Fürstenfeldbruck:Lichter für den Frieden

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In Fürstenfeldbruck demonstrieren 250 Menschen gegen Krieg und Gewalt gegenüber Flüchtlingen

Von Lena von Holt, Fürstenfeldbruck

"In dieser schwierigen Zeit dürfen wir nicht aufgeben", sagt Alexandra Zinner aus Eichenau. Deshalb ist die 56-Jährige an diesem Abend Teil der Lichterkette in Fürstenfeldbruck. Sie sei hier, sagt sie, weil man den negativen Kräften in der Gesellschaft entgegenwirken müsse. Genau wie über 250 andere Menschen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck, ist sie an diesem Dienstagabend gekommen, um ein Zeichen zu setzen: für Frieden, Zusammenhalt und ein respektvolles Miteinander.

"Wir sollten dankbarer sein, dass hier Frieden ist. Es könnte auch anders sein", sagt die zwölfjährige Maxima, die zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter aus Grafrath auf den Hauptplatz vor der Sparkasse gekommen ist. Mit ihrer Teilnahme an der Menschen-Lichterkette wollen sie Solidarität zeigen.

Dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, weiß auch Samer Alsaed. In seinen Händen hält er eine Kerze, die plötzlich vom Wind ausgeweht wird. Seit einem Monate wohnt der Flüchtling in Fürstenfeldbruck, wo er gerne eine Ausbildung beginnen würde. "Ich fand es wichtig, herzukommen", sagt der 21-jährige Syrer, der gleichzeitig auch für seine syrischen Freunde spricht, die noch nicht ganz so gut Deutsch können wie er. "Wir wollen Frieden. Deshalb sind wir hier", sagt Samer.

"Wir können unsere Grenzen nicht schließen!", tönt es mittlerweile aus dem Mikrofon. Auf der Bühne, die mit Lichterketten geschmückt ist, spricht Pfarrer Niclas Willam-Singer von der Erlöserkirche Fürstenfeldbruck . Er sieht in der Veranstaltung auch eine Möglichkeit, um der wachsenden Gewalt gegenüber Flüchtlingen entgegenzutreten. Gesprochen haben an diesem Abend auch Wilhelm Dräxler, Integrationsbeauftragter der Stadt Fürstenfeldbruck, und Pastoralreferent Johannes Sporrer, der Dekan Albert Bauernfeind von der Pfarrgemeinde St. Bernhard vertrat.

Bunte Friedens-Fahnen wehen im kalten Wind, Kinder tragen Kerzen und Laternen. Die Menschengruppe reflektiert das warme Licht, als sie den Platz kurz vor 19 Uhr verlässt. Dann stellen sich die Teilnehmer entlang der Hauptstraße auf. Den Anfang macht Michaela Bock. Sie trägt ein großes weißes Banner mit der Aufschrift "Wir sind eine Welt - für ein friedliches Zusammenleben". Die 52-Jährige ist Vorsitzende des Eine-Welt-Zentrums in Fürstenfeldbruck. Gemeinsam mit anderen Vereinen und Initiativen, wie dem Sozialforum Amper, hat sie "die Lichterkette" organisiert. Ursprünglich sollte diese bereits im vergangenen Jahr nach den Terroranschlägen in Paris stattfinden. "Wir waren geschockt von den Ereignissen", erzählt Bock. Aus zeitlichen Gründen sei eine Kundgebung vor Weihnachten jedoch nicht mehr möglich gewesen.

Mit dem 2. Februar fiel die "Demonstration für den Frieden" dann genau der Lichtmess, an dem traditionell die Kerzen für das kommende Jahr geweiht werden. Und das nicht aus Zufall: Das Licht soll Christus symbolisieren, der auf die Erde gekommen ist, um den Frieden zu bringen.

Von der Amperbrücke bis zum Rathaus soll die Menschenkette reichen, so lautet das ambitionierte Ziel der Organisatorin. Und obwohl so viele gekommen sind, hat es am Ende nicht ganz gereicht: Es fehlen keine 20 Meter. Bock ist mit dem Ergebnis trotzdem mehr als zufrieden: "Mit so vielen Menschen hatte ich nicht gerechnet."

Zufrieden sieht auch Reiner Dürr aus. Die Lichterkette sei ein wichtiges Zeichen für Fürstenfeldbruck gewesen. "Zu Hause auf der Couch protestieren genügt nicht", meint Dürr. Man könne nicht so tun, meint Dürr, als ob um einen herum nichts passiere. Er will sich später nicht vorhalten lassen, dass er bloß zugeschaut, aber nicht gehandelt habe. Deshalb wird er jetzt aktiv. Der 65-Jährige engagiert sich im Eine-Welt-Zentrum und hat mitgeholfen, den Abend zu organisieren. Wer Integration wolle, müsse dafür auch etwas tun, findet Dürr.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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