Fürstenfeldbruck:Kahlschlag an der Bundesstraße

Zwischen Fürstenfeldbruck und Hoflach wurden 200 Bäume gefällt - mehr als ursprünglich vorgesehen. Jetzt können die Straßenbauer anrücken, die B 2 erweitern und einen Geh- und Radweg anlegen.

Petra Fröschl und Wolfgang Krause

Der Ausbau der B 2 zwischen Fürstenfeldbruck und Hoflacher Berg geht mit massiven Rodungen einher. In den vergangenen Wochen haben Arbeiter auf der Südseite des 2,4 Kilometer langen Streckenabschnitts 200 größere Bäume und jede Menge Sträucher entfernt. Laut einem Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts Freising ist das nötig, um Platz für die Behelfsumfahrung und den späteren Geh- und Radweg zu schaffen. Er verweist auf Ausgleichsflächen, die dafür am Hoflacher Berg entstehen sollen. Doch Naturschützern ist der Kahlschlag ein Dorn im Auge.

Wer dieser Tage auf der Bundesstraße unterwegs ist, dem sticht sofort die landschaftliche Veränderung ins Auge: Wo einst Wald und Wiesen waren, türmen sich Gestrüpp und Baumstämme am Straßenrand auf. Besonders krass ist der Einschlag auf der Ludwigshöhe, also zwischen Geophysikalischem Observatorium und Brucker Ortseinfahrt. Dort wurde ein ganzer Hang abgeholzt.

Bauoberrat Christian Mattmann begründet das mit "gewaltigen Erdarbeiten", die an mehreren Stellen anstehen. Sie sind zum einen nötig, um die unfallträchtige Straße zu begradigen, also Kurven, Kuppen und Wannen auszugleichen. Zum anderen wird südlich der B 2 von Juni an eine 6,5 Meter breite Behelfsumfahrung angelegt, die Platz benötigt. Im ursprünglichen Konzept von 2001 war diese nicht vorgesehen - stattdessen sollte der Verkehr auf vier bis fünf kleine Umfahrungen, die näher an der B 2 verlaufen wären, abschnittsweise umgelegt werden. Doch im Laufe der Planungen entschied man sich laut Mattmann für eine gesamte Umfahrung, die wirtschaftlicher sei und einen schnelleren Abschluss der Maßnahme ermögliche. "Sonst hätte es ständig wechselnde Verkehrsführungen gegeben, so ist es für die Verkehrsteilnehmer angenehmer", sagt Mattmann. Die Baugenehmigungsunterlagen wurden geändert und ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet, um sich die Baumöglichkeit gegenüber den Grundeigentümern rechtlich zu sichern.

Wie viele Bäume aufgrund der Planänderung mehr gerodet wurden, kann Mattmann nicht genau beziffern. Auch der Geh- und Radweg, der 2,5 bis 3 Meter breit werden und später auf der Trasse der Behelfsumfahrung entstehen wird, hätte viele Rodungen erforderlich gemacht, meint er. Dieser wird gerade beim Observatorium ziemlich weit in die Landschaft hineingelegt, was wohl Hauptursache für den Einschlag dort ist. Gleichwohl sei es nicht von der Hand zu weisen, dass es durch die Behelfsumfahrung "der eine oder andere Baum mehr war". Die Rodungen sollen in den nächsten Tagen beendet werden, dann steht noch der Abtransport der Stämme an. Mattmann verweist auf die Ausgleichsflächen, die an der Anschlussstelle Hoflach entstünden.

Für Naturschützer freilich ist das nur ein schwacher Trost. "Die Eingriffe sind radikal", klagt Thomas Brückner vom Bund Naturschutz, "das war vor fünf Jahren noch nicht zu erkennen." Brückner hatte seinerzeit die Stellungnahme des BN zu den Plänen verfasst, und nicht nur die Schaffung der Radwegverbindung, sondern auch die Entschärfung der Unfallschwerpunkte am Tonwerk und der Abzweigung nach Biburg und Wagelsried als durchaus sinnvoll erachtet. "Den Radweg sehe ich natürlich immer noch positiv", sagt er heute. "Aber wenn man sieht, was da passiert, habe ich für den Straßenausbau kein Verständnis mehr." Die Unfallgefahr hätte man seiner Meinung nach auch mit kleineren Maßnahmen auf der bestehenden Trasse lindern können. Brückners Fazit: "Es wird halt eine Rennstrecke gebaut, auf der die Autofahrer ein paar Sekunden schneller in München sind." (Kommentar)

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