Fürstenfeldbruck:Zwei Männer sterben bei Überholmanöver

Ein 18-Jähriger wollte zwei Autos überholen und geriet dabei ins Schleudern. Die tragische Bilanz: zwei Tote und ein Schwerverletzter. Der Fahrer des Unfallwagens war erst vor vier Wochen volljährig geworden.

Heike A. Batzer

Mitten im Stadtgebiet von Fürstenfeldbruck ist ein 18-jähriger Führerscheinneuling am späten Freitagabend bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Sein gleichaltriger Beifahrer starb Sonntagnachmittag im Klinikum München-Großhadern. Ein 16-Jähriger, der ebenfalls in dem Auto saß, wurde lebensgefährlich verletzt.

Der 18-jährige Fahranfänger war nach einem Überholmanöver in der Schöngeisinger Straße ins Schleudern geraten und anschließend gegen einen Baum geprallt. Der junge Mann war sofort tot. Seine beiden Mitfahrer wurden bei dem Aufprall lebensgefährlich verletzt und mit dem Rettungshubschrauber nach Großhadern gebracht. Der Unfallfahrer, ein türkischer Staatsbürger aus Fürstenfeldbruck, war erst vier Wochen zuvor volljährig geworden. Begleitetes Fahren, das für Führerscheinneulinge ab 17 Jahren möglich ist, hatte er nach Angaben der Polizei nicht absolviert.

Am späten Freitagabend gegen 22.30Uhr fuhr er mit seinem Auto auf der Schöngeisinger Straße in Richtung Innenstadt, als er auf regennasser Fahrbahn zwei vorausfahrende Autos überholte. Die Insassen aller drei Fahrzeuge kannten sich, sollen auch befreundet gewesen sein. Ob sich die jungen Männer ein regelrechtes Autorennen geliefert oder ob sich der 18-jährige Unfallfahrer aus Imponiergehabe an die Spitze der drei Fahrzeuge gesetzt hatte, vermochte die Polizei am Sonntag noch nicht zu sagen. Sicher ist aber, dass sich die jungen Leute mindestens kannten: die drei türkischen Staatsbürger im Unfallauto, die beiden 17 und 18 Jahre alten Deutschen in dem einen und die vier türkischen jungen Männer zwischen 17 und 19 Jahren im dem anderen überholten Fahrzeug.

Beim Wiedereinscheren nach dem Überholmanöver geriet der Wagen des Fahranfängers in einer leichten Rechtskurve ins Schleudern, rutschte in dem Bereich der Schöngeisinger Straße, wo sich ein Zebrastreifen und die Bushaltestelle Klosterstraße befindet, über den Radweg und wickelte sich regelrecht um einen der dort stehenden Ahornbäume. Der 30 Zentimeter Umfang messende Baum bohrte sich direkt in die Fahrerseite.

Feuerwehrleute befreiten den jungen Mann mit dem Rettungsspreizer aus dem Fahrzeug, doch für ihn kam jede Hilfe zu spät. Seine beiden Mitfahrer wurden von den Insassen der zuvor überholten Fahrzeuge und von Passanten aus dem Unfallwrack gezogen, noch bevor die Rettungskräfte eintrafen. Ein Rettungshubschrauber, für den die Brucker Feuerwehr auf dem Bolzplatz zwischen Hallenbad und Sportzentrum einen Landeplatz eingerichtet und ausleuchtet hatte, brachte die beiden Schwerverletzten nach Großhadern.

Wo sich die jungen Menschen vor dem Unfall aufgehalten hatten und ob es einen Zusammenhang zum unmittelbar zuvor beendeten Fußball-Länderspiel gab, das Deutschland gegen die Türkei gewann, ist laut Polizei noch nicht geklärt. In der unweit der Unfallstelle liegenden SCF-Sportgaststätte an der Klosterstraße war die Partie übertragen worden, die Gruppe junger Männer hatte sich dort allerdings nicht aufgehalten.

Die Kunde von dem schweren Unglück verbreitete sich schnell. Etwa fünfzig Angehörige, Freunde und Bekannte der Beteiligten kamen umgehend an der Unfallstelle zusammen. Dabei schlugen einige auf einen der vier abgestellten Krankenwagen ein, was die Polizei aber nicht überbewerten wollte und als ,,Akt der Verzweiflung'' einordnete. Mehrere Polizeibeamte waren allerdings zusätzlich im Einsatz, damit die Unfallaufnahme ungestört ablaufen konnte.

Um die Angehörigen sowie um die unverletzt gebliebenen Insassen der beiden überholten Fahrzeuge kümmert sich jetzt ein siebenköpfiges Kriseninterventionsteam. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Erstellung eines unfallanalytischen Gutachtens an, das auch die Frage klären soll, ob die drei beteiligten Fahrzeuge einander vor dem Unfall touchierten. Die Schöngeisinger Straße war bis Samstagmorgen um 1.30 Uhr gesperrt.

Der getötete Fahrzeuglenker war dem Vernehmen nach häufiger Gast im Jugendzentrum West gewesen. Seine beiden Mitfahrer spielten bis vor zwei Jahren beim TSVFürstenfeldbruck-West in den Jugendmannschaften Fußball. Im Verein ist man schockiert. Zwei Fußballer hatten sich am Sonntag wegen des Unglücks für einen Punktspieleinsatz abgemeldet. "Die sind fix und fertig", sagt West-Vorsitzender Günter Eichinger. "Die waren ja alle befreundet." Zu diesem Zeitpunkt wussten sie vom Tod des Beifahrers noch nichts.

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