Fürstenfeldbruck:Hickhack ums Lichtspielhaus

Fürstenfeldbruck: Was ist nötige Sanierung, was Luxus beim Lichtspielhaus? Diese Frage beschäftigt aktuell die Verantwortlichen.

Was ist nötige Sanierung, was Luxus beim Lichtspielhaus? Diese Frage beschäftigt aktuell die Verantwortlichen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Welche Sanierung braucht das von der Stadt erworbene ehemalige Kino? Darüber ist nun ein echter Streit entbrannt

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Aus dem Lichtspielhaus sollte eine schnell zu ertüchtigende Kulturstätte werden: für "ein bisschen Kino, Theater, Musik, Kleinkunst, davon träume ich", wiederholte Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) am Montag. Doch nun gerät Pleil in dieser Angelegenheit von mehreren Seiten unter Druck. Umstritten ist, ob die 400 000 Euro ausreichen, die der Stadtrat als finanziellen Rahmen für den Umbau des vor 85 Jahren vom renommierten Architekten Adolf Voll geschaffenen Gebäudes an der Maisacher Straße vorgegeben hat. Und der eigens gegründete Förderverein beklagt, dass es noch immer keinen Betreiber für das Haus gebe.

Dessen Vorsitzender Thomas Lutzeier wurde jetzt richtig deutlich: Pleil sei seit dem Kauf des Lichtspielhauses durch die Stadt "untätig und unentschlossen und verweigert die Zusammenarbeit mit dem Förderverein", schreibt Lutzeier in einer Stellungnahme. Der Förderverein möchte selbst gerne Betreiber des Hauses werden und dort neben Theater vor allem auch Kinovorführungen anbieten. Lutzeier fordert dazu eine "professionelle Renovierung des Kinos". Er schlägt vor, diese in mehreren Etappen abzuwickeln, "um die erforderlichen Kosten gegebenenfalls zu strecken". Pleil aber bleibt dabei: Die Grenze von 400 000 Euro für die Ertüchtigung dürfe nicht überschritten werden. "Ich will keine Luxussanierung", betonte er noch einmal bei einer eilig im Brucker Rathaus anberaumten Pressekonferenz am Montagmorgen.

Das Projekt steckt offenbar in der Sackgasse. Die Ansichten darüber, was auch haftungsrechtlich als zwingend notwendige Sanierungsmaßnahme oder was als verschwenderische Fülle zu gelten hat, gehen auseinander. "Das hat mit Luxussanierung nichts zu tun", sagt Architektin Anne Batisweiler, die nach einem Auswahlverfahren den Zuschlag für die Umgestaltung erhalten hatte. Gerüchten, die Stadt habe den Vertrag mit ihr bereits gekündigt, traten Pleil und sein Rechtsamtsleiter Christian Kieser bei dem Pressegespräch entgegen: Wenn "Frau Batisweiler auf den Weg mit uns geht, habe ich kein Problem weiterzumachen", kündigte Pleil an. Kieser ergänzte später: Wenn man aber "keinen gemeinsamen Weg" finde, dann müsse man sich wohl "freundschaftlich trennen". Das habe nichts mit der Qualität zu tun, denn Batisweiler habe "Superreferenzen vorgelegt". Die renommierte Münchner Kinoplanerin hatte in München das Mathäser Kino und den Gloria-Palast umgebaut.

In Fürstenfeldbruck aber fanden beide Seiten bislang noch nicht zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit. Möglicherweise liegt das auch daran, dass die Stadt nicht konkret genug kund getan hatte, welche Umbaumaßnahmen in der festgelegten Gesamtsumme enthalten sein sollen. OB Pleil sagte nun, dass Fassade und Lichtspielhaus-Schriftzug renoviert werden und im Inneren eine Bühne mit Platz für Requisiten eingebaut werden soll, möglicherweise auch ein behindertengerechtes WC. Die alten Türen sollen bleiben. Richtig konkret klingt das alles nicht, auch nicht die Angaben über mögliche künftige Nutzer eines solchen Bühnenhauses. Pleil spricht davon, dass das Brucker Brettl und das Theater 5 "Interesse" hätten.

Will die Stadt die Kosten also niedrig halten, weil sie noch nicht weiß, wie das ehemalige Kino in Zukunft tatsächlich genutzt wird? Oder wird es möglicherweise nicht optimal genutzt werden können, weil nur eine Minimalinstandsetzung vorgesehen ist? Das Haus ist denkmalgeschützt, zudem sind bei Bestandsgebäuden neue Sicherheitsauflagen zu erfüllen, wenn die Gebäude verändert oder umgebaut werden. Dass all das auch eingehalten wird, dafür haftet die planende Architektin.

Zusätzliche Probleme könnten im wahrsten Wortsinne auf dem seit zweieinviertel Jahren nicht mehr genutzten Lichtspielhaus lasten, wenn im Winter Schnee fällt. Denn dann, so empfiehlt das Gutachten eines Statikers, müsse das Gebäude gesperrt werden. Das Gutachten liegt seit Juni vor, und mancher fragt sich jetzt, warum ein solches nicht schon vor dem Kauf der Immobilie vor einem Dreivierteljahr in Auftrag gegeben wurde. Es bestünde "keine Gefahr für Leib und Leben", bekräftigt indes Rechtsamtsleiter Kieser: "Keine Verwaltung würde das Haus öffnen, wenn für die Besucher eine Gefahr besteht." Aus seinem eigenen Haus müsste er wohl sofort ausziehen, wenn ein Statiker rein käme, ergänzte ein wenig salopp der Oberbürgermeister. Über die Frage einer Deckensanierung will man deshalb zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Dass die Stadt das Objekt zum Preis, der um 750 000 Euro herum gelegen haben soll, erworben hat, hält man dort nach wie vor für die richtige Entscheidung. Kieser sagt: "Allein mit dem Grundstück ist man schon auf der sicheren Seite."

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