Fürstenfeldbruck:Nächtliche Brandstiftung

Brandstiftung

Der Eingangsbereich des Hauses an der Schöngeisinger Straße ist stark beschädigt, Flure und Treppenhaus sind verrußt.

(Foto: Günther Reger)

Die Bewohner eines Brucker Mehrfamilienhauses werden durch den Feuermelder aus dem Schlaf gerissen. Sechs von ihnen ziehen sich Rauchvergiftungen oder leichte Verbrennungen zu. Die Polizei nimmt einen Tatverdächtigen fest

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ob ein Beziehungsstreit eskaliert ist, steht noch nicht fest, gilt aber als sehr wahrscheinlich. Sicher ist, dass die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Fürstenfeldbruck nur um Haaresbreite einer Katastrophe entgangen sind. In den frühen Morgenstunden wurde im Eingangsbereich des Gebäudes an der Schöngeisinger Straße Feuer gelegt. Polizeibeamten gelang es mit Hilfe von Handfeuerlöschern, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Sechs Bewohner erlitten durch den dichten Qualm und die Hitze Rauchvergiftungen oder leichte Verbrennungen und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Alle konnten die Klinik mittlerweile wieder verlassen. Ein Tatverdächtiger wurde kurz nach dem Brand festgenommen und bereits tags darauf dem Haftrichter vorgeführt.

Am Sonntag steht einigen der Bewohner des Hauses noch der Schreck ins Gesicht geschrieben. Mitten in der Nacht, um kurz nach ein Uhr in der Früh, schlägt zunächst der Rauchmelder Alarm. Dichter Qualm dingt da bereits vom Erdgeschoss in den ersten Stock. Ein Mann versucht sich ein Bild zu machen. Er erreicht das Erdgeschoss auch, sieht aber schnell, dass es für die ganze Gruppe, insgesamt halten sich zu diesem Zeitpunkt 19 Personen in dem Gebäude auf, viel zu riskant ist, das Haus an der Schöngeisinger Straße auf diesem Weg zu verlassen. Deshalb schickt er seine Mitbewohner in den rückwärtigen Teil des Obergeschosses. Ein älterer Herr, der im Erdgeschoss wohnt, versucht noch mit zwei Wassereimern, die Flammen zu bekämpfen. Als er die Tür öffnen will, verbrennt er sich die Hand, die am Sonntag dick verbunden ist. "Dass jemand so etwas macht, ist einfach nicht zu begreifen", sagt er am Sonntag und blickt fassungslos auf verkohlte Kacheln und Teppichreste. Durch die Hitzeeinwirkung sind Teile des Verputzes abgeplatzt, die Haustür ist stark beschädigt worden und elektrische Installationen sind verschmort. Dabei hatten die Bewohner noch Glück im Unglück. Der Qualm war zwar sehr dicht, die Flammen konnten von den Polizisten aber noch vor dem Eintreffen der Feuerwehren Fürstenfeldbruck, Puch, Aich und Maisach gelöscht werden. Elf Menschen, darunter drei Polizeibeamte, wurden anschließend wegen des Verdachts auf Rauchgasintoxikation vom Rettungsdienst untersucht. "Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Rauchmelder nicht ausgelöst worden wäre", sagt einer der Bewohner.

Vieles deutet darauf hin, dass ein Beziehungsstreit der Auslöser war. Denn einige Stunden zuvor hatte es am Abend Ärger zwischen einer Frau und einem Mann, wohl ihr Ex-Freund, gegeben. Der hatte sich geweigert, ihre Wohnung zu verlassen. Erst als die herbeigerufenen Polizeibeamten ihm einen Platzverweis erteilten, zog er ab. Er steht nun im Verdacht, später zurückgekehrt zu sein und eine brennbare Flüssigkeit verschüttet sowie angezündet zu haben. Er bestreitet den Vorwurf und verweigert weitere Aussagen. Am Sonntagnachmittag wurde er dem Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ. Der Fürstenfeldbrucker wird der schweren Brandstiftung beschuldigt. Die Kriminalpolizei schätzt den Schaden auf etwa 50 000 Euro und bittet Personen, die zur Tatzeit verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, sich zu melden unter Telefon 08141/612 - 0.

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