La Brass Banda:Nichts für Weicheier

La Brass Banda

Frontmann Stefan Dettl fordert an diesem Abend Applaus für alle: Die Vorbands, die Zeltarbeiter, Techniker, die Bar, alle Singles, das Rote Kreuz und sogar für den Eurovision Song Contest, bei dessen deutschen Vorentscheid La Brass Banda 2013 Zweiter wurde.

(Foto: Günther Reger)

Bei ihrem Auftritt auf dem Brucker Volksfest bringen die Musiker von La Brass Banda die Besucher zum Toben - und Frontmann Stefan Dettl lobt die bayerische Musik und giftet gegen die Radiosender

Von Edith Schmied

Dieser Abend ist nichts für Weicheier. Am letzten Freitag des Brucker Volksfestes gibt es ein besonderes Erlebnis für diejenigen, die 24 Stunden Dauerregen zum Trotz das Festzelt stürmen, um sich dort ordentlich den Marsch blasen zu lassen. Ganz freiwillig und gegen Eintrittsgeld. Schon am Nachmittag geht's draußen auf der Wiese vor der Philipp-Weiß-Grundschule nicht weniger zünftig zu. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Amateurfußballern stemmt sich gegen die Widrigkeiten des Wetters.

Allen voran, Stefan Dettl, Frontmann von La Brass Banda. Dieses etwas unkonventionelle Warm-Up, gerne mit nacktem Oberkörper, braucht er offensichtlich, um hinterher auf der Bühne Vollgas zu geben und das Image des kernigen Bauernburschen zu pflegen. Seine Bedingung "barfuß" hat wohl ebenso Tradition, wie das Ergebnis. Wie vor einem Jahr in Türkenfeld endet das Spiel 3:3. Mit dem Unentschieden können alle leben, La Brass Banda und die Auswahl der Stadt. "Es hat keiner geglaubt, dass wir wirklich spielen", grinst Oberbürgermeister Klaus Pleil und greift sich ans - "nur vom Laufen" - leicht angeschwollene Knie. Die Stimmung: Trotzdem "geil" , wie so vieles an diesem Abend.

Egal ob zum Aufwärmen mit der Landkreisband "Feierdog", den Supportern "Lenze und de Buam" oder dem Höhepunkt des Abends "La Brass Banda": Die 2500 Zuhörer, na ja, zumindest gut zwei Drittel davon, sind bereit an diesem außergewöhnlichen Abend alles zu geben, sich ebenso zu verausgaben wie die Musiker selbst. Sie springen und klatschen mit den Jungs auf der Bühne um die Wette. "Ois was geht", heizt der Frontmann die Menge an. Die hochgereckten Arme wogen im Rhythmus, wenn's denn sein muss auf Befehl "wia a Vogerl" auf und ab. Dirndl und Lederhosen schmiegen sich im Takt aneinander, schmusen sich nieder. Bierdunst, Atemnot, Hautkontakt, egal. Heute ist Partytime, radikal und emotional. "Scheiß' drauf, was du hast, scheiß drauf, was du spuist, du muast as mit Herzbluad machen", schreit Dettl ins Mikro. Genau das ist die Initialzündung für eine Treibjagd sondergleichen. Mit ihrem dröhnenden Blech blasen die Musiker zum Halali auf die Zuhörer, jagen und peitschen sie von einer Nummer zur nächsten. Stefan Dettl lässt zwischendurch kurz seinen Bauchansatz unterm gestreiften T-Shirt aufblitzen. Die meiste Zeit hüpft er wie ein Schachterlteifi über die Bretter. Das Piccolo-Flügelhorn, eine Art Schrumpftrompete, zwischen die Oberschenkel geklemmt, hindert ihn nicht daran rekordverdächtige Sprünge hinzulegen. Über den Köpfen balancieren Abräumkommandos Getränkekisten und Plastikbecher. Ein Tirolerhut schwingt im zuckenden Tempo mit. Schon nach dem vierten Stück fliegt irgendetwas Stoffiges Richtung Bühne, ein geschickter Wurf mit der Wasserflasche erreicht sein Ziel.

"Applaus" fordert Dettl für alles Mögliche. Für "Feierdog", "Lenze und de Buam", "La Brass Banda", die Zeltarbeiter, Technik, Bar, alle Singles, das Rote Kreuz, die Aufbauer. Fehlt was? Ach ja, sogar für den Eurovision Song Contest. Dort wo La Brass Banda mit "Nackert" 2013 beim Deutschen Vorentscheid nur Zweiter wurde. "Weil nur die g'winnen, die schee ausschaun".

Aber um Schönheit geht es an diesem Abend nicht. Es geht darum, das Bierzelt mit allem Mitteln, vor allem mit unkonventioneller und schräger Blasmusik auf Punk und Techno einzuschwören, bis es außer Rand und Band gerät. Der Huawa (Stefan Huber) bläst die Tuba bis das Herz vibriert, der Manu (Manuel Winbeck) wirft mit seiner Posaune sämtliche Harmonielehren über den Haufen.

Fast 90 Minuten geht das nonstop so. Danach wird mindestens vier Mal die Frage, "geht no oana?" mit johlendem Yeah begrüßt. Zum Abschluss packt Dettl die Bierzelt Nummer "Mir woll'n a' Hendl, kikeriki" und ein Hoch auf die bayerischen Bands aus. "Weil die Scheißsender uns nia spuin brauch ma des Bierzelt und die Leut', die im Hühnerstall aufg'wachsen sind", schreit er. Im Anschluss machen sich die Mannen von La Brass Banda im Gänsemarsch endgültig davon - vielleicht ja in den Hühnerstall.

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