Fürstenfeldbruck:Helfen bis in den Tod

Germering: HOSPIZVEREIN - Germeringer Insel

Hilft Sterbenden und Angehörigen: Tanja Spehr, Palliativ-Fachkraft und Koordinatorin des Hospizvereins.

(Foto: Johannes Simon)

Der Hospizverein Germering wird 15 Jahre alt

Von Julia Kieme

Germering - Wo man stirbt, kann man sich leider oft nicht aussuchen. Viele Schwerkranke sterben aufgrund des medizinischen Fortschritts in Krankenhäusern, wo trotz auswegloser Situation oft alles versucht wird, um die Lebensdauer noch einmal zu verlängern. Tatsächlich möchten die Menschen jedoch gerne daheim im Kreis der Familie versterben - und das möglichst ohne Schmerzen. Der Hospizverein Germering kümmert sich um das Anliegen der Schwerkranken und möchte die letzte Phase des Daseins lebenswert machen. "Um des Lebens Willen" ist das Motto des Hospizvereins, wie Tanja Spehr, Palliativ-Fachkraft und Koordinatorin des Vereins, erzählt. Oft werde ein Hospiz mit dem Sterben gleich gesetzt, es gehe aber viel mehr darum, dass man die verbleibende Zeit, das verbleibende Leben den Wünschen der Patienten entsprechend gestaltet und die Lebensqualität erhalten kann.

In diesem Jahr feiert der Hospizverein Germering sein 15-jähriges Bestehen. Eine Reihe von sozial engagierten Bürgern wollte im Bereich Germering etwas für die Hospizarbeit auf die Beine stellen. Peter Braun, der damalige Oberbürgermeister, wurde gebeten, den Posten des Vorsitzenden zu übernehmen, um so dem Projekt Rückenwind zu geben. "Seitdem bin ich jetzt dabei", erzählt Braun, der auch heute noch erster Vorsitzender ist. Er sei von Anfang an von der Idee und der Aufgabe sehr überzeugt gewesen und mache es noch immer gern. "Bei mir haben sie damals eine offen Tür eingerannt, als ich gefragt wurde", erklärt der Alt-Oberbürgermeister schmunzelnd. Immer mehr reingewachsen sei er in die Aufgabe, mit der Zeit sei die Arbeit aber auch immer intensiver geworden. Mittlerweile arbeiten im Hospizverein 21 ehrenamtliche Hospizbegleiter im Alter von 40 bis 80 Jahre und zwei Palliativ-Fachkräfte, die für die Koordination zuständig sind. Die Begleiter müssen vor Beginn der Tätigkeit eine 120-stündige Ausbildung und zusätzlich ein Praktikum absolvieren. Dort lernen sie unter anderem, was der Hospizgedanke bedeutet, aber auch die Felder Sterben, Tod und Trauer werden thematisiert. Erst danach werden die ehrenamtlichen Helfer zu den Familien geschickt, die Hilfe benötigen. Die Unterstützung ist dabei vielseitig. Man möchte für die Patienten da sein und Schmerz und Leid lindern, oft geben die Begleiter aber auch Angehörigen den nötigen Freiraum, um Abstand von der ganzen Situation zu bekommen und mal aus dem Haus zu kommen. Die meisten Patienten des Hospizverein Germering sind alt und leiden an Alterskrankheiten wie Demenz, aber auch viele Krebspatienten gibt es.

Im Laufe der 15 Jahre habe sich in der grundlegenden Hospizarbeit nicht viel verändert, jedoch habe man jetzt die Angehörigen mehr im Blick, so Spehr. Dass diese Tätigkeit manchmal für die Hospizbegleiter belastend ist, steht außer Frage. Besonders wenn die Patienten eng begleitet werden, sei der Tod für die Begleiter manchmal schwer zu verarbeiten. Dafür gebe es Gruppen, in denen betroffene Hospizbegleiter mögliche Schwierigkeiten ansprechen können. Obwohl die Arbeit mit Schwerkranken auch belastend werden könne, lerne man viel über Krankheit und Sterben, erzählt Tanja Spehr. Durch die Arbeit im Hospizverein, aber auch ihre Arbeit in Kenia, wo sie HIV-infizierte und Aids kranke Menschen begleitet hat, habe sie gelernt, mit diesen heiklen Themen anders umzugehen. Bei Peter Braun ist der Gedanke an den Tod immer gegenwärtig, wenn auch abstrakt. Die Arbeit und das Angebot gebe dennoch eine gewisse Sicherheit, dass man aufgefangen werde, wenn das Lebensende naht.

Am kommenden Sonntag, 26.April, gibt der Ammersee-Amper-Sängerkreis anlässlich des halbrunden Geburtstags ein großes Benefiz-Konzert zu Gunsten des Germeringer Vereins. Ein Teil des Erlöses geht an den Hospizverein, wodurch beispielsweise die Aus- und Fortbildung der Hospizbegleiter finanziert wird. Peter Braun erhofft sich viele Besucher, die so auf die Hospizidee aufmerksam gemacht werden. Man wolle den Menschen zeigen, dass es eine Möglichkeit gebe, das Lebensende trotz Krankheit so schön wie möglich zu gestalten, erläuterte Peter Braun.

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