Fürstenfeldbruck:Kampf um die Bäume geht weiter

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Diesen Dienstag befasst sich der Brucker Stadtrat erneut mit der möglichen Bebauung am S-Bahnhof Buchenau, die mit dem neuen Frauenhaus verknüpft ist. Eine Bürgerinitiative will die dortige Grünfläche erhalten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Fast ein Jahr herrschte zwischen Lärchenstraße und S-Bahnhof Buchenau Stillstand. Geht es nach der Bürgerinitiative "Alt-Buchenau aktiv" (BI), dann soll sich daran auch nichts ändern. Denn sie wehrt sich gegen die ursprünglich geplante Bebauung eines etwa 130 Meter langen, mit Bäumen bewachsenen Grünstreifens an der Bahnlinie mit einem Riegel aus Reihenhäusern. Am Montag haben Vertreter der BI eine Liste mit 629 Unterschriften an den Zweiten Bürgermeister Erich Raff (CSU) übergeben. An diesem Dienstag wird sich der Stadtrat mit der Angelegenheit befassen. Mit großem Interesse verfolgen werden die Sitzung auch Vertreterinnen des Vereins Frauen helfen Frauen. Wird der Bau der Siedlung abgelehnt, könnte in der Folge nämlich auch der Bau des in direkter Nachbarschaft geplanten neuen Frauenhauses scheitern.

Die Stadträte werden sich freilich nicht direkt mit konkreten Bauplänen beschäftigen. Vielmehr empfiehlt ihnen die Bauverwaltung, eine zunächst auf zwei Jahre befristete Veränderungssperre für das Gebiet zu erlassen, um Zeit zu gewinnen und rechtliche Fristen einzuhalten. Denn die Wohnbaugesellschaft FFB, die das Bahngrundstück erwerben und bebauen will, hat auf die lautstarken Proteste der Anwohner von Alt-Buchenau reagiert und zumindest vorerst die Pläne für eine Siedlung aus 20 Reihenhäusern sowie drei Mehrfamilienhäusern fallen gelassen. Einem Entwurf zufolge will sie sich nun beschränken auf drei Reihenhäuser und zwei Doppelhäusern, die zwischen der Bahnlinie und dem für das Frauenhaus vorgesehenen Grundstück an der Lärchenstraße errichtet werden sollen. Spätestens bis zum 8. Oktober muss die Stadt über die Anfrage entscheiden, sonst drohen rechtliche Konsequenzen. Deshalb herrscht großer Zeitdruck.

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(Foto: Johannes Simon)

Flankiert von weiteren Unterstützern übergibt Berthold Ott (Mitte) am Montag eine Liste mit mehr als 600 Unterschriften.

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(Foto: Günther Reger)

Die Bürgerinitiative wehrt sich gegen das Projekt des Germeringer Bauunternehmers Herbert Stark (Zweiter von links).

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(Foto: Günther Reger)

Stark will mit einem Teil der Erlöse wiederum den Bau des neuen Frauenhauses auf einer angrenzenden Fläche an der Lärchenstraße ermöglichen.

Um mögliche Formen der Bebauung des Bahngrundstücks gehe es am Dienstag aber grundsätzlich noch gar nicht, betonte Erich Raff am Montag. Es soll lediglich der Druck aus dem Kessel genommen werden und der Status Quo vorerst erhalten. Anschließend können sich Politiker und Verwaltung in Ruhe mit der Materie beschäftigen - und die Veränderungssperre beim Vorliegen eines schlüssigen Konzepts auch wieder aufheben. Dem gültigen Flächennutzungsplan zufolge ist die mittlerweile bewaldete ehemalige Grube eine Grünfläche. Das soll nach dem Willen der Stadt nicht so bleiben. Diese will durchaus "maßvoll nachverdichten" und wünscht sich dort nicht zuletzt Sozialen Wohnungsbau. Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) hatte den Anliegern, die diesem Projekt sehr kritisch gegenüberstehen, aber auf der Bürgerversammlung Mitte November in der Mittelschule West zugesichert, dieses Projekt nicht gegen ihren Willen durchzusetzen. Die BI will ihn deshalb beim Wort nehmen und fordert auch eine angeblich zugesicherte Teilbürgerversammlung zum Thema Bebauung an der Lärchenstraße.

Die BI traut dem Frieden ohnehin nicht. Berthold Ott, Xaver Brenner, Frank-Dietrich Frick und der frühere CSU-Stadtrat Karlheinz Stoklossa warnten am Montag nochmals ausdrücklich vor jedweder Bebauung. Sie lehnen auch die reduzierten Pläne der Wohnbau FFB ab. Würden diese genehmigt, so der Tenor, dann werde damit der schrittweisen Überplanung der Restflächen doch noch Tür und Tor geöffnet. Das gut 9000 Quadratmeter große Areal soll bleiben, was es ist: eine bewaldete Grünfläche. Die biete guten Lärmschutz und sei eine grüne Lunge für Alt-Buchenau. Dort Häuser zu bauen, empfinden Anwohner als unzumutbare Nachverdichtung mit entsprechendem Mehrverkehr. Zudem gibt es Befürchtungen, einen "sozialen Brennpunkt" zu schaffen.

SZ-Grafik (Foto: N/A)

Ohnehin sei es niemandem zuzumuten, sagte Brenner, so nah an der Bahnlinie zu wohnen. Die BI fordert deshalb, die Punkte, die sich mit dem Baugebiet nördlich der Lärchenstraße widmen, an diesem Dienstag ganz von der Tagesordnung zu nehmen.

Eine andauernde Hängepartie ohne Ende freilich wird vom Fürstenfeldbrucker Verein Frauen helfen Frauen sehr kritisch gesehen. Denn das für den Bau des neuen Frauenhauses vorgesehene Grundstück liegt zwischen dem Bahngrundstück und der Lärchenstraße. Und Herbert Stark ist nicht nur Chef der in Germering ansässigen "FFB Wohnbau", sondern zudem Vorsitzender des Rates der Germeringer Sozialstiftung, die zwei Millionen Euro für das Frauenhausprojekt bereitstellen will. Starks Idee: Die Zufahrt zu Häusern auf dem Bahngrundstück erfolgt über das Frauenhaus-Grundstücks - das nach SZ-Informationen gut eine Million Euro kosten würde. Im Gegenzug stockt Stark die 600 000 Euro, die der Landkreis bereitstellen will, auf. Sodann würde die Stiftung das Areal bebauen und der Verein das Gebäude mit Hilfe öffentlicher Zuschüsse anmieten. Auch wenn die BI den Bau des Frauenhauses an der Lärchenstraße ausdrücklich begrüßt, so bereitet Vorstandsmitglied Franziska Gumtau der Protest gegen das damit verknüpfte Wohnbauprojekt an der Bahnlinie große Sorgen: "Ohne das Geld durch das Bauprojekt wird es wohl nicht gehen", sagte sie am Montag mit Blick auf eine Finanzlücke von einer geschätzten halben Million Euro. Deshalb sucht der Verein bereits nach Alternativen. Das in die Jahre gekommene Haus im westlichen Landkreis, das lediglich für sechs Frauen und sechs Kinder konzipiert ist, soll in jedem Fall durch einen Neubau ersetzt werden. Ein Grundstück muss groß genug sein und angebunden an öffentliche Verkehrsmittel. Zudem darf alles nicht zu teuer sein. "Das wird schwierig", räumt Franziska Gumtau vom Verein Frauen helfen Frauen denn auch unumwunden ein.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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