Fürstenfeldbruck:Masern breiten sich aus

Erst fühlt es sich an wie eine Erkältung, dann zeigen sich rote Flecken auf dem Körper. Während 2012 nur zwei Erkrankte im Landkreis gemeldet wurden, waren es im vergangenen Jahr 29 Personen.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Es ist ein rasanter Anstieg: Einer Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge wurden im Jahr 2013 im Landkreis Fürstenfeldbruck 29 Menschen gemeldet, die an Masern erkrankten, im Jahr davor waren es lediglich zwei Personen. Zum Vergleich: Anno 2011 lag die Zahl der gemeldeten Erkrankten bei neun Menschen, 2006 bei null, im Jahr 2002 bei 53.

Doch es handelt sich nicht um ein landkreisspezifisches Phänomen: So häuften sich die Erkrankungsfälle einer Mitteilung der Innungskrankenkasse IKK classic in ganz Bayern seit Anfang April vergangenen Jahres, davor seien Masern-Fälle nur sporadisch aufgetreten. In der Tat: Nach den statistischen Erhebungen des RKI ist im benachbarten Landkreis Dachau ebenso ein Anstieg zu verzeichnen. Von keinem Erkrankten im Jahr 2012 auf 36 Masernkranke im darauffolgenden Jahr. Und in München ist der Unterschied noch gewaltiger: Wurden 2012 sechs Fälle von Masern gemeldet, waren es im Folgejahr 306 Fälle.

"Die meisten Ansteckungen im Landkreis Fürstenfeldbruck waren im zweiten Quartal 2013 zu beobachten", heißt es in der Pressemitteilung der IKK. Rudolf Summer, Amtsarzt vom Gesundheitsamt Fürstenfeldbruck, kann diesen rasanten Anstieg bestätigen. Und was ist der Grund dafür? "Wenn ein Erreger in ein ungeschütztes Kollektiv von Menschen einbricht, kann es zu Ansteckungen und damit zu Erkrankungen kommen." Will sagen: Trifft ein Masernkranker auf Personen, die entweder nicht immun oder aber nicht geimpft sind, kann die Krankheit übertragen werden.

Der Zeitraum, in dem sich dieser Anstieg ereigne, sei jedoch "reiner Zufall". "Es ist nur eine Frage der Zeit, das hätte auch 2015 passieren können." Und auch er stellt klar, dass es sich hier nicht um ein landkreisspezifisches Phänomen handle. Dennoch: Dem Experten zufolge häufen sich die sogenannten "ungeschützten Personenkollektive", also Menschen ohne Schutzimpfung, an zwei bestimmten, mittelgroßen Orten im Landkreis. Um welche Orte es sich jedoch genau handelt, darüber will Summer nicht sprechen. Seinen Informationen zufolge hat sich ein Großteil der in Fürstenfeldbruck gemeldeten Krankheitsfälle in München angesteckt.

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit: Sie sind extrem ansteckend, die Viren werden beim Sprechen, Husten oder Niesen übertragen. Die Viren lösen zuerst hohes Fieber aus ebenso wie Husten und Schnupfen, oft kommt es auch zu einer Bindehautentzündung. Und dann kommt der Ausschlag: Hinter den Ohren beginnend breitet er sich schließlich über den ganzen Körper aus.

Die Krankheit kann schlimme Konsequenzen nach sich ziehen: So kann es zu Hirnentzündungen mit Todesfolge oder bleibenden Hirnschäden kommen. Auch eine schleichende Hirnentzündung ist denkbar, die eventuell erst nach Jahren zu massiven Symptomen wie dem Ausfall der Funktionen der Großhirnrinde führen kann. Auch Mittelohr- und Lungenentzündungen können auftreten. In Anbetracht dieser Risiken rät der Amtsarzt zu einer Impfung.

Auch IKK und RKI empfehlen diesen Schutz, eine erste Impfung für Kleinkinder soll laut RKI im Alter von elf bis 14 Monaten erfolgen, die zweite dann zwischen dem 15. und dem 23. Lebensmonat. Doch es sind nicht nur Kinder betroffen. In Bayern waren 41 Prozent der im vergangenen Jahr an Masern Erkrankten älter als 20 Jahre.

Die IKK rät deshalb: "Gerade Jugendliche mit Lücken im Impfschutz und Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden, sollten ihren Schutz prüfen und auffrischen lassen. Summer vom Gesundheitsamt zufolge liegt die Masern-Impfquote im Landkreis durchaus "in vergleichbarer Höhe zu den anderen Landkreisen um München".

Bei einer Impfbuchkontrolle des hiesigen Gesundheitsamtes im Juni vergangenen Jahres, die in den sechsten Klassen stattfand, kam man zu folgendem Ergebnis: Eine vollständige Immunisierung gegen Masern haben 90 Prozent der Kinder, sechs Prozent sind wenigstens einmal geimpft und vier Prozent sind ungeschützt.

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