Fürstenfeldbruck:Ins rechte Licht gerückt

Ausstellung Storch

Während Brigtte Storchs Frühwerke vor allem abstrakt gehalten sind, haben ihre neuesten Bilder fast schon eine fotorealistische Dimension.

(Foto: Günther Reger)

Brigitte Storch hat erst spät mit der Malerei angefangen. Dennoch hat sie sich in den vergangenen Jahren zu einer der wichtigsten Natur-Künstlerinnen des Landkreises entwickelt. Nun feiert sie ihren 70. Geburtstag

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Der Weg, den Brigitte Storch als Künstlerin zurückgelegt hat, war alles andere als einfach. Das beginnt damit, dass sie erst mit dem Malen anfangen konnte, als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, und endet mit der Tatsache, dass sie es als Autodidaktin immer etwas schwerer hatte als Kollegen, die an einer Hochschule studiert haben. Aber von all diesen Umständen hat sie sich nicht abhalten lassen, sondern - um in der Sprache ihrer Kunst zu bleiben - wie eine Pflanze auf unwirtlichem Untergrund beständig durchgehalten - vom Samen bis zur Frucht. In der Natur findet Storch nicht nur ihre Motive, sondern häufig auch Material für ihre Arbeiten. In diesen Tagen nun feiert die Künstlerin, die bei unzähligen Ausstellungen im Landkreis zu sehen war, ihren 70. Geburtstag.

Weniger als die Hälfte ihres Lebens hat Storch als Künstlerin gearbeitet. Erst Mitte der Achtzigerjahre hat sie, nachdem ein Freund sie mehrfach dazu ermutigt hat, ihr Talent doch endlich auszuleben, angefangen, privaten Unterricht zu nehmen. Ihr erster Lehrer war der im Landkreis ansässige Franz Srownal, bei dem sie grundlegende Maltechniken und Akt-Malerei studierte. "Das Geld für meine künstlerische Ausbildung habe ich damals mit Arbeiten verdient, die ich auf Kunsthandwerksmärkten verkauft habe. Alles was dabei reingekommen ist, habe ich direkt wieder investiert", erzählt Storch. Bis heute sind einige der vielen Privatlehrer ihre künstlerischen Begleiter. "Mit Alto Hien, von dem ich viel gelernt habe, stehe ich heute noch in regelmäßigem Briefkontakt."

Schnell hat sich in ihrer Ausbildung herauskristallisiert, dass die Natur das große künstlerische Thema von Storch sein wird. Daran hat sich bis heute nichts geändert - egal ob sie kraftvolle Erdlandschaften malt oder gesammelte exotische Samen mit grobem, handgeschöpftem Papier in Szene setzt. "Meine Arbeiten sind eine Hommage an die Natur. Vor allem mag ich es, kleine Sujets wie Samen und Schoten groß ins Bild zu setzen und ihnen dadurch eine besondere Wertigkeit zu geben", sagt Storch. Doch die Künstlerin malt die Dinge nicht nur. Genauso wichtig wie die künstlerische Darstellung ist es ihr, alles über die Pflanzen und Samen herauszufinden, mit denen sie sich beschäftigt.

Intensiv interessiert sie sich beispielsweise für Algen. "Sie waren zweieinhalb Milliarden Jahre lang die einzigen Lebewesen auf unserem Planeten, und ihre Vielfalt ist einzigartig. Trotzdem werden von den Tausenden von Arten nur wenige wirtschaftlich genutzt. Das finde ich sehr interessant", sagt Storch. Die Faszination für maritime Themen begleitet sie schon seit ihrer Jugend. "Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit meinem Großvater, der Kapitän war, am Weserstrand saß. Begeistert habe ich seinen Erzählungen über das Meer zugehört und dabei Ebbe und Flut betrachtet", erinnert sie sich.

Geboren ist Brigitte Storch 1946 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Dinkelsbühl. Wie es damals üblich war, hat sie keine höhere Schulbildung erfahren. Etwas, das sie bis heute bereut. "Ich konnte mir zwar selbst viel aneigenen, aber man spürt doch immer, dass etwas fehlt", sagt Storch. Umso mehr Zeit hat sie in ihrer Jugend dafür draußen verbracht. "Ich habe dort die Freiheit und Geborgenheit der Natur kennen gelernt." Mit 18 Jahren ist sie dann aus beruflichen Gründen nach München gezogen, wo sie bald ihren Mann kennengelernt hat. Geheiratet haben die beiden, als Storch 24 war, bald danach folgten zwei Kinder. Erst als diese größer waren, fand Storch zur Kunst und damit zurück zur Natur.

Eine Werkschau mit Bildern aus mehr als zwei Jahrzehnten war vor von wenigen Wochen in Puchheim zu sehen. Damals erklärte Storch, dass das vielleicht ihre letzte große Einzelausstellung sei. Ganz verzichten müssen die Kunstfreunde im Landkreis dennoch nicht auf ihre Werke. Denn Storch will sich auch weiterhin an Gruppenausstellungen beteiligen. Was die Ausstellung im Puc deutlich gemacht hat, war, dass Storch es wie wohl keine zweite Künstlerin im Landkreis versteht, dem Betrachter die Natur näherzubringen und dabei ihre Schönheit so gekonnt herauszuarbeiten. Und auch die künstlerische Entwicklung Storchs wurde sichtbar: Während sie anfangs vor allem abstrakt, aber sehr kraftvoll gearbeitet hat, wurden ihre Werke mit zunehmender Zeit gegenständlicher und auch feiner. Ihr neustes Werk "Eichenblätter" ist sogar beinahe fotorealistisch, es zeigt einen Waldboden mit Blättern, die in allen Farben schillern. Die spannende Frage ist nun, ob Storchs künstlerischer Entwicklungsprozess damit abgeschlossen ist oder ob sie in den kommenden Jahren noch einmal eine weitere Facette entwickelt.

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