Fürstenfeldbruck:Leben in der Stille

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Damit Alamin bald wieder hören kann, sammelt der Brucker Asylhelferkreis Spenden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Alamin, dessen Eltern als Flüchtlinge in die Kreisstadt gekommen sind, ist taub. Mit einem Implantat könnte er hören. Deshalb bittet der Asylhelferkreis Fürstenfeldbruck um Spenden.

Von Julia Kiemer, Fürstenfeldbruck

Alamin läuft fröhlich umher, spielt mit einem Spielzeugauto, nimmt es immer wieder in den Mund und lacht dabei. Er schaut herum und erkundet die Welt, die ihn umgibt. Auf den ersten Blick scheint der kleine Junge ein ganz normales Kind zu sein. Doch bei Alamin wurde kurz nach seiner Geburt eine beidseitige Gehörlosigkeit diagnostiziert, die durch eine Virusinfektion im Mutterleib ausgelöst worden war. Der Befund des Klinikums der Universität München ist eindeutig. Dass sich die beidseitige Gehörlosigkeit des Kleinkinds irgendwann verbessert, ist ausgeschlossen. Nur ein sogenannten Cochlea Implantat, eine Innenohrprothese, könnte Alamin wieder hören lassen. Sollte er das Implantat nicht bekommen, wird seine körperliche, seelische und geistige Entwicklung erheblich beeinträchtigt sein. Nachdem festgestellt wurde, dass der Junge taubstumm ist, wurde er an das kbo-Kinderzentrum, das unter anderem auf die Therapie von Behinderungen spezialisiert ist, überwiesen, wo er sein Implantat bekommen sollte. Der geplante Operationstermin am 7. April verstrich jedoch, denn die Familie konnte die 30 000 Euro, die die Operation kosten sollte, nicht aufbringen. Auch Krankenkassen wollten die Kosten nicht übernehmen.

Inge Ammon vom Asylhelferkreis Fürstenfeldbruck betreut die nigerianische Familie mit drei Kindern seit zwei Jahren. Die Eltern waren 2001 aus Nigeria geflohen, weil die Mutter beschnitten werden sollte. Zunächst landeten sie in Libyen. Nachdem sie sich dort neun Jahre lang eine neue Existenz aufgebaut hatten, zwang sie der ausbrechende Krieg erst nach Italien und dann nach Deutschland zu fliehen. Im Frühjahr 2013 bezogen die Asylbewerber dann einen Container in Fürstenfeldbruck und beantragten Asyl. Dass sich auch das Leben in den Containern negativ auf die Behinderung des Jungen auswirke, da ist sich Ammon sicher. Dort sei es laut der 84-jährigen im Sommer unerträglich heiß und im Winter nasskalt und ständig sehr laut. Inge Ammon ist es auch, die sich letztendlich mit der Bitte an das Landratsamt wendet, die Kosten der Operation und Nachsorge für das Cochlea Implantat zu übernehmen. Daraufhin habe ein Gespräch mit Landrat Thomas Karmasin stattgefunden, in dem von Folgekosten in Höhe von 100 000 Euro die Rede war. Ammon jedoch ist sich nach eigener Recherche sicher, dass die Kosten sich lediglich auf etwa 3 200 Euro belaufen. Letztendlich lehnt das Landratsamt den Antrag auf Kostenübernahme mit der Begründung ab, dass die erforderlichen Voraussetzungen - Alamin und seine Familie müssten zunächst als asylberechtigt anerkannt werden - nicht gegeben sind. Zudem vermutet Ammon, dass man im Landratsamt keinen Präzedenzfall schaffen möchte. Da der kleine Alamin aber so schnell wie möglich das Cochlea Implantat benötigt, bittet Inge Ammon nun um Spenden, um dem Kleinkind die neu angesetzte Operation im Juni und somit ein neues Leben mit Gehör zu ermöglichen. Das Ökumenische Netz Bayern e.V. hat als Trägerverein ein Spendenkonto eingerichtet. Nähere Informationen dazu gibt es bei Inge Ammon unter 08141/27947 oder inge@ammon-ffb.de.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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