Fürstenfeldbruck:Närrisches Freilufttreiben

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An die 1300 Besucher machen die erste große Faschingsveranstaltung nach Jahren unter freiem Himmel in Fürstenfeldbruck für die Organisatoren zu einem Erfolg. Auf dem Geschwister-Scholl-Platz herrscht acht Stunden lang gute Laune

Von Johanna Kiermaier, Fürstenfeldbruck

Zur Einstimmung in die wichtigste Phase der fünften Jahreszeit haben die Faschingsfreunde am vergangenen Samstag unter dem Motto "Bruck narrisch" auf den Geschwister-Scholl-Platz eingeladen. Schon seit einigen Jahren planten sie, wieder einen öffentlichen Fasching in Bruck zu organisieren. Vorbild sind die Straßenfeiern der Münchner Vereine. "Wir wollen den Fasching wieder zum Leben erwecken und mit allen Menschen feiern, die vorbeikommen", sagt der Vorsitzende Jürgen Völkl zu den Besuchern. Er moderiert die Darbietungen zahlreicher Faschingsvereine aus München und der Region, die in den folgenden acht Stunden auftreten. Die Gruppen präsentieren ihre Showprogramme mit aufwendigen Kostümen, abwechslungsreichen Tänzen und zu fetziger Musik. Monatelanges Training steckt dahinter.

Auf der Seite des Publikums sieht es zunächst nicht wirklich nach einer bunten Faschingsveranstaltung aus. Die meisten Besucher kommen in ihrer Alltagskleidung und der Platz vor der Bühne füllt sich nur zu den Auftritten. Laut den Veranstaltern sind über den Tag verteilt trotzdem etwa 1300 Menschen zum Faschingstreiben gekommen. Während der Showtänze ist die Stimmung gut - die akrobatisch und tänzerisch anspruchsvollen Auftritte werden bejubelt. Auch viele Kinder sind gekommen und gucken den Darbietungen auf der Bühne gespannt zu.

Die wenigen Menschen in Kostümen stechen heraus und lassen sich aber nicht beirren, dass sie so viel Aufmerksamkeit bekommen. "Verkleiden ist das ganze Jahr über hoch im Kurs bei den Kindern. Dass wir heute verkleidet auf die Straße gehen können, ist das Größte", erzählen Sandra und Katrin, die jeweils mit ihren Töchtern da sind. Sie freuen sich, dass es endlich wieder eine Faschingsveranstaltung auf der Straße gibt und hoffen, dass sich die Idee in den nächsten Jahren etablieren werde. Vanessa und Kilian sind mit ihren Großeltern da. "Wir sind als Hippies verkleidet", sagt die Vierjährige. Mit ihrem Bruder und offensichtlich auch mit den Großeltern verkleidet sie sich gerne.

Wenige Erwachsene, die ohne Kinder da sind, haben sich ein Kostüm angezogen. Schon von weitem fällt daher die sehr bunte Erscheinung auf, die auf den Platz kommt. "Ich bin ja die einzige Verkleidete - das ist mir fast unangenehm", sagt Roswitha und lacht. Sie ist ein Faschingsfan und lässt sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen. In Norddeutschland, wo sie ursprünglich herkommt, sei noch weniger los an Fasching als in Bayern, sagt sie. Auf dem Geschwister-Scholl-Platz hat sie sich mit ihren Freundinnen verabredet, die sie auch nicht im Stich lassen.

Früher hätten sie auch noch ihre Männer zu den Veranstaltungen mitgeschleppt, erzählt ihre Freundin Anita. Es scheint so, dass die Frauen schon viele Jahre zusammen Fasching feiern. Wie auch die anderen Motivierten bedauern sie, dass nicht so viel los ist. Mit mehr Menschen lässt es sich doch besser feiern und auch eine Verkleidung gehört einfach zu einer ausgelassenen Atmosphäre dazu. "Komm wir gucken uns mal um jetzt. Uns wird schon niemand erkennen - wir sind ja quasi undercover unterwegs", sagt Roswitha und setzt ihrer Freundin auch eine Perücke auf. Sie lassen sich von den Showtanzgruppen mitreißen und tanzen auch noch in der Pause auf dem dann doch fast leeren Platz.

Nach dem Motto "Von wegen der Fasching ist tot" wollen die Faschingsfreunde ihn auch in Bruck wieder aufleben lassen. Es ist offensichtlich, wie viel Arbeit in der Vorbereitung und auch im Ablauf dieser ersten größeren Veranstaltung steckt. "Bis um zwei Uhr nachts wurde die Bühne und Technik aufgebaut und heute Abend müssen wir den Platz wieder komplett abbauen", sagt die Pressesprecherin Anja Völkl. Von den zusätzlichen Sicherheitsauflagen sind die Besucher nicht beeinträchtigt. Die Zufahrt zum Platz ist mit Transportern gesperrt und die vier Sicherheitsleute halten sich eher unauffällig im Hintergrund.

Bewundernswert ist, dass der Verein die Veranstaltung in der ohnehin schon stressigen Zeit organisiert. Etwa 60 Auftritte haben die beiden Garden der Faschingsfreunde in dieser Saison. "Die Veranstaltung lief wirklich super für uns. Wir haben gutes Feedback bekommen", so die Pressesprecherin. Die Idee, wieder ein buntes Treiben zu etablieren, ist zwar noch nicht zu allen faschingsbegeisterten Bruckern vorgedrungen. Für den Anfang können die Faschingsfreunde aber sehr zufrieden sein.

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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