Fürstenfeldbruck:Hilfe in seelischen Krisen

Psychiatrische Ambulanz feiert fünfjähriges Bestehen - Chefärztin hofft, 2015 in eine eigene Fachklinik umziehen zu können

Gerhard Eisenkolb

Jeder Dritte benötigt statistisch gesehen einmal in seinem Leben psychiatrische Hilfe. Seelische Krisen gehören also zum normalen Leben. Trotzdem es nicht selbstverständlich, im eigenen Umfeld auf eine entsprechende Versorgungsstruktur zurückgreifen zu können. Bis vor fünf Jahren musste noch jeder Landkreisbewohner, der in eine solche Krise kam, in das Bezirkskrankenhaus nach Haar fahren. Seit 2007 betreibt der Bezirk von Oberbayern auf einer Station der Kreisklinik eine psychiatrische Fachambulanz mit Tagesklinik. Am Mittwoch feierten die Mitarbeiter der Einrichtung bei einem Festakt das fünfjährige Bestehen.

Der Ausblick von Chefärztin Gabriele Schleunig war von der Hoffnung geprägt, dass in drei Jahren die Zwischenlösung der Unterbringung in der Kreisklinik endet. Dann soll im Haeusler-Park in Sichtweite des Krankenhauses eine psychiatrische Fachklinik des Bezirks von Oberbayern mit 88 Betten eröffnet werden. Für diese Einrichtung kämpfen Mediziner und Kommunalpolitiker seit mehr als 20 Jahren. Chefärztin Stefanie Eikemeier erinnerte als Leiterin der Ambulanz und Tagesklinik daran, dass die Landkreisbürger eigentlich bereits über den wichtigsten Teil der künftigen Fachklinik verfügen. Sie sagte, die Ambulanz sei die "zentrale Drehscheibe der psychischen Versorgung". Der überwiegende Teil ihrer Arbeit findet nämlich ambulant statt, und zwar in Zusammenarbeit mit einem Netzwerk, zu dem niedergelassene Ärzte und Psychiater sowie sozialpsychiatrische Dienste oder auch therapeutische Wohngemeinschaften gehören. Eikemeier betonte, wie wichtig es für das Wohlbefinden ihrer Patienten sei, dass sie in ihrem heimischen, gewohnten Lebensumfeld bleiben können. Ebenso wichtig sei ein respektvolles, wohlwollendes Agieren ihrer Mitarbeiter. Sie sagte: "Was wir leben, spüren die Patienten."

In den vergangenen fünf Jahren wurde in Ambulanz und Tagklinik, die auch die erste Anlaufstelle für Suchtpatienten sein sollte, annähernd 6000 Menschen geholfen. Den Bedarf bezeichnete Eikemeier als doppelt so hoch. Die durchschnittliche Behandlungsdauer beträgt fünf Wochen, der überwiegende Teil der Hilfesuchenden leidet an Depressionen. Das Behandlungsspektrum reicht von suizidalen Krisen über Sucht, Burnout, Ängsten und posttraumatischen Belastungsstörungen bis zu Demenzerkrankungen. Ambulanz und die spätere Fachklinik stehen für den Anspruch einer regionalen Vollversorgung. Das heißt, man will Anlaufstelle für alle Menschen in seelischer Not sein.

Bezirkstagspräsident Josef Mederer bezeichnete die Unterbringung der psychiatrischen Ambulanz in der Kreisklinik im Hinblick auf das Versorgungsangebot als Meilenstein, im Hinblick auf das eigentliche Ziel Fachklinik als Zwischenlösung. Stefan Bauer, Vorstand der Kreisklinik Fürstenfeldbruck, erinnerte an den langen Streit um den optimalen Standort der künftigen Fachklinik. Das Dilemma habe darin bestanden, dass man auf einem gemeinsamen Eingang für das somatische Krankenhaus und die Fachklinik bestanden habe. Mit dem ersten Schritt der Ambulanz, sei es gelungen, Fürstenfeldbruck langfristig als Psychiatriestandort zu sichern.

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