Fürstenfeldbruck:Hilfe für Griechenland

Griechenlandhilfe

Engagieren sich für Menschen in Not (von links): Hans-Jürgen Buber, Hiltraut Wurm und Gudrun Renger.

(Foto: Günther Reger)

Das Sozialforum Amper sammelt Medikamente für notleidende Menschen in dem südeuropäischen Land

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Eine ältere Bruckerin bringt Kisten mit Medikamenten, Verbandszeug und einige Gläschen Babynahrung in den Bürgerpavillon an der Heimstättenstraße. Das Sozialforum Amper hat zur Medikamentensammlung für Menschen in Griechenland aufgerufen. Es wird also nicht für Menschen im Kongo oder einem anderen Entwicklungsland gesammelt, sondern für Bedürftige in Griechenland, einem Land der EU. "Durch das Spardiktat dort herrscht Mangel an allem", so Hiltraut Wurm, eine der Sprecherinnen des Brucker Sozialforums. "Besonders dringend gebraucht werden Medikamente, medizinische Geräte und Babynahrung."

Das Sozialforum hat mit Gudrun Renger eine Vertreterin der Griechenlandhilfe aus Österreich eingeladen, die sich auch speziell um die medizinische Versorgung der Menschen dort kümmert. Sie ist aus Salzburg gekommen und berichtet über die Hilfsaktionen. Zudem baut Renger Stützpunkte in Deutschland auf. Nach Hamburg, Hannover und Krefeld ist Fürstenfeldbruck die erste Anlaufstelle in Bayern. "Uns gibt es seit 2012", erzählt Renger. Gegründet wurde der Hilfsverein von Erwin Schrümpf aus Seekirchen am Wallersee. Seitdem liefert die österreichische Hilfsorganisation (www.griechenlandhilfe.at) regelmäßig dringend benötigte Güter an griechische Krankenhäuser und Sozialkliniken. "Dort fehlt es an vielem, sogar an Hustensaft für Kinder, fiebersenkenden Mitteln oder Schmerzmitteln", so Renger. Dank der Unterstützung von Spendern konnte die Initiative bereits mehr als 70 Transporte mit insgesamt hundert Tonnen Hilfsgütern, die sie in Griechenland an mehr als 20 verschiedene Sozialeinrichtungen ausgeliefert hat, auf den Weg bringen.

Die Krise in Griechenland hat dazu geführt, dass dort drei Millionen Menschen ohne eine Krankenversicherung leben, weil der Versicherungsschutz nach einem Jahr Arbeitslosigkeit endet. "Damit fällt der Anspruch auf Behandlung und Medikamente weg", erläutert die Österreicherin im Bürgerpavillon. Besonders Athen treffe es schwer, weil dort 40 bis 60 Prozent der Menschen arbeitslos seien. Es gibt Suppenküchen, aber viele Menschen landeten auch auf der Straße. Geholfen werde den Menschen in sogenannten Sozialkliniken, in denen Ärzte und Krankenschwestern in ihrer Freizeit die Patienten kostenlos behandeln und betreuen. "Die Tragik besteht darin, dass mittlerweile Kinderkrankheiten wieder auf dem Vormarsch sind, weil die Kinder nicht mehr geimpft werden", so Renger. Trotzdem habe sie bei einem kürzlichen Besuch auf der Insel Lesbos keinen Hass der Einheimischen auf die Flüchtlinge erlebt. Im Gegenteil: "Lesbos hat 87 000 Einwohner", berichtet Renger, "als im Winter dort 80 000 Flüchtlinge angelandet sind, konnte ich keinen Neid der Griechen auf die Flüchtlinge erkennen, die mit Hilfsgeldern zum Teil besser versorgt werden als sie selbst." Die Griechen bezeichnen die Flüchtlinge auch nicht als Flüchtlinge, sondern für sie seien das "Visitors" oder "Guests". Auf Lesbos werden nach Rengers Erkenntnissen 23 000 Griechen sozial betreut. Gerade dort werden in der Sozialklinik Medikamente und medizinisches Zubehör dringend gebraucht. Doch Medikamente zu sammeln, ist in Deutschland gar nicht so einfach. "Wir machen das schon seit vergangenem Jahr", erzählt Harald Buwert, dessen Initiative Kulturraum Rondo das Vorhaben des Sozialforums ebenfalls unterstützt. Die Brucker würden gerne noch mehr Medikamente sammeln, aber deutsche Apotheken dürfen diese grundsätzlich nicht zurücknehmen.

In Fürstenfeldbruck hat das Sozialforum Amper die Stadtbücherei, das Brucker Forum an der St.-Bernhard-Straße und den Bürgerpavillon als Sammelorte gewonnen und bittet nun dringend um Medikamente für Griechenland. Die müssen jedoch noch eine Frist von sechs Monaten bis zum Ablaufdatum aufweisen und sollten original verpackt sein. Auch Verbandsmaterial, Pflaster, Spritzen und Operationszubehör sind willkommen. Genauso wie Windeln für Kinder und Erwachsene. "Wir sind fest davon überzeugt, dass die Hilfsgüter in die richtigen Hände kommen", bekräftigt Hiltrud Wurm vom Sozialforum Amper.

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