Fürstenfeldbruck:Mit sechs Beinen über die Hürde

Hundesport

Schräglage und mit einem Mini Australien Sheperd auf den Fersen: Der Emmeringer PSV-Sportler Fritz Haeggberg mit Kate im Slalomparcours.

(Foto: Günther Reger)

Zweierteams aus Hund und Herrchen oder Frauchen wollen bayerischer Meister im Turnierhundesport werden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Eine Hürde fällt zu Boden. Und einen Moment lang weicht der Hund kurz von der Seite des Hundehalters, der in Fußballschuhen ebenfalls durch den Parcours sprintet. Das gibt Punktabzüge. Die Punktrichterin signalisiert das mit zwei hochgereckten Fingern und bestätigt damit die Sichtweise von Immo Looschen. Der Vorsitzende des Brucker Polizeischutzhundevereins ruft am Sonntagvormittag an einem der Wettkampfstände die Teilnehmer zum Start bei Slalom und Hürdenlauf und hilft bei der Eingabe der Ergebnisse. Der mehrfache Deutsche Meister ist diesmal nicht selbst am Start, weil sein Hund nach einer Achillessehnen-Operation noch nicht vollständig genesen ist. Eigentlich sei er ganz froh, diesmal nicht selbst starten zu können. So kann er sich ganz auf die Organisation der Bayerischen Meisterschaften im Turnierhundesport konzentrieren. Unterstützt wird er von 63 Helfern des 280 Mitglieder zählenden und im Ortsteil Lindach ansässigen Vereins. Die Fußball- und Trainingsplätze des SC Fürstenfeldbruck an der Klosterstraße bieten an den beiden Wettkampftagen ideale Bedingungen.

Am Sonntag hat es pünktlich zu den Geländeläufen zum Schütten angefangen. Für die Zwei- und Vierbeiner ist das eher eine willkommene Abkühlung, denn Hundesport ist durchaus schweißtreibend - auch für die Hundehalter, die körperlich fit sein müssen. Sie haben sich in mehreren Runden für diese Bayerische Meisterschaft qualifiziert. Fritz Haeggberg, 55, ist einer der sechs Teilnehmer aus den Reihen des gastgebenden PSV. An seiner Seite ist die sieben Jahre alte Kate, ein Mini-Australian-Sheperd. Wie er zum Turnierhundesport gekommen sei? Alles fing an, als seine damals zwölf Jahre alte Tochter Lena sich einen Hund wünschte. Während der Hundeschulung beim PSV erkannte Fritz Haeggberg, dass Kate, der "Hütehund", großen Gefallen fand an Übungen und sehr lernbegierig war. Vor fünf Jahren stieg Haeggberg deshalb in den Turnierhundesport ein, 2014 nahm er bereits an seiner ersten bayerischen Meisterschaft teil. Am Samstag hat sich das ehrgeizige und topfitte Team beim Combinations-Speed-Cup für die Endläufe am Sonntag qualifiziert, beim K.o.-Cup schaffte es im Feld der 16 Teilnehmer einen sehr guten dritten Platz. "Das ist schon ein Erfolg", so Fritz Haeggberg, der am späten Vormittag den Slalomlauf ebenfalls in einer vorzüglichen Zeit absolviert - mit 15,91 Sekunden liegt er auch dort in der Spitzengruppe. Für Kate gibt es ausgiebige Streicheleinheiten, viel Lob und ein paar Leckerlies obendrauf. Peter Mahr, Obmann für Turnier und Sport in Bayern, freut sich über das hohe Niveau in Fürstenfeldbruck. Jeweils in sechs Altersklassen treten Frauen und Männer mit ihren Hunden an. Beim Geländelauf am Samstag hat Mahr auch den Sieg der favorisierten siebenfachen Deutschen Meisterin und PSV-Ausbildungsleiterin Dörte Tietgen-Pinther über die 2000-Meter-Distanz in der Altersklasse bis 50 Jahre gesehen. Insgesamt waren über diese Distanz 53 Teams am Start.

Bestandteile der Wertungsprüfungen sind auch ein Geländelauf über 5000 Meter (17 Teilnehmer), Vierkämpfe der Kategorien II und III, jeweils mit Gehorsamsübung, zweimaligem Slalomlauf, Hürdenlauf sowie Hindernislauf (insgesamt 73 Teilnehmer) sowie der Combinations-Speed-Cup. Zugelassen waren wieder alle mindestens 15 Monate alte Hunderassen und auch Mischlinge, die die erfolgreiche Teilnahme an einer Begleithundeprüfung und einem Verhaltenstest vorweisen können. Besonders erfolgreich sind erfahrungsgemäß mittelgroße Hunde vom Schlage eines Belgischen Schäferhunds. Jedes Team hat seine eigene Art und Weise entwickelt, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Manche sprinten noch mal auf dem Aufwärmgelände um Slalomstangen herum. Dort sind Leckerlies als Lockmittel erlaubt, um den Hund immer eng an der Seite des Hundeführers zu halten. Später, wenn es ernst wird und per Lichtschranke auf die Hundertstelsekunde genau gemessen wird, sind diese tabu. Andere Hundebesitzer haben nach Worten Mahrs andere "Rituale" entwickelt, manche ziehen sich mit dem Hund auch auf entferntere Winkel oder unter einen der aufgebauten Pavillons zurück und sammeln Kraft und Konzentration. Vor allem Letztere ist gefragt bei der Gehorsamsprüfung. Ein noch nicht ganz so erfahrener Dalmatiner folgt gerade seiner Hundehalterin unter den kritischen Augen der beiden Kampfrichter. Zwar befolgt er die Kommandos "Sitz" und Platz" und wechselt auf Befehl auch auf die andere Seite der Frau. Als diese sich aber gemäß der gegebenen "Sichtzeichen" der Kampfrichter von dem Hund entfernt, lässt dieser sie kurz "links liegen" und den Blick derweil über das weitläufige Gelände mit all den interessanten Kollegen und Menschen schweifen. "Auch das gibt Punktabzug", erklärt Mahr. Denn bei einer Bayerischen Meisterschaft müssen hohe Maßstäbe angelegt werden. Da entscheidet manchmal auch die Tagesform und die Konzentration von Zweibeiner und Vierbeiner.

Ergebnisse im Internet unter blv-hundesport.de

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