Fürstenfeldbruck:Leerstellen in der Baubranche

Im Landkreis spitzt sich der Fachkräftemangel zu. Auch Bäcker und Metzger umwerben geeignete Schulabgänger.

Stefan Salger

Die Freude über die mit 3,1 Prozent sehr geringe Arbeitslosenquote im Landkreis wird zunehmend überlagert von der Sorge der Betriebe, Fachkräfte zu finden. Experten wie Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer bestätigen die Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Die hat ergeben, dass ein Viertel der Betriebe in den kommenden Monaten Fachkräfte einstellen möchte, es aber heute schon an Bewerbern fehlt.

Besonders betroffen ist der Baubereich. So sucht auch der Türkenfelder Bauunternehmer Rudolf Stangl händeringend geeignetes Personal. Den einen oder anderen Auftrag musste er deshalb schon sausen lassen, was sich spürbar auf den Umsatz ausgewirkt habe. Zehn Leute beschäftigt Stangl-"zwei zusätzliche, qualifizierte Kräfte würde ich im Hochbau gerne einstellen."

Harald Mayer von der Brucker Arbeitsagentur beziffert die arbeitslos gemeldeten Bauarbeiter auf eine niedrige zweistellige Zahl. Seit der Arbeitsmarkt wieder in Schwung gekommen ist, gelingt der "nahtlose Übergang" in ein neues Beschäftigungsverhältnis oft reibungslos.

Wenn Fachkräfte auch von der Seite nicht zu bekommen sind, dann müsse man eben selbst für Nachwuchs sorgen, sagt Stangl-mehr für den Beruf werben und ausbilden. Gerade größere Unternehmen hätten das vernachlässigt und sich auf ausländische Kräfte verlassen. "Aber was nützt mir ein Osteuropäer, wenn er nicht deutsch spricht", fragt Stangl.

Zudem seien das oftmals eher Hilfs- als Fachkräfte. Auch deshalb glaubt Stangl, dass die seit Mai auch für Polen, Tschechen, Letten und andere Osteuropäer geltende Freizügigkeit eher Nachteil als Vorteil ist und statt mehr Mitarbeitern nur mehr Konkurrenz bringt. Einen Azubi beschäftigt der Türkenfelder Betrieb, im Herbst kommen noch zwei dazu.

Nicht nur im Baubereich suchen Handwerksbetriebe geeignete Fachkräfte. Heiß umworben sind auch Elektrotechniker, Bäcker, Metzger, Köche und sogar Schreiner. Ihre "marktfähigen Kunden" ohne besondere Einschränkungen, die sie vermitteln könnte, kann die Brucker Arbeitsagentur an zwei Händen abzählen. Lediglich in Sparten wie Lagerist, Monteur oder Helfer ohne Berufsabschluss warten noch genügend Arbeitssuchende auf eine Vermittlung.

"Wir nehmen dieses Problem sehr ernst", sagt der Kreishandwerksmeister. Er glaubt, dass sich die Lage nicht nur wegen der boomenden Wirtschaft weiterhin verschärfen wird. "Unsere Berufe sind hinten dran und haben leider einen schlechten Ruf", sagt Bäckermeister Höfelsauer.

Immerhin ist die Kritik an den Schulen mittlerweile leiser geworden. Hagelte es früher Vorwürfe, den Absolventen mangele es auf breiter Front an der rechten Ausbildungsreife, so sieht Höfelsauer eine gewisse Trendwende. In den Fächern Deutsch und Mathematik gibt es seinem Eindruck nach Fortschritte, "aber es wird noch ein paar Jahre dauern, bis uns das mehr geeignete Auszubildende bringt." Manche Branchen haben mittlerweile auch erkannt, dass Bewerber von Förderschulen durchaus geeignet sein können.

Insgesamt haben im Landkreis junge Lehrstellensuchende beinahe über alle Branchen hinweg beste Bedingungen. "Wer motiviert ist, findet eine Lehrstelle", so der Kreishandwerksmeister.

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