Fürstenfeldbruck:Mit der Kraft des Wassers über Brucker Straßen

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Stadtwerke schaffen Elektroauto an, das ausschließlich mit Naturstrom betrieben wird. Die Stadt will dem Beispiel bald folgen.

Stefan Salger

Für eines ihrer Dienstfahrzeuge stellen die Stadtwerke den Treibstoff künftig selbst her: Der viersitzige Mitsubishi "i-Miev", den Stadtwerkechef Karl Heinz Schönenborn am Dienstag präsentierte, tankt nachhaltig per Wasserkraft produzierten Strom. Er ist das erste Elektromobil im Besitz der Stadtwerke und soll - schadstofffrei, CO2-neutral und leise - im gesamten Versorgungsgebiet zwischen Geltendorf, Mammendorf und Inning unterwegs sein. An Wochenenden soll es zudem für Probefahrten an größere gewerbliche Kunden verliehen werden. Für uns ist das Neuland", räumte Schönenborn bei der öffentlichen Vorstellung ein. Er will die Anschaffung auch als Signal verstanden wissen, dass die Stadt ihre "hochgesteckten Ziele beim Klimaschutz" ernst nimmt: "Denn etwa ein Drittel unserer CO2-Emissionen entfällt auf den Bereich Verkehr". Wenn der mit 67 PS mehr als ordentlich motorisierte Flitzer nicht unterwegs ist, dann steht er künftig auf dem grün markierten Parkplatz kurz hinter der Zufahrt zum Gelände an der Bullachstraße, gegenüber der Stadtbibliothek. Dort ist zudem eine öffentlich zugängliche Elektrozapfsäule installiert, wie es sie in ähnlicher Form bereits vor der Firma ESG an der Livry-Gargan-Straße gibt. Zunächst für zwei Jahre haben die Stadtwerke den i-Miev (Mitsubishi innovative electric Vehicle) geleast. Das Auto gehört zur ersten Generation der in Großserie produzierten und vollwertig einsetzbaren Elektrofahrzeuge und absolvierte auch den obligatorischen Crashtest des ADAC erfolgreich. Je nach Fahrweise und Zuschaltung von Stromfressern wie Klimaanlage oder Heizung können bis zu 150 Kilometer am Stück zurückgelegt werden, bevor das Auto an die Steckdose muss. Ein zusätzlicher Verbrennungsmotor, wie er bei Hybridmodellen à la Toyota Prius zum Einsatz kommt, ist aus Kosten- und Gewichtsgründen nicht an Bord. Der i-Miev ist also so etwas wie die "reine Lehre" der Elektromobilität. Auch die freilich hat ihren Preis: Rund 35 000 Euro und damit mehr als doppelt so viel wie eine vergleichbare, benzinbetriebene Variante, kostet der Kleinwagen. Auf die sehr teuren Akkus gibt es eine Garantie von fünf Jahren oder 100 000 Kilometern. Idealismus bei Pendlern oder Zweitwagenbesitzern sei also schon gefragt, sagte Ulrike Strauch, Klima- und Energiebeauftragte von Stadt und Stadtwerken. Rein ökonomisch, das weiß auch Schönenborn, ist der Elektroantrieb also angesichts der hohen Anschaffungskosten noch nicht konkurrenzfähig - auch wenn der reine Betrieb mit gut drei Euro auf hundert Kilometer sehr günstig ist. Trotz der schwierigen Finanzlage sei die Stadt gewillt, dem guten Beispiel der "Tochter" zu folgen, beteuerte OB Sepp Kellerer (CSU). Im März hatten die Grünen beantragt, ein Elektroauto anzuschaffen, wenn künftig ein Dienstwagen ersetzt werden muss. "Ein paar müssen anfangen und was riskieren", findet auch Kellerer mit Blick auf die wegen geringer Stückzahlen hohen Kosten. Die Säule, an der zwei Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden können, ist für alle Kunden der Stadtwerke zugänglich. Die mit einer Flatrate von 10 bis 30 Euro pro Jahr geladenen Chipkarten gibt es bei der Stadtwerkekasse. Bargeldfrei aufgeladen werden kann damit auch an Säulen anderer, dem Verbund "ladenetz.de" angeschlossenen Stadtwerken. Rund sechs Stunden dauert es, bis ein leerer Akku an der Säule oder zu Hause an der Steckdose komplett gefüllt ist. Ein aktuell noch nicht erhältlicher Schnellladeadapter soll diese Zeit bald halbieren. Die Stadtwerke wollen erreichen, dass die Zahl der zugelassenen reinen Elektroautos von landkreisweit unter 20 ansteigt und sich der Elektroantrieb auch bei Zweirädern durchsetzt. Deshalb bezuschussen sie entsprechende Anschaffungen ihrer Naturstromkunden. So gibt es bis Ende des Jahres je 500 Euro für ein Elektroauto (bis zu fünf Fahrzeuge), 100 Euro pro Elektroroller (bis zu zehn Fahrzeuge) und 50 Euro pro Elektrofahrrad (bis zu 130 Räder).

© SZ vom 24.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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