Fürstenfeldbruck:Lotse durch den Behördendschungel

BFS

Freuen sich über das erfolgreiche Vermittlungsprojekt: Karen Adomeit (von links), Gerhard Ege, Barbara Wenzl und Bernd Rieder.

(Foto: Reger)

Der Verein Sprint zieht für sein Projekt "Brucker Familienstart" eine positive Zwischenbilanz

Von Felix Reuß, Fürstenfeldbruck

Von Brücken und Mauern, die gebaut und überwunden wurden, spricht Manfred Fock vom Verein Sprint. Nach neun Monaten Laufzeit zog der Geschäftsführer des Vereins für Sozialpädagogische Resozialisierungs- und Integrationsangebote ein positives Zwischenfazit für das Projekt "Brucker Familienstart". Dabei hatte er nicht nur Lob für die Betreuungsarbeit seines Vereins übrig, sondern auch für seinen Partner, das Brucker Jobcenter. Dieses "überstellt" nämlich förderungsbedürftige Familien an Sprint, wenn eine Job-Vermittlung von vornherein aufgrund fehlender Berufsabschlüsse, Sprachkenntnisse oder schlicht vom Zeitaufwand der Alleinerziehenden und Erziehenden her nicht infrage kommt. Bisher sei das Projekt auch bei seinen Mitarbeitern sehr gut angekommen, meinte Harald Mayer, der im Jobcenter für die Jugend- und Integrationsarbeit zuständig ist. Er vertrat die erst seit zwei Monaten im Amt befindliche Geschäftsführerin Claudia Baubkus. Ebenfalls anwesend waren Bernd Rieder und Gerhard Ege für die Jugendsozialstiftung in Gröbenzell, die das Projekt durch Mittel und Geist unterstützen.

Derzeit ist Integration ein wichtiges Thema, auch die Stadt Fürstenfeldbruck versucht, möglichst viele Flüchtlinge einzugliedern. Vor allem beim Überwinden der Sprachbarriere trägt der Brucker Familienstart seinen Teil durch das Vermitteln von in diesen Tagen meist ausgebuchten Sprachkursen bei. Dennoch solle die Nationalität für das Projekt keine Rolle spielen, auf die richtige Gewichtung von deutschen und Migrantenfamilien komme es an, sagte Mayer. Unabhängig von der Flüchtlingssituation ist dann durch Intensivierung der Zusammenarbeit des sozialen Vereins mit dem Jobcenter im vergangenen September Jahres das Projekt ins Leben gerufen worden. Schon seit zehn Jahren sind der gemeinnützige Verein und die staatliche Arbeitsvermittlung sehr gut miteinander vernetzt. Eine Fortsetzung und eventuellen Ausbau dieser Kooperation könne sich der Jobcenter-Teamleiter auch vorstellen, das Budget habe man.

Zunächst bestand die Aufgabe für die beiden zuständigen Mitarbeiterinnen Barbara Wenzl und Karen Adomeit darin, festzustellen, in welchem Bereich die jeweils betroffene Familie individuelle Hilfe nötig hat. So nannte Wenzl Themen wie die Kinderbetreuung, Wohnungssuche oder auch psychische Probleme. Sie betonte die Wichtigkeit der Netzwerkarbeit in der Region, wie mit dem Jugendamt, der Caritas und dem Brucker Kinderhaus. Primär sei nicht der Gang zum Arbeitsamt oder Kindergarten problematisch, sondern das fristgerechte Ausfüllen von Anträgen und Anmeldungen. Dabei erhalten Eltern Unterstützung von Sprint, damit sie sich aus dem Bürokratiedschungel befreien und zurück in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt kommen können, ohne dabei ihre Kinder zu vernachlässigen.

Doch in manchen Fällen reicht auch das nicht. Sollte jemand psychische Probleme haben, müssen diese erkannt und an einen Arzt weitergegeben werden. Das Wichtigste sei die persönliche Beziehung, die man aufbaue, zum einen aus Vertrauensgründen, zum anderen weil man nur dann die Probleme wirklich bemerke, so Barbara Wenzl. Bislang sind 16 Familien mit Sprint zur Förderung in Kontakt, normalerweise braucht es dann sechs Monate Zeit zum Klären der Problemfragen. "Für uns war es unerwartet, dass die Leute so bereit sind, Hilfe anzunehmen", sagte Karen Adomeit. Für sie selbst seien Vorurteile wie das des "Sozialschmarotzers" durch die eingehende Beschäftigung mit den Familien eindeutig widerlegt worden. Für alle Beteiligten stehe eine Laufzeiterweiterung des Familienstarts nichts mehr im Wege, außerdem sei man auch einem Ausbau des Konzeptes nicht abgeneigt.

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