Fürstenfeldbruck:Multitalente

Fürstenfeldbruck: Auch das muss ein Landwirt können: Ein Prüfling montiert einen Stecker für eine Anhängerkupplung, der wasserdicht sein und funktionieren muss.

Auch das muss ein Landwirt können: Ein Prüfling montiert einen Stecker für eine Anhängerkupplung, der wasserdicht sein und funktionieren muss.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Berufswettbewerb stellen Landwirtschaftsazubis ihre Fähigkeiten unter Beweis, die weit über den Acker hinausreichen

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Bei den Hölzern liegen die meisten richtig, aber bei der Unterscheidung von Weizen und Tritikale tun sich einige der Teilnehmer am Kreisentscheid landwirtschaftlicher Auszubildender schon schwer. Und ganz diffizil wird es, wenn das Dinkelkorn noch in den Spelzen steckt. Das Bestimmen von Getreidesorten, Düngern und Werkstoffen ist eine von vier Aufgaben, die 50 angehende Landwirte am Dienstag im Grünen Zentrum im Fürstenfeldbrucker Stadtteil Puch absolvieren müssen. Alle zwei Jahre findet dieser Berufswettbewerb statt, in dem Fähigkeiten und Wissen der Landwirtschaftslehrlinge geprüft wird. Wer an allen Stationen eine gute Figur gemacht und die erforderliche Punktzahl erreicht hat, qualifiziert sich für den Bezirksentscheid. Wer dort durchkommt und auf Landesebene gewinnt, darf zum Bundeswettbewerb.

"Ziel dieses Wettbewerbes ist es, dass sich die Lehrlinge an die Prüfungssituation gewöhnen", sagt der Obmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Landkreis Fürstenfeldbruck, Johann Drexl. In diesem Jahr werde das Wissen über die Landwirtschaft getestet, im kommenden Jahr sei dann wieder der forstwirtschaftliche Wettbewerb dran.

Am Mittwoch verbringen die Prüflinge, neben den männlichen Landwirtschafts-Azubis sind das auch vier weibliche, fast den ganzen Tag im Grünen Zentrum. Sie stammen aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg und erledigen am Vormittag den theoretischen Teil. Dazu gehört nicht nur Wissen aus dem Beruf, den sie erlernen, sondern auch Allgemeinwissen. Danach ist jeder Wettbewerbsteilnehmer aufgefordert, einen Kurzvortrag zu halten. Dabei kann es sich, wie es Simone Strobl von der BBV-Geschäftsstelle in Dachau formuliert, auch um die Vorstellung des Betriebs handeln, in dem der Lehrling ausgebildet wird.

Logistisch ist das Grüne Zentrum auf die Teilnehmer des Kreisentscheids gut vorbereitet. Die Dachauer Kreisbäuerin Emmi Westermeier und ihr Team aus dem Kreisvorstand der Landfrauen wissen, was den jungen Landwirten so schmeckt. Deftiges für zwischendurch bereiten sie vor, denn viel Zeit für Vesperpausen bleibt den Prüflingen nicht.

"Wir wollen die Stimmung hochhalten", sagt Westermeier und verrät, dass die Klassiker wie Leberkässemmel und Bratensemmel sowie Butterbrezen die jungen Leute bei Laune halten. Aber nicht nur die Prüflinge schauen bei Emmi Westermeier vorbei, auch die Prüfer verpflegen sich im Hauswirtschaftstrakt der Landwirtschaftsschule.

Dort findet unter anderem die Bestimmungsprüfung statt, in der Michael Eisenhofer aus Erdweg insgesamt 26 Kandidaten betreut. Auf einem Tisch sind Plastik- und Glasschalen mit Sämereien oder Düngern platziert, ein Stück Messingrohr und fünf verschiedene Hölzer. Da heißt es, ganz genau hinzuschauen und die Feinheiten der Getreidekörner zu kennen. Und das in nur zehn Minuten Prüfungszeit.

Im Saal des Amtes für Landwirtschaft gegenüber, sitzen zehn angehende Bauern und montieren einen Zwölf-Volt-Stecker für eine Anhängerkupplung. Eine halbe Stunde Zeit haben sie dafür, neben jedem Prüfling sitzt ein Prüfer, der ganz genau hinschaut. Alexander Maier, Landwirtschaftsmeister aus dem Landkreis Landsberg ist einer der Prüfer. Er sagt: "Es geht dabei um die richtige Werkzeuganwendung, die Arbeitssicherheit, dass die Kabel richtig abisoliert werden und um die Funktion. Schließlich muss der Stecker wasserdicht sein, wenn man ihn verwenden will."

Die Ergebnisse der Berufsprüfung seien "auf hohem Niveau" gewesen, sagte Simone Strobel. Die beiden Besten, die zum Bezirksentscheid nach Landsberg dürfen, lagen in der Punktzahl nah beieinander. Erster wurde Johann Großmann-Neuhäusler aus dem Landkreis Dachau mit 94,6 von 100 möglichen Punkten, Zweiter Lukas Mühlbauer aus dem Kreis Pfaffenhofen mit 93,7 Punkten.

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