Fürstenfeldbruck:Kommerzieller Betreiber sticht Förderverein aus

Fürstenfeldbruck: Geht es nach der IG Lichtspielhaus, könnte das Kino im September wieder eröffnet werden.

Geht es nach der IG Lichtspielhaus, könnte das Kino im September wieder eröffnet werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Kulturausschuss stimmt für den Plan der IG Lichtspielhaus und Markus Eisele als Kinobetreiber

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Im September soll das alte Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck wieder eröffnet werden. Das jedenfalls ist der Plan von Josef Greppmair und Markus Eisele. Bei nur einer Gegenstimme gab der Kulturausschuss am Mittwoch ihrem Konzept im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung den Vorzug vor dem Plan von Stefan Döpke vom Förderverein Lichtspielhaus. Das Votum zeichnete sich bereits ab, als Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) am Ende der Präsentation der beiden Konzepte appellierte, die unterlegene Seite möge sich nicht schmollend zurückziehen, sondern weiter mitarbeiten.

Inhaltlich sind die beiden Konzepte ähnlich. Beide Parteien wollen Programmkino anbieten, ergänzt um kulturelle Veranstaltungen, das Lichtspielhaus aber nicht zur Partyzone umfunktionieren. Das Konzept von Döpke sieht bis zu drei Filmvorführungen am Tag vor, dazu spezielles Seniorenkino, Kindergeburtstage, Kleinkunst und gewerbliche Veranstaltungen. Die Leinwand könnte für Videospiele genutzt werden, die Räume von Vereinen gemietet und das Café sich zum Treffpunkt auch jenseits des Kinobetriebs entwickeln.

Döpke kalkuliert mit 20 Besuchern pro Filmvorführung, was er als "pures Understatement" ansieht. Bei reinem Kinobetrieb errechnete er einen Überschuss von rund 1600 Euro im Monat, in Kombination mit weiteren Veranstaltungen fast 5200 Euro. Für den Betrieb würde er Mitarbeiter einstellen, die von Vereinsmitgliedern unterstützt würden.

Die Interessengemeinschaft (IG) Lichtspielhaus um Greppmair ist eine Abspaltung vom Förderverein. Ihr Konzept sieht einen Kinobetrieb an 25 Tagen im Monat vor, an einem Tag pro Woche soll eine andere kulturelle Veranstaltung stattfinden, einmal pro Monat sollen die Räume der Stadt zur Verfügung stehen, erläuterte Greppmair. Die 199 Plätze im Kinosaal könnten auch von der Volkshochschule oder Vereinen genutzt werden.

Der Vorteil der IG ist, dass sie mit Markus Eisele einen aktiven Profi an Land gezogen hat. Die Arena Filmtheater Betriebs GmbH, die er 2006 zusammen mit Christian Pfeil übernommen hat, betreibt vier Häuser in Stegen, München und Gera. Das Brucker Lichtspielhaus möchte Eisele nach drei Saisons in die Gewinnzone bringen. Er geht davon aus, dass dafür 19 000 Besucher notwendig sind. Sein Konzept sieht täglich zwei Vorführungen unter der Woche, drei am Samstag und vier am Sonntag vor. Eisele würde die Kinotechnik von Tom Blum bekommen, der das Fürstenfelder Open Air veranstaltet. In dieser Zeit fänden im Lichtspielhaus keine Aufführungen statt. Auch Eisele will Mitarbeiter einstellen, denen in Stoßzeiten Freiwillige von der IG zur Seite stehen.

Als großes Handicap für den Förderverein erwies sich, dass dieser seine Rechnung erst in der Sitzung vorlegte, so dass die Stadträte diese nicht vorher prüfen konnten. "Die Zahlen sind für mich nicht nachvollziehbar", monierte Beate Hollenbach (CSU). Florian Weber (Die Partei) bezweifelte, dass Döpke den Betrieb an sieben Tagen zu je zehn Stunden mit nur zwei Mitarbeitern stemmen kann.

Für den Umbau des Kinos sind im Haushalt bereits 450 000 Euro einkalkuliert, die Pläne liegen im Bauamt in der Schublade. Die Dachkonstruktion muss verbessert, die Sanitärräume erneuert, ein Durchbruch vom Foyer in den Saal geschaffen und dem Brandschutz Genüge getan werden. Für den laufenden Betrieb kalkuliert die Stadt in den ersten zwei Jahren mit jeweils 25 000 Euro, dann soll das Lichtspielhaus auf eigenen Beinen stehen. Der Ex-Vorsitzende des Fördervereins, Thomas Lutzeier, rügte die Entscheidung als "Schlag ins Gesicht" der über 100 Mitglieder, die sich seit drei Jahren um das Kino bemühen. Er zweifelt, dass das Konzept der IG aufgeht. Das Kino sei von einem gewerblichen Betreiber nicht wirtschaftlich zu führen. Wollenbergs Hoffnung, dass die Verlierer nicht nachtarocken, hat sich damit nicht erfüllt.

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