Fürstenfeldbruck:Mehr Wir-Gefühl

SCF

Gegenkandidaten für den Amtsinhaber: Andreas Conrad (links) und Markus Ließ möchten das neue Führungsteam beim SC Fürstenfeldbruck werden.

(Foto: Günther Reger)

Beim SC Fürstenfeldbruck regt sich Unmut. Viele Mitglieder sind mit der Amtsführung von Präsident Jakob Ettner unzufrieden. Nun gibt dessen vormaliger Stellvertreter Andreas Conrad seine Kandidatur bekannt

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Das Bild sprach Bände: Frank Demmer und Johannes Mühlberger hatten am Samstagnachmittag eilig zwei Mass herbeigeholt und eilten damit gleich nach dem Schlusspfiff zu den Fußballern aufs Spielfeld. Freudetrunken darüber, dass der Sportclub aus Fürstenfeldbruck soeben das Derby gegen den Sportclub aus Oberweikertshofen 3:0 gewonnen hatte. Demmer und Mühlberger haben ihre Söhne im Team. Demmer und Mühlberger waren auch mal Vizepräsidenten des SC Fürstenfeldbruck. Der amtierende Vereinschef Jakob Ettner stand derweil in einer anderen Ecke des Stadions. Könnte das ein Fingerzeig auf die künftigen Kräfteverhältnisse im Verein gewesen sein?

Sicher ist seit Donnerstag, dass sich beim SCF eine Opposition formiert hat. Andreas Conrad, der in Ettners bislang zweijähriger Amtszeit zeitweise Vizepräsident war, gab seine Kandidatur für den Vorsitz bekannt. Als sein Stellvertreter stellt sich Markus Ließ zur Verfügung. Das ganze Team wolle er dann bei der anstehenden Jahreshauptversammlung vorstellen, sagt Conrad. Dem Vernehmen nach gehören dazu auch ein oder mehrere frühere Präsidiumsmitglieder. Auch ein amtierender Stadtrat, so ist zu hören, soll als Beisitzer kandidieren. Es wird wohl zu einer Kampfabstimmung kommen, denn auch Ettner will weitermachen.

Die Versammlung sollte eigentlich längst stattgefunden haben, im ersten Quartal des Jahres, so schreibt es die Vereinssatzung vor. Obwohl Wahlen auf der Tagesordnung stehen, gibt es noch nicht einmal einen Termin. Ist die Situation in zwei Wochen unverändert, will Conrad Unterschriften im Verein sammeln, um einen solchen zu erzwingen. Zwanzig Prozent der Mitglieder müssten dies beantragen. Ettner hatte bislang nur bestätigt, dass der Zeitpunkt der Versammlung noch nicht feststehe. Er nannte keine Gründe.

Es regt sich Unmut unter den Mitgliedern über die Vereinsführung Ettners. Der war vor zwei Jahren mit 77 Prozent der Stimmen gewählt worden. Der Verein stand kurz vor der Insolvenz. Ettner, der auch noch Jugendleiter im Verein ist und einen Kunstrasenplatz bauen ließ, versucht seither die Schulden abzutragen und den Verein zu retten. Er vertraut nur wenigen. Das Verhältnis zu Conrad ist zerbrochen. Ettner hat Conrad angezeigt, Conrad hat Ettner angezeigt. Zwei Fußballer hatten jüngst ausstehende Zahlungen eingeklagt. Auch zwei ehemalige Präsidiumsmitglieder, die als Bürgen für ein Privatdarlehen an den SCF, das Ettner aufkündigte, in Anspruch genommen werden, wollen klagen.

Andreas Conrad, 48, der in Fürstenfeldbruck einen Getränkemarkt führt, sagt, er wolle "wieder einen offenen, freundlichen Verein" aus dem SCF machen. Er möchte, dass man "zum SCF geht und sich wohl fühlt". Im Moment gebe es dort "kein Vereinsleben". Jede Sparte - nach der Demission von Tischtennis- und Badmintonspielern besteht der SCF nur noch aus den Fußballabteilungen Männer, Frauen, Jugend und Alte Liga - führe ihr eigenes Leben, es gebe keine vereinsübergreifenden Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern, Tage der offenen Tür - nichts. Es herrsche ein Klima der Angst vor. Markus Ließ sagt: Es solle "wieder ein Miteinander sein. Wir brauchen ein Wir-Gefühl." Der 46 Jahre alte Versicherungsfachmann begann als B-Jugendlicher beim SCF zu kicken, nachdem die Familie aus Salzgitter nach Bayern gekommen war. Bis 1996 gehörte er dann der ersten Männermannschaft an, danach verdingte er sich als Spielertrainer in Geiselbullach, Aufkirchen, Sulzemoos. Inzwischen spielt er in der Alten Liga des SCF.

Langfristig solle der Brucker Sportclub wieder in die Lage versetzt werden, in der Bayernliga zu spielen, kündigt Conrad an. Er spricht von "zwei Großsponsoren", die sich im Falle seiner Wahl finanziell im Verein engagieren würden. Zwischenzeitlich hatte auch Ließ' Kollege aus dem Alte-Liga-Team, Thomas Griesgraber, Interesse am Präsidentenamt bekundet, sich aber wieder zurückgezogen. Auch um die Rückkehr von Oberweikertshofens Manager Ulrich Bergmann nach Fürstenfeldbruck hatte Conrad sich bemüht. Bergmann aber sagte ab. Er war schon mal SCF-Präsident gewesen, Anfang der Neunzigerjahre. Ehe man ihn vom Hof jagte.

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