Fürstenfeldbruck:Klinikmitarbeiter rechnen mit Streik

Der Ausstand hätte nach Ansicht von Personalrat Holger Geißler wegen des Pflegenotstands gravierende Auswirkungen.

Gerhard Eisenkolb

Sollte die Gewerkschaft Verdi in der nächsten Woche wie angekündigt Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu Warnstreiks aufrufen, dann wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auch zu Arbeitsniederlegungen an der Klinik in Fürstenfeldbruck kommen. Dieser Ansicht sind der Personalratsvorsitzende des Kommunalunternehmens Holger Geißler und Pflegedirektor Wilhelm Huber. Wegen des akuten Pflegenotstands in Fürstenfeldbruck hätte eine solche Maßnahme gravierende Folgen. "Ich weiß gar nicht, wer noch streiken sollte", sagte Geißler. Die Versorgung der Patienten auf den Stationen könne bereits zusammenbrechen, wenn nur eine examinierte Pflegekraft fehle.

Der Mediziner Geißler sagte am Freitag, er würde eine schnelle Einigung am Verhandlungstisch favorisieren. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre hätten aber gezeigt, dass die Streikbereitschaft des Pflegepersonals in Fürstenfeldbruck relativ hoch sei. Deshalb sei das Brucker Klinikpersonal in der Vergangenheit regelmäßig den Aufrufen von Verdi gefolgt.

Auch Wilhelm Huber, Pflegedirektor des Krankenhauses, rechnet mit Streikmaßnahmen. Huber begründete diese Einschätzung am Freitag damit, dass für die Mitarbeiter der Pflege im Speckgürtel von München eine Lohnerhöhung "zwingend erforderlich" sei. Als Grund nannte er die hohen Lebenshaltungskosten und den Pflegenotstand. Laut Huber ist es sehr schwierig, überhaupt noch qualifiziertes Personal zu bekommen. Der Mangel ist inzwischen so gravierend, dass die Kreisklinik in den vergangenen Monaten acht ungarische Krankenschwestern anwerben musste, um überhaupt noch freie Stellen zu besetzen. Allerdings werden deren Examina in Deutschland nicht anerkannt. Die Ungarinnen müssen sich deshalb Nachprüfungen unterziehen, Deutsch lernen und an Integrationskursen teilnehmen. Das sei mit den Dienstplänen zu vereinbaren

Weil es auf dem Arbeitsmarkt fast keine examinierte Schwestern oder Pfleger mehr gibt, werden laut Huber zudem seit längerem freie Stellen mit Hilfskräften und Pflegehelfern besetzt. Insgesamt gibt es rund 300 Stellen in der Pflege, inzwischen arbeiten auf rund 20 Hilfskräfte, die eine Ausbildung von drei Monaten absolviert haben. Die aktuelle Herausforderung der Kliniken besteht laut Huber darin, die Arbeit neu zu verteilen und dafür andere Strukturen zu schaffen. Früher hätten examinierte Kräfte alles gemacht, das gehe nicht mehr. Laut Geißler führt die Zunahme der Hilfskräfte zu unzumutbaren Arbeitsbedingungen für das Fachpersonal. Qualifizierte Mitarbeiter hätten oft Arbeitszeiten von acht Stunden oder mehr ohne Pause.

Da die Arbeitgeber zum Auftakt der Tarifgespräche kein Angebot vorlegten, hatte Verdi-Chef Frank Bsirske von kommender Woche an für alle Bundesländer Arbeitsniederlegungen im öffentlichen Dienst angekündigt. Die Gewerkschaft fordert eine 6,5-prozentige Lohnsteigerung für die Beschäftigten.

Mit einem Erzieherstreik wie im Sommer 2009 ist diesmal nicht zu rechnen. Damals hatten sich die Mitarbeiter von Kinderbetreuungseinrichtungen in Olching, Germering und in Fürstenfeldbruck beteiligt. Den Personalvertretern in den Rathäusern im Landkreis waren am Freitag aber keine aktuellen Streikvorbereitungen von Verdi bekannt. Die Personalratsvorsitzenden der Städte Germering, Puchheim und Olching wiesen auch darauf hin, dass die Bereitschaft zur Beteiligung an Ausständen in den Kommunalverwaltungen eher gering ist.

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