Fürstenfeldbruck:Hoffnungsschimmer

Bruck: ADVENTSKALENDER - Katharina Lahmann-Mansour

Im Aufbau: Katharina Lahmann-Mansour, Leiterin der neuen Unterkunft für junge Menschen, richtet derzeit das Haus fertig ein.

(Foto: Johannes Simon)

Im neuen Jahr öffnet in Fürstenfeldbruck eine Unterkunft für junge Menschen

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Dass die Obdachlosigkeit seit einigen Jahren rapide zunimmt, ist für Menschen aus der sozialen Arbeit keine Neuigkeit. Trennungen, Kündigungen wegen Eigenbedarfs oder Mieterhöhungen wegen umfangreicher Sanierungsmaßnahmen sind mitverantwortlich dafür, dass immer mehr Menschen, auch im Landkreis Fürstenfeldbruck, keine Wohnung haben. Auch immer mehr junge Menschen sind von dieser Misere betroffen. So waren bereits vor zwei Jahren 200 Menschen im Alter zwischen 18 und 27 Jahren im Landkreis obdachlos. Für diese Personengruppe entsteht derzeit im ehemaligen Warmbad auf der Lände eine Beratungsstelle und Unterkunft für junge, akut wohnungslose Menschen bis 27 Jahre. Sechs Schlafplätze wird die von der Caritas im Auftrag des Landkreises geführte Unterkunft bald bieten.

Katharina Lahmann-Mansour, Sozialpädagogin und seit einigen Jahren für die Caritas tätig, wird die Unterkunft in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Schlachthofes leiten. Schon seit November wohnen die ersten zwei Obdachlosen in dem Haus, berichtet sie. Allerdings sei es noch nicht fertig eingerichtet, deshalb solle es erst Anfang nächsten Jahres komplett belegt werden. Der Adventskalender könnte dabei helfen, indem er eine Eckbank mit Tisch für die geplante Gemeinschaftsküche finanziert oder eine Tischtennisplatte.

Ungeachtet ihrer Vorbereitungen für den offiziellen Start der Unterkunft spürt die Sozialpädagogin bereits jetzt den großen Bedarf. "Ich werde gerade ein bisschen überrannt, jeder fragt mich an", sagt sie. Demnächst werde sie eine Warteliste für das Haus einrichten müssen. Allerdings wird die Belegung nicht allein nach der Wartezeit erfolgen. Es werde vielmehr ähnlich wie in einer Wohngemeinschaft ablaufen, die Zusammensetzung der Bewohner "muss eben passen".

Drei Doppelzimmer sind in dem Haus geplant, Gemeinschaftsküche, ein Büro für die Betreuerinnen und ein Aufenthaltsraum. Ihr sei es besonders wichtig gewesen, dass auch junge Frauen dort eine neue Heimat finden, unterstreicht Lahmann-Mansour. Denn von den 200 erfassten jungen Obdachlosen waren immerhin 39 weiblich. Die Zahl von 200 Obdachlosen kam übrigens 2015 durch eine Umfrage unter den Kommunen zustande. 2014 lag sie bei 149 Personen. Das bedeutet einen Zuwachs von einem Drittel innerhalb eines Jahres.

Konzeptionell wird die Unterkunft für junge Obdachlose kaum anders arbeiten als es die Obdachlosenunterkunft der Caritas, das Kap, gleich um die Ecke es tut. Die Sozialpädagogen versuchen den individuellen Bedarf zu ermitteln und dann das entsprechende Hilfsangebot zu machen, "damit sie wieder einen Weg in die Selbständigkeit finden", ergänzt Lahmann-Mansour. Allerdings sind die Hilfsangebote für junge Menschen umfangreicher.

200 junge Obdachlose: "Das ist eine sehr hohe Zahl und sechs Plätze sind nicht sehr viel", stellt Lahmann-Mansour fest. Einerseits erkennt man die Diskrepanz sofort. Andererseits weist die Sozialpädagogin darauf hin, dass ihr vergleichbare Projekte nur aus München bekannt seien. "In den anderen Landkreisen gibt es so etwas nicht." Deshalb sei es "schon eine Leistung, dass der Landkreis so etwas gemacht hat". Der Kreis finanziert das Projekt, das etwa 120 000 Euro im Jahr kosten wird. Die Caritas ist Trägerin der Unterkunft, die Stadt Fürstenfeldbruck vermietet das Haus an die Caritas. Zudem arbeiteten Rathausmitarbeiter an der Konzeptentwicklung. Für die Unterkunft ist eine Vollzeit-Sozialpädagogenstelle vorgesehen. Die wird sich Lahmann-Mansour, neben der Aufgabe als Heimleitung, mit zwei Kolleginnen teilen. Zudem wird eine Verwaltungsfachkraft dort arbeiten. Lahmann-Mansour ist zuversichtlich, dass das Heim nur ein Anfang ist. "Das ist jetzt ein Modellprojekt, um zusehen, wie hoch der Bedarf ist."

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