Fürstenfeldbruck:Martin Runge attackiert die CSU

Fürstenfeldbruck: Liedermacher Sepp Raith unterstützt die Wahlveranstaltung der BBV und der Grünen im kleinen Festzelt.

Liedermacher Sepp Raith unterstützt die Wahlveranstaltung der BBV und der Grünen im kleinen Festzelt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Brucker OB-Kandidat von BBV und Grünen kreidet den Christsozialen Versäumnisse zu Lasten der Bürger an

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Scharfe Angriffe auf die CSU haben BBV und Grüne bei ihrer jüngsten Wahlkampfveranstaltung in Fürstenfeldbruck geführt. Die CSU habe Bayern zur Beute gemacht, deshalb gelte es zu verhindern, dass sie auch in Bruck wieder regiere, sagte Martin Runge, der gemeinsame OB-Kandidat der beiden Parteien. Zuvor hatte Stadtrat Jan Halbauer (Grüne) mit den Schwarzen abgerechnet: Er sprach von Jahren "voller Bausünden und voller verfehlter Stadtpolitik", die bei der Wahl 2014 durch den Erfolg von Klaus Pleil (BBV) beendet worden seien. Das BBV-Motto "Brucker Frühling" passte nicht zu den kühlen Außentemperaturen, dennoch kamen mehr als 80 Besucher in das Zirkuszelt auf dem Volksfestplatz. Dort heizten Halbauer, BBV-Fraktionschef Klaus Quinten und der Liedermacher Sepp Raith dem Publikum ein, durchaus launig und mit Ironie gegenüber dem eigenen Kandidaten. Quinten rieb Runge dessen Liebe zum Detail unter die Nase, bevor dieser die Bühne erklomm.

Er sei weder auf der Flucht vor dem Gröbenzeller Bürgermeister noch vor seiner Frau, sondern das politische Geschäft und Wahlkämpfe machten ihm Freude, begann Runge, der derzeit als Zweiter Bürgermeister in Gröbenzell amtiert. Kurz vor Pleils Urlaub vor zwei Jahren, in dem dieser eine schwere Herzattacke erlitt, hätten sie noch abgesprochen, Landrat Thomas Karmasin (CSU) in die Zange zu nehmen, erzählte Runge, weil der die Kreisumlage auf Kosten der Kommune hochhalte und wegen seines Umgangs mit Flüchtlingen. "Ich möchte in Bruck fortsetzen, was unter Pleil begonnen worden ist", sagte Runge.

Inhaltlich beschränkte sich der OB-Kandidat auf die Konversion des Fliegerhorsts, die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge sowie den Ausbau der S 4. Bei allen drei Themen warf Runge der CSU schwere Versäumnisse zu Lasten der Bürger vor. So habe der damalige OB Sepp Kellerer (CSU) geschwiegen, als die Staatsregierung den Ausbau der Bahnlinie 2010 zugunsten des zweiten S-Bahntunnels "den Garaus machte". Vielleicht wäre das zu verhindern gewesen, hätte es vorher einen Aufschrei gegeben. Zumindest hätten die Landkreis-Abgeordneten aus CSU und SPD dann nicht einfach zustimmen können. Stattdessen werde es nun "massive Verschlechterungen" für die Pendler geben. Als OB werde er "gegenhalten", versprach Runge.

Was die Aufnahme von Asylbewerbern betreffe, so habe Bruck wesentlich mehr Menschen aufgenommen, als vorgeschrieben sind. Das sei insofern in Ordnung, als Oberbayern reich und die Infrastruktur auf dem Fliegerhorst vorhanden sei. Aber die Staatsregierung habe versprochen, nur in Übereinstimmung mit der Stadt zu handeln, maximal 600 Menschen und für vier Jahre dort unterzubringen. Die Regierung habe sich nicht daran gehalten und lasse überall die Kommunen auf den Kosten sitzen. Grundsätzlich kritisierte Runge die lange Unterbringung der Flüchtlinge in Massenunterkünften: "Das fördert nicht die Integration." Er rügte "Zwangsumzüge", die das Landratsamt anordne, und die Abschiebung von Menschen nach Afghanistan. "Da ist die Staatsregierung vorne dran, um rechtsaußen zu punkten."

Was die Konversion des Fliegerhorstes betrifft, rügte der OB-Kandidat von BBV und Grünen eine "hoch gegriffene Planung" der Stadt mit bis zu 5000 Neubürgern und 2000 Arbeitsplätzen. Notwendig seien günstige Wohnungen, etwa für Kinderpflegerinnen, Krankenschwestern und Polizisten, aber es dürfe kein "Siedlungsbrei" entstehen. Darum warnte Runge vor einem Zusammenwachsen von Emmering, Bruck und Olching. Er habe aber auch "ganz große Kritik an den Maisacher Plänen" mit Bezug auf das Fahrtraining von BMW. Auf dem Gelände seien nächtliche Events geplant und Aufpralltests mit Autos. "Schon jetzt ist es in Teilen von Gernlinden und Maisach höllisch laut", sagte Runge. Den Vorschlag des CSU-Kandidaten Erich Raff, die BMW-Anlage in Richtung Gernlinden zu verschieben, wies Runge deshalb zurück.

Durchaus positiv bezog sich Runge auf eine Abmachung zwischen BMW und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, wonach der Konzern auf dem Fliegerhorst 130 Hektar zum Quadratmeterpreis von etwa sechs Euro bekäme. Auf der Grundlage könne die Stadt verhandeln, Bereiche kaufen und die Schwimmhalle auf dem Fliegerhorstareal bald für alle Bürger öffnen. An dem Punkt ging Quinten dazwischen und stellte dem Redner ein Bier aufs Pult. Runge deutete das Signal richtig und endete seine Rede mit dem Hinweis, die CSU sei klarer Favorit bei der OB-Wahl am 7. Mai, darum müsse man jetzt "die Ärmel hochkrempeln und kämpfen".

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