Fürstenfeldbruck:Klangreise nach Frankreich

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Christoph Hauser. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Überragende Eröffnungsmatinee des Fürstenfelder Orgelsommers mit Christoph Hauser

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Am Sonntag startete der "Fürstenfelder Orgelsommer" mit der Eröffnungsmatinee. Begründet wurde die Reihe 1979 nach Beendigung der Restaurierung der Klosterkirche und der Fux-Orgel von Roland Muhr. Im ersten Jahr waren es außer Muhr zwei Gastorganisten, die zu den Konzerten kamen. Die Abendkonzerte wurden im Laufe der Zeit immer mehr durch Matineen am Mittag ersetzt, wobei gleichzeitig die Zahl auf etwa sieben Veranstaltungen anstieg. Diese Entwicklung berücksichtigte, dass sich die Mittagszeit für Besucher im Rahmen eines Ausflugs anbietet. Zudem regt der Kirchenraum den Zuhörer bei Sonnenlicht an, sich mit der geistlichen Botschaft der Bilder auseinanderzusetzen. Bis 2013 stand jeder Orgelsommer unter einem Motto, in den letzten Jahren stellten italienische Organisten neben deutschen die meisten Künstler. Als Christoph Hauser 2014 das Amt des Organisten an der Klosterkirche Fürstenfeld von Roland Muhr übernahm, fand er eine gut beim Publikum eingeführte Veranstaltungsreihe vor. Mit sieben Matineen und dem traditionellen Konzert am Patroziniumstag Mariä Himmelfahrt bietet der inzwischen 37. Fürstenfelder Orgelsommer 2015 den Zuhörern wiederum ein reiches Angebot. Neben bayerischen Künstlern kommt ein Organist aus New York, eine weitere Solistin aus Weißrussland.

"Hausorganist" Christoph Hauser bestritt die sehr gut besuchte Eröffnungsmatinee selbst und hatte sich dafür mit Ausnahme eines Werks von Johann Sebastian Bach ausschließlich französische Kompositionen aus dem 17. bis 20. Jahrhundert ausgewählt. Einige der Werke wurden ursprünglich für Harmonium geschrieben, ein Umstand, der sie angesichts des im Pedal begrenzten Tonvorrats der Fux-Orgel als besonders geeignet erscheinen ließ. Zwei Stücke aus dem 1696 erschienenen dritten Orgelbuch des eine halbe Generation vor Bach geborenen Louis Marchand eröffneten die Matinee. Machtvolle Klänge über einem veritablen Orgelpunkt standen in Dialogue am Beginn. Die weiteren Teile hatten eine jeweils unterschiedliche Motivik und waren in ihrer zum Teil liebevoll verzierten Oberstimme auch differenziert registriert. Wiederholungsphrasen wirkten in ihrer dynamischen Zurückgenommenheit fast wie erweiterte Echopassagen.

Das Stück "Mon coeur s'ouvre à ta voix" aus Camille Saint-Saëns' Oper "Samson und Dalilah" folgte in einer Orgelbearbeitung. Auf der Basis eines gedeckten Klangs ragte die leicht näselnde Melodie vorsichtig aus den bewegten Begleitstimmen hervor. Hier zeigte sich, wie sensibel sich vokal geführte Linien mit den Klangfarben der Fux-Orgel darstellen lassen. Daraus ergab sich auch eine Eleganz, die leider nicht auf die Begleitung zutraf: Der Bass wirkte mulmig, die Klangmitte etwas opulent geraten. Eine Gavotte von Jean-Philippe Rameau war dagegen heller im Klang und bestach in ihrer tänzerischen Heiterkeit, und doch wäre auch hier eine schlankere Registrierung klanglich überzeugender gewesen. Bachs Fantasia in h-Moll BWV 563 war technisch absolut untadelig interpretiert. Der mittlere und tiefe Klangbereich der Orgel erzeugte durch die gewählte Registrierung in der Verstärkung durch die Akustik des Raums einen hohen Schallwellendruck im Kirchenschiff, so dass eine Entschlackung deutlich gut getan hätte.

Die Cantilène religieuse von Théodore Dubois lebte von einer wunderschön sanglichen Melodie und einer adäquaten Begleitung, die nachfolgende Marcietta des Komponisten von ihrem klar gegliederten Verlauf mit einer Phrasierung, die Luft ließ. Leichtfüßig kam das Scherzo op. 31 von Alexandre Guilmant daher, wobei neben dem Klangeindruck von huschenden Geistern auch die interessanten harmonischen Wendungen überzeugten. Das abschließende Rondeau von Jean-Joseph Mouret untermauerte in seiner klaren Gliederung den festlichen Charakter.

© SZ vom 28.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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