Fürstenfeldbruck:Klangbewegungen

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Ökumenische Orgelmatinee

Von KLAUS MOHR, Fürstenfeldbruck

Ökumene ist im Reformations-Gedenkjahr 2017 ein viel diskutiertes Thema. Im Bereich der Orgelmusik gibt es nur relativ wenig Literatur, die sich liturgisch klar einer Konfession zuordnen lässt. Viele Komponisten haben aus christlichem Geist Werke geschrieben, die eigentlich spirituelle Musik aus überkonfessioneller Sicht sind. Was für die Komponisten gilt, trifft in ähnlicher Weise auch auf die Organisten zu. Diese sind als Kirchenmusiker in einer Pfarrei oder Kirchengemeinde angestellt und damit konfessionell gebunden. Ihr künstlerisches Orgelspiel unterscheidet jedoch nicht zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Klaus Geitner, der jetzt in der Orgelmatinee in der Klosterkirche Fürstenfeld zu hören war, ist Kirchenmusikdirektor an der evangelisch-lutherischen Himmelfahrtskirche in München-Sendling. Sein Programm beinhaltete gleichermaßen Werke von katholischen wie evangelischen Komponisten.

Mit einer sehr repräsentativen Toccata in e-Moll von Johann Pachelbel begann die Matinée auf der Fux-Orgel. Virtuose Klangbewegungen auf- und abwärts in prächtiger Registrierung waren durch beständige Basstöne nach unten abgestützt. Das zweite Stück, eine Fantasie in d-Moll von Joseph Alois Holzmann, kontrastierte dazu wunderbar: Zarte Tonleiterverläufe, alternierend in mehreren Stimmen, formten einen kammermusikalischen Duktus. Leider hatte das Tempo hier nicht immer die von der Faktur her erforderliche Konstanz.

Der Tradition des 18. Jahrhunderts waren Praeambulum und Fuga in D-Dur von Placidus Metsch, einem Benediktinerpater der ehemaligen bayerischen Abtei Roth, verbunden: Im Praeambulum bestimmte ein improvisatorischer Gestus den Verlauf und korrespondierte mit der raumgreifenden Wirkung der Akkorde, die wie Säulen die Struktur des Werks bestimmten. Das Thema der Fuga war dabei durch die Tonrepetitionen und die Dreiklangstöne so einprägsam, dass es hohen Wiedererkennungswert im ganzen Stück hatte. Dadurch ergab sich eine hohe Plastizität des Eindrucks, die ihre Begründung auch in der genau richtigen Tempowahl hatte.

Die einzigen Stücke, die stilistisch ins 20. Jahrhundert gehörten, stammten von Andreas Willscher. Das "Gebet zur Heiligen Dreifaltigkeit" lebte von einer meditativen Klangarchitektur, in deren Zentrum eine frei schwebende Melodie stand. Weiche Dissonanzen traten hinter einer Freiheit der Klänge zurück. Als Zuhörer hatte man den Eindruck, eine Art musikalischen Weihrauch zu erleben, weil sich die filigranen Klangschwaden wie selbstverständlich im Kirchenraum verteilten. Fanfarenartige Elemente wurden in dem Stück "Kleines Carillon über G - F - H" hörbar, wobei eine klangliche Drehbewegung bestimmend blieb, die an eine Drehorgel erinnerte.

Der Schluss hatte durch die Ciacona in C-Dur von Johann Valentin Eckelt eine sehr konstante Note: Ein vielfach wiederholter Bass- und Harmonieverlauf aus acht Tönen bildete die Grundlage für immer neue Variationen in den Oberstimmen. Dabei nahmen Klangdichte und Registrierung eindrucksvoll zu, so dass die machtvolle Steigerung am Ende in einen strahlenden C-Dur-Klang mündete. Reicher Beifall belohnte den Organisten Klaus Geitner.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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