Angelsport:Naturerlebnis mit Köder

In Fürstenfeld treffen sich 4000 Freunde des Fliegenfischens - das ist neuer Besucherrekord

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Auf dem kleinen Erdwall am Rand des Klostergeländes, direkt neben der Straße, steht ein Mann und wirft seine Angel aus. Um ihn herum ist weit und breit kein Gewässer, die bunte Schnur landet immer wieder im Gras. Doch der Mann will auch gar keinen Fisch fangen. Er testet nur eine neue Rute von der Erlebniswelt Fliegenfischen, der internationalen Messe für alle, die dieser besonderen Art des Fischens nachgehen. Auf der Wiese hinter dem Klostergelände ein ähnliches Bild: Dort steht ein gutes Dutzend Männer mit Angelruten in der Hand, die sie immer wieder auswerfen, als wollten sie mitten auf dem Rasen angeln. Dass das Fliegenfischen viele - vor allem Männer - fasziniert, belegen auch die Besucherzahlen der Messe: Mit etwa 4000 Gästen an diesem Wochenende hat die elfte Erlebniswelt Fliegenfischen (die achte im Veranstaltungsforum Fürstenfeld) laut Organisatorin Michaela Stroh "einen Rekord" aufgestellt.

"Wir haben ganz klein angefangen und jetzt sind wir so groß", berichtet Stroh. Die ehemalige Olchingerin veranstaltet die Messe mit ihrem Mann Robert. Inzwischen sei man "europaweit führend". Ein paar Autos auf dem bis auf die letzte Lücke zugeparkten Parkplatz mit Kennzeichen aus der Schweiz, Italien, Polen, Österreich und Bulgarien beweisen die weite Anreise mancher Besucher. Dass es recht international zugeht auf der Messe für Fliegenfischer zeigt auch die Tatsache, dass einige, die in dem künstlich angelegten Wasserbecken auf der Waaghäuslwiese spezielle Wurftechniken demonstrieren, ihren Vortrag auf Englisch halten. So wie zum Beispiel Glenda Powell, die bei ihrer Vorführung am Sonntagvormittag unter anderem Überkopf- und Rollwürfe zeigt. Nach ihrem Auftritt ist mit dem Österreicher Roman Moser laut Organisatorin Michaela Stroh "eine wahre Legende des Fliegenfischens" zu erleben.

In der Tat: Zu Mosers Referat über die Geschichte der Wurftechniken, die er mit Würfen in das rechteckige Becken veranschaulicht, stehen besonders viele Interessierte um die Wasserfläche herum. Insgesamt zeigen zwölf Werfer aus zehn Nationen ihre Tricks beim Auswerfen.

Doch was ist nun eigentlich das Besondere an dieser Art zu fischen? Klar, jeder Fisch, jedes Gewässer und jede Rute erfordern ihre ganz speziellen Köder und Wurftechniken, wie der Laie sowohl an dem Demo-Becken erfährt als auch bei einem Rundgang über die Messe: Neben Fachliteratur, Reiseveranstaltern und Bekleidung findet der Fliegenfischer dort auch Materialien, die er zum Fertigen der Köder benötigt. Vogelfedern zum Beispiel, Felle oder spezielle Klebstoffe. Denn das scheint ein weiterer Aspekt zu sein, der diese Art des Fischfangs so faszinierend macht: das eigenhändige Herstellen der Köder. Die acht Fliegenbinder, die gerade an einem langen Tisch nebeneinander auf der Bühne im Stadtsaal sitzen - jeder an einer Art selbst gebauter Werkbank mit Leuchte, Vergrößerungsglas und einer Konstruktion zum Festhalten des Köders - locken eine Menge Besucher an. Manche beugen sich interessiert nach vorne, um die filigranen Arbeitsschritte besser beobachten zu können.

Karl Flick sitzt mit seiner von einem befreundeten Schreiner gefertigten Werkbank am rechten Ende des Tisches. Fertig im Laden kaufen könne man so etwas nicht, betont er. Das Besondere an seiner Ausrüstung: Er kann sie zerlegen und komplett in einen Koffer packen. So kann der nahe Passau lebende Österreicher alle 14 Tage an dem abwechselnd in seinem Heimatland sowie in Deutschland stattfindenden Stammtisch für Fliegenbinder teilnehmen. Etwa 20 Gleichgesinnte würden da jedes Mal zusammenkommen, erzählt er. 20 Männer, die zwar "zum Jäger und Angler geboren" seien, die sich aber mit dem Fliegenfischen für die "Königsdisziplin" entschieden hätten. Denn wie er betont, haben ihre Köder keine Widerhaken, die Fische können unverletzt wieder ins Wasser gelassen werden. Es gehe also nicht darum, möglichst viele Tiere zu töten. Das Erlebnis in der Natur und im Vorfeld das Anfertigen der Köder stehe im Vordergrund, erläutert der Österreicher.

Das Erlebnis in der Natur gefällt auch Cora Nicolasen am Fliegenfischen so gut. Sie ist eine der wenigen Frauen auf dem Klostergelände an diesem Wochenende, auch sie steht mit einer Rute auf der Wiese und übt. Sie habe den Sport vor eineinhalb Jahren durch ihren Freund kennengelernt, erzählt die Niederländerin. Nun sind sie gemeinsam nach Fürstenfeldbruck gekommen. Veranstalterin Michaela Stroh ist übrigens auch Fliegenfischerin, seit zwölf Jahren. Ihr gefällt "das Meditative" daran.

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