Fürstenfeldbruck:Kettensägen-Selige

Die Künstlervereinigung übergibt der Kreisstadt eine Edigna-Statue. Die Holzskulptur soll in der Landwirtschaftsschule in Puch ihren Platz finden.

Peter Schelling

Welche Bedeutung die selige Edigna, die vor rund 900 Jahren als Einsiedlerin in einer mächtigen Linde in Puch gelebt hat und deren Gebeine bis heute in der Pucher Pfarrkirche Sankt Sebastian aufbewahrt werden, für die Menschen in der Ukraine hat, machte vor mehr als vier Jahren ein kurzer Staatsbesuch in Fürstenfeldbruck deutlich. Der damalige ukrainische Staatspräsident Viktor Juschtschenko, der im Februar 2007 bei der Sicherheitskonferenz in München weilte, ließ es sich trotz eines dicht gestrickten Terminplans nicht nehmen, die Edigna-Reliquien in Puch zu besuchen.

Es war ein sehr persönlicher Besuch und nur wenige Gäste durften erleben, wie ergriffen Juschtschenko an dem Ort war, an dem die in der Ukraine wie eine Nationalheilige verehrte Edigna den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte. Der Legende nach ist Edigna eine Tochter Heinrichs I. von Frankreich und seiner Gemahlin Anna, einer Tochter des Fürsten Jaroslav von Kiew.

Nun hat die Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck der Stadt eine von einem ukrainischen Künstler gefertigte Statue der seligen Edigna geschenkt. Hintergrund für die Entstehung der Skulptur war der Besuch einer Künstlergruppe aus der Ukraine im Frühjahr dieses Jahres in der Kulturwerkstatt Haus 10 im Kloster Fürstenfeld. Die Künstler stellten ihre Arbeiten mehrere Wochen lang im Haus 10 aus und waren vor Ort auch kreativ tätig. Dabei ließen sie sich von der besonderen Atmosphäre des ehemaligen Klosters und der landschaftlich reizvollen Umgebung inspirieren.

Als Ergebnis entstand ein vielfältiges Spektrum künstlerischer Werke, darunter auch die rund 120 Zentimeter große Holzfigur der seligen Edigna. Der ukrainische Künstler Pavlo Popsuiev hatte sie in wenigen Tagen mit einer Kettensäge und einem Stemmeisen aus einem heimischen Lindenstamm geschnitten und geformt. Die Gestaltung der Statue unterlag reiner Improvisationskunst, wenngleich auch kulturtypische Elemente zu erkennen sind. So weisen die Gesichtszüge der Edigna und das stilisierte Kopftuch auf slawische Einflüsse hin.

Der Bezug der Statue zur Örtlichkeit wird nicht nur durch die Verwendung von Lindenholz unterstrichen, sondern auch dadurch, dass sie in den neuen Räumen der Landwirtschaftsschule in Puch aufgestellt werden soll.

Die Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck veranstaltet seit vielen Jahren Austauschbegegnungen mit internationalen Künstlergruppen. Sie dienen dem Kennenlernen anderer Kulturen und dem gegenseitigen Verständnis. In diesem Rahmen war auch der Austausch mit den ukrainischen Künstlern im April dieses Jahres zu sehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: