Brucker Schulen:Begehrte Lehranstalten

Brucker Schulen: Die Turnhalle des Viscardi-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck ist bereits für die Aufnahme von Flüchtlingen vorgesehen, ist am Freitag aber noch nicht bezogen.

Die Turnhalle des Viscardi-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck ist bereits für die Aufnahme von Flüchtlingen vorgesehen, ist am Freitag aber noch nicht bezogen.

(Foto: Günther Reger)

Die Fach- und Berufsoberschule und das Viscardi-Gymnasium haben eines gemeinsam: Sie können sich vor Schülern kaum retten. Nun will der Landkreis lenkend eingreifen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Landkreis hat Probleme mit zwei Schulen, die aus allen Nähten platzen. Die Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) in Fürstenfeldbruck ist, obwohl sie erst zum Schuljahresanfang einen Erweiterungsbau in Betrieb genommen hatte, längst wieder überfüllt. Und das Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck trotzt dem Trend, wonach die Schülerzahlen an den Landkreisgymnasien ein wenig rückläufig sind: Zum neuen Schuljahr muss es fast 200 Fünftklässler aufnehmen - so viele wie kein anderes. Der Landkreis erwägt nun, die Schüler vom Schuljahr 2016/2017 an innerhalb Fürstenfeldbrucks, wo es zwei Gymnasien gibt, umzuverteilen.

Damit würde der Landkreis auch die Errichtung eines zweistöckigen Pavillons am Viscardi-Gymnasium wieder in Frage stellen, für den die politischen Gremien bereits 2,5 Millionen Euro bereit gestellt hatten. Der zuständige Kulturausschuss des Kreistags wird sich an diesem Montagnachmittag mit der Sache befassen. Das Recht auf freie Schulwahl bei den weiterführenden Schulen gelte "nicht uneingeschränkt", teilt die Kreisverwaltung den Kreisräten vorab mit und verweist auf die Stadt München, in der "Zuweisungen gängige Praxis" seien.

Unterstützung erhofft sich der Landkreis vom Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Oberbayern-West, Stephan Zahlhaas. Von dessen Stellungnahme will Landrat Thomas Karmasin (CSU) die Entscheidung für oder wider Pavillon abhängig machen. In einem Schreiben an Zahlhaas macht Karmasin sein Interesse an einer "gleichmäßigen Auslastung der beiden Brucker Gymnasien" deutlich. Gleichzeitig bittet er den Ministerialbeauftragten "um Unterstützung für eine gegebenenfalls notwendige Umverteilung" von Schülern, falls die Schulleitungen keinen Ausgleich herbeiführen könnten. Für vertretbar hält Karmasin am Viscardi-Gymnasium maximal fünf bis sechs Eingangsklassen.

Im neuen Schuljahr, das am 15. September beginnt, werden es zum vierten Mal in fünf Jahren sieben sein. Das hat zur Folge, dass auch die weiteren Jahrgänge als Klassen a bis g geführt werden müssen. Mit derzeit 1263 Schülerinnen und Schülern ist das Gymnasium im Brucker Westen, das in einem schmucklosen Siebzigerjahre-Bau beheimatet ist und seit Jahren saniert wird, das größte im Landkreis und nicht mehr weit von jener Marke von 1365 Schülern entfernt, die ein Szenario der Schulentwicklungsplanung als Maximum errechnet hatte - allerdings erst für das Jahr 2025. Gleichzeitig erlebt das benachbarte Graf-Rasso-Gymnasium, das 2008 ins damals neue Schulzentrum auf dem Tulpenfeld umgezogen ist, zum neuen Schuljahr einen Einbruch: Dort werden nur noch drei fünfte Klassen gebildet: a bis c - so wenige wie noch nie. In den vergangenen Jahren waren es jeweils fünf gewesen.

Im Falle der Fach- und Berufsoberschule kommt eine Abweisung indes kaum in Frage, obwohl fast 36 Prozent der Schüler nicht aus dem Brucker Landkreis kommen. "Da gibt es wenig Alternativen. Das Raumproblem gibt es auch an anderen Fachoberschulen", sagt Günther Sigl, für die Schulen zuständiger Referatsleiter im Landratsamt. Die FOS/BOS, die neben dem Rasso auf dem Tulpenfeld zu Hause ist, verzeichnete in den vergangenen Jahren ein immenses Wachstum, weil der Weg zum Abitur über die sogenannten beruflichen Oberschulen immer beliebter wird. Seit 2008 stieg die Schülerzahl um 63 Prozent auf nunmehr 1353. Die Zahl der Schüler aus Nachbarlandkreisen erhöhte sich im gleichen Zeitraum sogar um 160 Prozent. Im Landratsamt hält man damit eine Größenordnung für erreicht, die "im bestehenden Gebäude nicht mehr adäquat unterzubringen ist". Zuletzt nutzte die Schule auch drei Räume des Gymnasiums.

Entlastung erhofft man sich vom neuen Standort in Starnberg, der nun mit zwei FOS- und zwei BOS-Klassen startet. Entlastung könnte auch eine seit mehreren Jahren diskutierte zweite Fachoberschule im Landkreis Fürstenfeldbruck bringen. Bei der Einschreibung im März waren potenzielle Standorte mit abgefragt worden, dabei erwies sich jener in Germering als der beliebteste. Probeeinschreibungen gelten als probates Mittel für die Abschätzung des künftigen Bedarfs. Prognosen für Fach- und Berufsoberschulen gelten ansonsten als schwierig, weil die Schüler diese Schulform in nur zwei oder drei Jahren durchlaufen und die Nachfrage dort auch von der Lage auf dem Arbeitsmarkt abhängt. Die Kreisverwaltung gibt deshalb vor der Ausschusssitzung auch zu bedenken, ob der Landkreis Fürstenfeldbruck mit einem Neubau ein Problem lösen sollte, das vor allem durch fehlende Standorte in angrenzenden Kommunen entstanden ist.

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