareth", "Was dem Leben Wert gibt" und "Teil eines Größeren sein".

Die Veranstaltungen finden jeweils dienstags, am 11. Oktober, 25. Oktober und 15. November statt. "Die Abende sind mehr als nur eine Vortragsreihe", stellt Schnieringer klar. "Es geht viel ums Gespräch und den Dialog." Kurz nach der Veranstaltungsreihe beginnen die "Brucker Zeitgespräche", die sich speziell mit der Reformation und ihrer Bedeutung für die Gegenwart befassen. Den ersten Abend bestreitet ein Vortrag zum Thema "Zur Geschichte der Reformation im Brucker Land", am Mittwoch, 23. November. Eine ökumenische Studienfahrt im Herbst 2017 nach Erfurt, zu den Spuren des jungen Luther, rundet das Jahr des Reformationsgedenkens ab. Anmeldungen für die Fahrt werden im evangelischen Bildungswerk entgegengenommen.

"Wir hoffen, dass wir auch Menschen, die die Religion ad acta gelegt haben, etwas geben können", erklärt Schnieringer. Und dass man ihnen das Gefühl des Miteinanders vermitteln könne, das der Christenrat allein schon bei den Vorbereitungen gespürt hat. "Manchmal sind die Ansichten gar nicht so unterschiedlich", berichtet Schnieringer. Man habe geredet, sich besser kennen gelernt. So korrigiere sich das Bild, wie das, was Kirchen von Freikirchen haben. "Aber vieles wird sich noch zeigen. Es beginnt ja erst."

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