Fürstenfeldbruck:Karmasin lobt Merkel

Der Landrat kehrt von einem Treffen der Kanzlerin mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände in Berlin zufrieden zurück. Impulse aus Bayern bewirkten einen Meinungsumschwung in der Flüchtlingskrise, stellt er fest

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Von dem Treffen von sechs Vertretern der kommunalen bayerischen Spitzenverbände mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin ist der Brucker Landrat Thomas Karmasin mit einem ausgesprochen "guten Gefühl" zurückgekehrt. Das beteuerte der Landkreispolitiker am Montagabend nach seiner Landung am Münchner Flughafen. In Berlin sei es zu einem notwendigen Meinungsumschwung gekommen, stellt Karmasin auf SZ-Anfrage äußerst zufrieden fest. Um darauf zu verweisen, dass das Gespräch mit der Kanzlerin ohne die Impulse aus Bayern und ohne die Zuspitzung der Situation Anfang September in München sicher anders verlaufen wäre.

Die Bundeskanzlerin lernte der Landrat als "aufmerksame Zuhörerin" kennen und schätzen, die minutenlang konzentriert genau verfolge, was ihr Gegenüber zu sagen habe. Und Merkel nahm sich für die Delegation mit Vertretern der drei kommunalen Spitzenverbände Bayerns, dem Landkreis-, Gemeinde und Städtetag, mehr Zeit als vereinbart. Anstelle der vorgesehenen zwei Stunden dauerte der Meinungsaustausch zweieinhalb Stunden. Sichtlich beeindruckt zeigte sich der Landrat, der dem Flüchtlingskrisenstab der Staatsregierung angehört und Vizepräsident des Bayerischen Landkreistages ist, auch von den Dimensionen des Kanzleramtes. Jedoch fehlte ihm die Zeit, die Architektur genauer in Augenschein zu nehmen. Dafür waren ihm das Thema und die Inhalte zu wichtig.

Karmasin sprach selbst zwei Themen an. Die Jugendhilfe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, deren strenge Vorgaben nicht mehr einzuhalten seien, und das Problem, in einem ausreichenden Maß Liegenschaften und vor allem menschenwürdige Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Lösungen bot die Kanzlerin ihren Gästen keine an. Das erwartete der Landrat auch nicht. Ihm reichte vor allem die Versicherung Merkels, ihr sei klar, dass die Zuwanderung nach Deutschland mittelfristig zu begrenzen sei. Als weiteres wichtiges Signal aus dem Kanzleramt bezeichnete es Karmasin, dass Merkel das Problem der Massenzuwanderung von Flüchtlingen auf dem Schirm habe und an langfristigen Lösungen arbeite. Die Kanzlerin habe sich gut vorbereitet und informiert gezeigt, an Zahlen und Fakten mangle es nicht. Deshalb sei es ganz gut gewesen, die nüchternen Fakten mit authentischen Erfahrungsberichten von der täglichen Arbeit mit Flüchtlingen in bayerischen Kommunen anzureichern.

Vor dem Flug nach Berlin war sich der Landrat nicht sicher, ob sich die Bundeskanzlerin wirklich dessen bewusst war, dass die Grenze der Belastbarkeit erreicht und Änderungen überfällig seien. Umso erfreuter zeigte er sich darüber, dass inzwischen auch Bundespräsident Joachim Gauck einräume, dass die Möglichkeiten, Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen zu helfen, auch in Deutschland begrenzt seien. "Die Dinge ändern sich", stellte Karmasin auch mit einem Hinweis auf SPD und Grüne erfreut fest. Nur hätte er sich gewünscht, dass dieses Umdenken etwas schneller erfolgt wäre. Lust darauf, in die Bundespolitik zu wechseln und ein Bundestagsmandat anzustreben, bekam der Brucker Landrat bei dem Gespräch nicht. Er bleibe lieber im Landratsamt. Es wäre ihm am liebsten, wenn die Brucker Wahlkreisabgeordnete Gerda Hasselfeldt für eine weitere Bundestagsperiode in Berlin bleiben würde, sagte er. Karmasin ist nicht einmal darauf erpicht, als Vertreter der bayerischen kommunalen Spitzenverbände in weitere Berliner Treffen zur Flüchtlingsproblematik eingebunden zu werden.

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