Fürstenfeldbruck:Obsternte fällt gering aus

Apfelernte

Skeptischer Blick auf den Ernteertrag: Herbert Auracher auf seiner Apfelplantage in Oberschweinbach.

(Foto: Günther Reger)

Bei eisigen Temperaturen im Frühjahr sind viele Blüten erfroren. Die Verluste betragen bis zu 40 Prozent

Von Viktoria Lack, Fürstenfeldbruck

Ein paar frostige Nächte im April haben den Obstanbau im Landkreis nachhaltig Schaden zugefügt. Das Ausmaß wird jetzt, bei der Ernte, deutlich: "Wir haben zwischen 60 und 70 Prozent Ausfall im Vergleich zum Vorjahr", klagt Gabriele Auracher vom Familienbetrieb Aurachers Apfelgarten im Oberschweinbacher Ortsteil Spielberg. Während die meisten Apfelsorten bis zu 40 Prozent weniger Früchte brachten, sind bei der Auracher Sorte "Reanda" alle Blüten erfroren. Das ist abhängig von dem Zeitpunkt der Vollblüte der jeweiligen Frucht. Wenn die Blüte noch im Knospenstadium oder schon über die Vollblütenzeit hinaus ist, kann die Kälte zwar noch Schaden anrichten, doch die Überlebenschancen sind insgesamt größer.

Doch auch bei den überlebenden Sorten sind die Spuren der Kälte am Endprodukt noch sichtbar. "Dann kann man die Äpfel nicht mehr zum eigentlichen Preis verkaufen oder muss sie versaften", erklärt Auracher, was wiederum zu deutlichen Gewinnverlusten für den Betrieb führt. "Einen Salat kann ich nachbauen, aber das ganze Obst, das nur einmal im Jahr blüht eben nicht." Nicht nur die Äpfel haben unter der Kälte gelitten, auch bei Zwetschgen, Birnen und Kirschen müssen die Aurachers bis zu hundert Prozent Verlust verzeichnen. Lediglich bei den Johannisbeeren haben gut 80 Prozent die Frostnächte überlebt.

Da der Betrieb rein biologisch anbaut, stehen auch nur natürliche Hilfsmittel gegen die Kälte zur Verfügung. Herbert Auracher sprühte die Blüten vor den besonders kalten Nächten abends stark mit einem Baldrianextrakt ein, das mit Wasser verdünnt war. Das Extrakt befeuchtet und wärmt die Blüten, was als Frostschutz wirken soll. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Blüten zeitnah zum Kältehöhepunkt eingesprüht werden, damit die Wärme auch die kälteste Zeit der Nacht durchhält. Bei rund 6000 Bäumen auf drei Hektar Land sicher keine leichte Aufgabe.

Auch die Privatgärten hat der Frost zu Anfang des Jahres erwischt, wie Auracher weiß. Jeden Samstag können die Privaternten zur Streuobstsammlung für die Solidargemeinschaft Brucker Land in Zusammenarbeit mit der Familie Auracher gebracht werden, doch auch hier kommen deutlich weniger Äpfel zusammen als 2016. "Die Privatleute bringen zwischen 20 und 30 Kilo Äpfel oder eben gar keine", erklärt die Obstgärtnerin. Dabei wurden in den vergangenen Jahren sogar bis zu 150 Kilo Äpfel pro Garten geliefert.

Auch von Seiten des Netzwerks "Unser Land" wird bestätigt: Das schlechte Jahr sei abzusehen gewesen, die Erwartungen wurden bereits herunter geschraubt. Sogar Lieferanten, die seit Jahren ihr Obst für die regionale Versaftung bereit stellen, haben dieses Jahr einen Totalausfall. Es bleibe zu hoffen, dass die Späternte in den nächsten Wochen noch ein paar Äpfel für den Apfelsaft von Brucker Land einbringt.

Da es Betrieben in ganz Deutschland ähnlich erging, vermutet Auracher, dass es schon im April 2018 keine deutschen Obstwaren mehr zu kaufen geben wird, sondern man auf Importprodukte, beispielsweise aus Neuseeland, umsteigen muss.

Glücklicherweise entwickeln die Apfelbäume schon im August die Triebe für das Folgejahr, so dass die nächste Ernste wieder besser ausfallen könnte - vorausgesetzt, dass Temperaturen, Trockenheit oder gar Schädlinge keinen Strich durch die Rechnung machen. Auracher erklärt: "Der Verbraucher kann sich die ganzen Sorgen gar nicht vorstellen, die wir haben, bis er den Apfel in der Hand hält."

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