Fürstenfeldbruck:Kontroverse beim Umweltschutz

Nur drei der sechs Brucker OB-Kandidaten haben Fragen des Bundes Naturschutz beantwortet. Erich Raff sieht eine Umgehungsstraße als Lösung der Verkehrsprobleme, Philipp Heimerl und Martin Runge setzen auf Radeln, Car-Sharing und Elektromobilität

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der OB-Kandidat von BBV und Grünen in Bruck hat gewonnen. Zumindest in der Wertung des Bundes Naturschutz. Zehn Punkte hat Martin Runge für seine Antworten auf sechs wichtige Umweltfragen von den Naturschützern bekommen, Philipp Heimerl (SPD) bekam sieben und der amtierende Zweite Bürgermeister Erich Raff (CSU) musste sich mit drei Punkten bescheiden. Die drei anderen Kandidaten, Elisabeth Staffler (Leben in Bruck), Georg Stockinger (FW) und Florian Weber (Die Partei), haben erst gar nicht auf die Fragen geantwortet.

Bruck: Wahlkampf-Thema VERKEHR in Innenstadt

Unterschiedliche Vorstellungen, wie der Verkehr in der Brucker Innenstadt verringert werden kann, äußern die Oberbürgermeister-Kandidaten.

(Foto: Johannes Simon)

Die größten Differenzen zwischen den drei favorisierten Kandidaten bestehen wohl in der Verkehrspolitik und in der Frage des Baumschutzes. Raff meint, die Probleme in der Innenstadt könnten nur durch eine Umgehungsstraße gelöst werden, also durch die berüchtigte Deichenstegtrasse. Allerdings weist der CSU-Bewerber darauf hin, dass die Stadt erst in 14 Jahren wieder einen Antrag auf Verlegung stellen kann. Ansonsten möchte Raff mehr Radwege bauen und das ÖPNV-Angebot ausweiten. Dagegen verwirft Runge die Vorstellung, eine neue Umgehung könne die Innenstadt entlasten, als "unredlich und unrealistisch". Der Anteil des Ziel- und Quellverkehrs in der Hauptstraße liege bei 85 Prozent, das Problem mit den Autos sei also hausgemacht. Der Kandidat von BBV und Grünen fordert stattdessen einen neuen Verkehrsentwicklungsplan.

Martin Runge

Oberbürgermeister-Kandidat Martin Runge.

(Foto: Günther Reger)

Man sollte prüfen, wo noch Kreisel angelegt werden können, um den Verkehr flüssiger zu machen, außerdem sollte man den Suchverkehr durch ein intelligentes Parkleitsystem verringern. Für die Schulwege will Runge ein Sicherheitskonzept zusammen mit den Schulen erarbeiten und das Radeln attraktiver machen, etwa durch Sicherheitsstreifen und ein Leihradkonzept. Heimerl will das Thema Car-Sharing angehen, dafür spezielle Parkplätze ausweisen und die Elektromobilität fördern. Die Stadt soll mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Fahrzeuge auf Elektromotoren umrüsten, fordert der SPD-Bewerber.

Erich Raff

Oberbürgermeister-Kandidat Erich Raff

(Foto: Günther Reger)

Raff verweist auf den Bau eines neuen Bahnsteigs auf Gleis 1 in Bruck und den dreigleisigen Ausbau der S 4 bis Eichenau, der 2019 beginnen könnte. Heimerl verlangte, dass Kommunen und Landtagsabgeordnete gemeinsam Druck machen. Runge fordert, dass Regionalzüge halten und einen viergleisigen Ausbau mindestens bis Buchenau, der Engpass vor Pasing müsse beseitigt werden.

Von einer Baumschutzverordnung hält Raff wenig, er sieht darin unverhältnismäßige "bürokratische Hürden" für Grundbesitzer, dagegen verweist Runge auf Gröbenzell als positives Beispiel bei allen Diskrepanzen. Vergleiche man Luftbilder von Gröbenzell und seinen Nachbarn zeige sich die Wirksamkeit einer solchen Regelung deutlich, argumentiert der Grünen-Politiker. Auch Heimerl hält eine Baumschutzverordnung für sinnvoll, verlangt jedoch eine Ausnahmeregelung.

Bruck: Podiums-Diskussion mit den Bürgermeister-Kandidaten

Oberbürgermeister-Kandidat Philipp Heimerl.

(Foto: Johannes Simon)

Was den Flächenverbrauch betrifft, vertritt Raff die Ansicht, dass Bruck von einer "überdurchschnittlichen Versiegelung" dank umsichtiger Planung "sehr weit weg" sei. Wie seine Konkurrenten Heimerl und Runge setzt der CSU-Kandidat auf Nachverdichtungen im Innenbereich, verweist jedoch auf den Siedlungsdruck im Großraum und geht davon aus, dass neue Baugebiete ausgewiesen werden müssen. Ähnlich geht der SPD-Bewerber davon aus, dass man angesichts der Lage auf dem Wohnungsmarkt "nicht gänzlich auf weitere Flächenausweisungen" verzichten könne. Raff erklärt, bei Nachverdichtungen sei "angedacht", mehrgeschossige Gebäude zu erstellen, allerdings seien Nachbarn oft skeptisch. Runge plädiert grundsätzlich dafür, höhere Bauten zuzulassen, statt weiteres Bauland auszuweisen.

Der Grünen-Politiker macht für den Siedlungsdruck die Stadt München verantwortlich. Diese habe ein "Missverhältnis" zwischen Arbeitsplätzen und Wohnungen geschaffen, und es sei nicht Aufgabe der Kommunen im Umland, dieses zu beseitigen. Würden diese neues Bauland "im großen Stil" ausweisen, würde das den Zustrom nach München noch forcieren. "Die Überhitzung würde nicht eingebremst, sondern weiter angefacht", warnt Runge.

Alle drei Kandidaten wollen einen Umweltbeirat schaffen und ein Abkommen zur Biodiversität zu unterschreiben. Heimerl möchte dazu einen Gesamtplan entwickeln und sich mit dem Landkreis abstimmen. Raff verweist darauf, dass die Stadt einige Projekte angestoßen habe, etwa zur "Wiederherstellung von Grünzügen durch unser Stadtgebiet". Das sieht man beim Bund Naturschutz weniger rosig. In ihrer Bewertung verweisen die Umweltschützer auf die Erweiterung der Firma Schleifring sowie die Bebauung des Kester-Haeusler-Parks: "Grünoasen und Grünzüge werden beschnitten und bebaut."

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