Ausstellung:Kunst auf Zeit

Bruck: 'WIE ES EUCH GEFÄLLT' - Ausstellung Brucker Künstler / Hauptstrasse

Diese Skulptur eines weiblichen Körpers von Hansjürgen Vogel steht im Zentrum der Ausstellung "Wie es euch gefällt". Im Hintergrund stehen bereits einige Bilder von Stephanie von Hoyos bereit.

(Foto: Johannes Simon)

In einen leer stehenden Laden in der Brucker Innenstadt ziehen für die nächsten Wochen Gemälde und Skulpturen ein. Das Projekt soll Kulturschaffende und Wirtschaft zusammenbringen und Berührungsängste abbauen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

200 Quadratmeter Ladenfläche, 2700 Euro Kaltmiete. So ist es auf einem Aushang des Geschäftes mitten in der Brucker Innenstadt zu lesen. Zuletzt waren hier ein Friseur und ein Getränkemarkt angesiedelt, beide für eine überschaubare Zeit. Doch bevor nun der nächste Geschäftsmann sein Glück versucht, wird erst einmal die Kunst einziehen - als Leerstandsnutzung. Denn von diesem Freitag, 18. November, bis zum 4. Dezember entsteht hier eine "Pop-Up-Kunstausstellung". Nach der Aktion "Typ 405" der IG Kultur im Juli ist es die zweite kulturelle Zwischennutzung eines Gewerberaums in Fürstenfeldbruck.

Im Gebäude herrscht reger Betrieb. Acht Künstler tragen ihre Gemälde und Skulpturen durch den Raum, überall steht und liegt Verpackungsmaterial. Von der Decken hängen Stromkabel, in einer Ecke sind noch das Rohr und das Thermostat einer Heizung zu sehen, der Körper ist bereits herausgerissen. Die bunten Wände sind mit weißen Farbflecken übersät. An einer Säule hängt noch ein Spiegel aus dem Friseurladen. Wo früher die Friseurstühle standen, klebt unter der Decke noch eine Tapete mit den Namen der Metropolen dieser Welt: Moskau, Tokyo, Berlin. Mitten in diesem internationalen Flair steht Hedwig Hanf. Sie hat die Zwischennutzung organisiert, von der Akquise des Raums bis zu den Künstlern. "Das endgültige Go habe ich vor nicht einmal zwei Wochen bekommen. Dann musste alles ganz schnell gehen. Zum Glück waren alle Künstler, die ich angerufen habe, sofort begeistert", sagt Hanf. "Mir geht es darum, Wirtschaft und Kunst zusammen zu bringen, Leute aus beiden Bereichen zu vernetzen. Meine letzte Ausstellung war beispielsweise in einem Mercedes-Autohaus." Das Projekt ist für sie, auch wenn es keinen Gewinn abwirft, kein reines Privatvergnügen. Denn Hanf ist auch von Beruf Kulturveranstaltungsorganisatorin. Für ihre Auftraggeber entwickelt sie gemeinsam mit den Künstlern Ausstellungskonzepte. Vom Transport der Werke über das Marketing bis zum Catering zur Vernissage.

Die Pop-Up-Ausstellung in der Brucker Hauptstraße versteht sie als Pilotprojekt und große Spielwiese für sich und die Künstler. Ein Rahmenprogramm gibt es bisher außer zur Vernissage nicht. "Wenn aber jemand hier eine Aufführung oder eine Performance oder sonst etwas machen will, soll er sich einfach melden, wir sind da für alles offen." Ziel ist es aber nicht nur, Künstler und Geschäftsleute zu vernetzen, sondern auch Hemmschwellen abzubauen. "Ich hoffe, dass viele Leute, die sonst Berührungsängste mit Museen oder Galerien haben, hier vorbeischauen und sich mit der Kunst beschäftigen. Dafür liegt der Laden natürlich ideal, weil hier viele Menschen sowieso vorbeilaufen", so Hanf.

Die Verknüpfung zur Wirtschaft entsteht durch mehrere Brucker Sponsoren, die vor allem mit Sachleistungen aushelfen: Vom Fensterputzen bis zur Bereitstellung des Weins für die Vernissage. Der Unterschied zu den meisten anderen Zwischennutzungskonzepten ist, dass in dieser Ausstellung nicht überwiegend junge Künstler zu sehen sind, sondern vor allem etablierte bekannte Kunstschaffende aus dem Landkreis: Ingrid Redlich-Pfund, Stephanie von Hoyos, Monique Marxreiter, Hilde Seyboth, Gerhard Gerstberger, Stephan Juttner, Johannes Simon und Hansjürgen Vogel. Ingrid Redlich-Pfund ist gerade dabei, einige ihre "Weißgemälde" auszupacken, zarte Gemälde, mit denen sie auf die Zerstörung der Auenlandschaften aufmerksam machen will. "Das ist das erste Mal, das ich bei so etwas mitmache. Wir haben zwar früher auch einige wilde Sachen gemacht. Aber da waren zumindest die Räume für Kunst ausgelegt. Das hier ist schon etwas ganz besonders". Ähnlich geht es Stephanie von Hoyos: "Als Hedwig mich angerufen hat, wusste ich gar nicht, was eine Pop-Up-Ausstellung sein soll. Aber ich finde das eine tolle Idee. Und ich bin mir sicher, dass wir das bald wieder machen sollten. Gerade, wenn es so einfach geht".

Mittlerweile haben alle Künstler die passenden Orte für ihre Werke gefunden, im Schaufenster stehen drei florale Skulpturen aus Holz von Hilde Seyboth, die den Besucher begrüßen und einladen. Mitten im Raum stehen mehrere Skulpturen, die Gemälde sind über die Wände verteilt. Ob die Anordnung zur Eröffnung noch so aussieht oder ob die Künstler vielleicht alles noch einmal umwerfen, lässt sich allerdings noch nicht sagen. Klar ist nur, diese Ausstellung ist nicht nur für die Künstler etwas ganz Neues, sondern auch für die Besucher.

Pop-Up-Ausstellung "Wie es euch gefällt", Hauptstraße 1a, gegenüber der Brucker Sparkasse, Vernissage am Freitag, 18. November, von 18 Uhr an. Danach ist die Ausstellung jeweils am 19., 20., 25. 26., 27. November und 2.,3. und 4. Dezember geöffnet. Freitags und samstags jeweils von 14 bis 20 und sonntags von 14 bis 19 Uhr

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