Fürstenfeldbruck:Hochprozentige Gefahr

Jahresbilanz: 26 Jugendliche mit Alkoholvergiftung behandelt

Von Julius Nindl, Fürstenfeldbruck

Verbunden mit einigen Knackgeräuschen krächzt es aus dem kleinen Lautsprecher des Funkgerätes: "Moritz drei" lautet der Hinweis der Leitstelle an das Team im Einsatzfahrzeug. Wer nicht in die Abkürzungen der Rettungskräfte eingeweiht ist, kann weder die Diagnose noch den Funkverkehr vollständig verstehen. Alkoholintoxikation ist in diesem Falle die Entschlüsselung des Codes. Also ein Patient mit typischen Symptomen einer Alkoholvergiftung. Im abgelaufenen Kalenderjahr waren es 66 Jugendliche - 44 Jungen und 22 Mädchen - aus dem Raum Fürstenfeldbruck, die aufgrund einer solchen Diagnose im Krankenhaus behandelt wurden. Verglichen mit 2014 verzeichnet das Bayerische Landesamt für Statistik damit aber einen Rückgang der Betroffenen um rund 21 Prozent.

Zwar sank die Zahl der jugendlichen Patienten auch im hiesigen Klinikum leicht, dennoch, so betont Pressesprecherin Andrea Wieland, sei natürlich jeder einzelne Fall relevant. 2015 registrierte das Klinikum 17 männliche und neun weibliche Fälle, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Die übrigen Patienten, die nicht in Fürstenfeldbruck erfasst wurden, sind überwiegend in München behandelt worden. Auch der Leiter des Brucker Servicezentrums der Krankenkasse DAK, Ulrich Koller, mahnt an, die Problematik nicht zu verharmlosen. "Eine regionale Alkoholprävention ohne erhobenen Zeigefinger bleibt für uns unverzichtbar, damit sich die gute Entwicklung auf Bundesebene auch auf unsere Region überträgt und die Zahl der Klinikbehandlungen sinkt."

Um auch weiterhin erfolgreiche Präventivarbeit zu leisten, setzt die Krankenkasse ihre Kampagne "Bunt statt blau" fort, die Jugendliche dazu aufrufen soll, mit kreativen Botschaften dem Alkoholmissbrauch entgegen zu wirken. Das Jugendamt setzt bereits im Nachgang an eine Behandlung auf die gezielte Sensibilisierung der Jugendlichen und kooperiert dabei mit der Suchtambulanz der Caritas. "Minderjährige, die wegen übermäßigem Alkoholkonsum in die Klinik Fürstenfeldbruck eingeliefert werden, bekommen hier die Möglichkeit zu einem so genannten Brückengespräch mit einem dafür geschulten Mitarbeiter der Caritas", erklärt Mitarbeiterin Rita Friedrich. Dabei werden sowohl die Gründe für den Konsum reflektiert, als auch eine mögliche Unterstützung für die Zukunft ermittelt. Neben weiteren Angeboten und präventiven Maßnahmen im Rahmen des Halt-Projektes soll den jugendlichen Konsumenten bereits bei der Beschaffung von alkoholischen Getränken ein Wegweiser an die Hand gegeben werden. Es sollen spezielle Aktionskarten an das Personal im Einzelhandel verteilt werden, "um sich Diskussionen an der Kasse zu ersparen, warum der Alkohol beziehungsweise die Zigaretten nicht verkauft werden können", wie die Sozialarbeiterin Rita Friedrich betont. Dass eine Veranstaltung für junge Menschen auch ohne alkoholische Getränke funktionieren kann, zeigt das jährliche Halt-Festival in Fürstenfeldbruck. Allein im vergangenen Jahr feierten rund 400 Gäste auf dem Festgelände. Zu einem Einsatz aufgrund eines übermäßigen Alkoholkonsums dürften die Rettungskräfte zu dieser Party vermutlich nicht ausgerückt sein.

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