Fürstenfeldbruck:Hand in Hand

Besondere Programmpunkte

Einen Höhepunkt beim ökumenischen Kirchentag bildet der mit hohen Vertretern christlicher Glaubensgemeinden besetzte Dialog zum Motto des Kirchentags. Unter den Teilnehmern sind Kardinal Reinhard Marx und Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche Deutschland (Freitag, 19. Juni, 20.15 Uhr, Stadtsaal im Veranstaltungsforum). Am Samstag haben Besucher die Möglichkeit, an fast 50 Veranstaltungen auf dem Klostergelände und neun anderen Orten in Fürstenfeldbruck teilzunehmen, von Gottesdiensten über Diskussionen, Vorträgen bis zu künstlerischen Veranstaltungen. Caritas und Diakonie machen eine Stadtrundfahrt zu sozialen Brennpunkten wie Asylbewerberunterkünften und Spielcasino (9.30 Uhr, Hofcafé). An der Gnadenkirche beginnt um 7.30 Uhr ein meditativer Morgenlauf, auf der Wiese vor der Klosterkirche werden Christen und Muslime gemeinsam ein Friedensgebet sprechen (13 Uhr). Es gibt Führungen durch Kirchen und zur Fux-Orgel, ein Fußballturnier (10 bis 16 Uhr, Sportplatz Ferdinand-von-Miller-Realschule) und eine Lesung des persischen Dichters Said (19.30 Uhr). Am Sonntag endet der Kirchentag mit einem ökumenischen Gottesdienst. Das komplette Programm steht im Internet unter www.christenrat-ffb.de. alin

Der erste ökumenische Kirchentag Fürstenfeldbruck steht unter dem Motto "Seht, welch ein Mensch". Die Veranstalter vom Christenrat wollen das Bewusstsein für Randgruppen und den gegenseitigen Respekt stärken

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Was haben eine Foto-Ausstellung über alte schwule Männer, eine frühmorgendliche Laufveranstaltung und ein Rockkonzert gemeinsam? Sie alle sind Bestandteil des ersten Ökumenischen Kirchentags Fürstenfeldbruck an diesem Wochenende. Ihre Bandbreite ist schon ein Hinweis auf das Motto: "Seht, welch ein Mensch". Auch dass viele Programmpunkte nicht automatisch Assoziationen an die Kirche wecken, unterstreicht diesen Leitspruch. Er wurde von den Organisatoren des Christenrats Fürstenfeldbruck-Emmering ganz bewusst gewählt, um den Menschen mit all seinen Facetten in den Mittelpunkt zu rücken. Zudem hoffen sie, mit dem Motto auch Menschen zu erreichen, die nichts mit der Kirche zu tun haben.

"Es heißt auch ein bisschen, an die Ränder gehen, wie es Papst Franziskus gesagt hat", erläutert Pfarrer Albert Bauernfeind die Intention der Gemeinschaftsveranstaltung. Die Kirche solle den Blick nach außen wenden, auf die Menschen, statt sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Und es gehe darum, "dass die Christen in Fürstenfeldbruck alle zusammen darstellen, worum es im Christentum geht, also wie das Christentum den Menschen sieht", sagt der Leiter des Pfarrverbands .

Der Christenrat Fürstenfeldbruck-Emmering wurde 2012 gegründet. Ihm gehören neben der katholischen und der evangelisch-lutherischen Gemeinde die Freie evangelische sowie die Rumänische orthodoxe Gemeinde an sowie als Gast die Neuapostolische Gemeinde. Mitglieder all dieser Gemeinden - insgesamt etwa 100 wie die Projektleiterin und Pfarrerin der evangelischen Gnadenkirche, Ursula Leitz-Zeilinger, schätzt - haben gemeinsam unter Leitung eines 17-köpfigen Organisationsteams diese umfangreiche Veranstaltung auf die Beine gestellt. Gut zwei Dutzend weitere ehrenamtliche Helfer werden Sanitäts- und Ordnerdienste leisten.

Ein Höhepunkt zum Start am Freitag ist die ökumenische Vesper mit Kardinal Reinhard Marx, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Präses Ansgar Hörsting und Bischof Sofian Patrunjel. Sie beginnt um 19 Uhr in der Klosterkirche. Daran schließt sich um 20.15 Uhr im Stadtsaal ein Podiumsgespräch der hochrangigen Gäste zum Kirchentagsmotto an. Davon erhofft sich Bauernfeind, dass die Teilnehmer noch mehr gemeinsame Ansichten und Anliegen erkennen und das Trennende zwischen den einzelnen Gemeinden noch kleiner wird. Schließlich sei eine weitere Absicht des Kirchentages, die Gemeinsamkeiten der christlichen Gemeinden zu betonen. Die Projektleiterin rechnet für Freitagabend mit etwa 900 Zuhörern. Generell erwartet sie, dass die in Fürstenfeldbruck und Emmering ohnehin schon starke Ökumene durch die Gemeinschaftsveranstaltung noch weiter zusammenwächst. Außerdem solle der Kirchentag "rüberbringen, dass die Kirche für die Menschen da ist, dass man mit der Kirche heutzutage diskutieren kann", erklärt Leitz-Zeilinger.

Der Kirchentag will bewusst Menschen am Rand der Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken, etwa Arme, Kranke, Flüchtlinge oder auch Alte. Um Letztere in den Fokus zu stellen, hat die Pastoralreferentin für Senioren, Beate Reimann, unter anderem fünf großformatige Plakate konzipiert, die auf dem Klosterareal hängen werden und zum Nachdenken über die Wertschätzung von Senioren anregen sollen. "Wenn wir uns mit dem einzelnen Menschen befassen", findet Reimann, rücke einem dessen Biografie, sein Verhalten näher. Man beginne Verständnis zu entwickeln, die eigene Perspektive weite sich. Reimann wünscht sich, dass viele Besucher des Kirchentags ein bisschen mehr Verständnis für ihre Mitmenschen entwickeln - egal ob im Alltag oder am Rande der Gesellschaft - und es mit hinaustragen. Eben so, wie Jesus es gemacht hat und wie es das Motto des Kirchentags ist.

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