Jahresrückblick:Gute Geschäfte, wenig Arbeitslose

Vertreter von Handwerk und Mittelstand im Landkreis ziehen eine positive Jahresbilanz

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Handwerker und mittelständische Unternehmer im Landkreis Fürstenfeldbruck sind nach den Worten ihrer Verbandssprecher sehr zufrieden mit dem Jahr 2015. Kreishandwerksmeister Harald Volkwein aus Gröbenzell spricht von einem "guten bis sehr guten Geschäftsjahr", Jürgen Biffar, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Gremiums Dachau-Fürstenfeldbruck, von einem "guten und erfolgreichen Jahr, in dem die Firmen wachsen" konnten. Die Aussagen der beiden Unternehmer passen auch zu den Beschäftigungszahlen im Landkreis. Betrug die Arbeitslosenquote im Januar - auch aufgrund des Winterwetters - noch 3,6 Prozent, sank sie bis zum November auf 2,6 Prozent. Damit herrscht im Landkreis Vollbeschäftigung. Auch das ist eine gute Nachricht.

Nicht unisono positiv wird die ansteigende Zahl der freien Stellen gesehen. Während es für Angestellte oder Berufseinsteiger von Vorteil ist, unter mehreren Stellenangeboten auswählen zu können, sind Firmen wenig glücklich, für eine Aufgabe niemanden zu finden, zumal auch die Anzahl der Auszubildenden abnimmt. Die demografische Entwicklung spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle, also die Tatsache, dass geburtenschwächere Jahrgänge ins Berufsleben streben. Biffar beklagt daneben eine zunehmende Akademisierung und spricht von einem "unschönen Trend", der immer mehr junge Leute Abitur machen lasse. Deutschlands Stärke sei das duale Ausbildungssystem, sagt der Geschäftsführer des Germeringer Unternehmens Docuware. Den Vergleich mit Abiturientenzahlen in anderen Ländern hält er für irreführend.

Volkwein sieht das ähnlich, will aber schon eine Wende in Richtung Handwerk erkennen. Nichtakademische Berufe bieten seinen Worten nach ebenso Aufstiegsmöglichkeiten wie akademische. Der Weg, den der Schreinermeister weist, lautet: Mittlere Reife, gute Ausbildung, Auslandserfahrung, Meisterschule. "Dann bin ich 27 und habe Berufserfahrung." Außerdem eröffne dieser Weg auch die Möglichkeit zum Studieren, sagt Volkwein.

Begehrte Fachkräfte sind jedenfalls die 360 Absolventen, die Ende Juli die Berufsschule verlassen. Nicht nur Unternehmen, auch Landrat Thomas Karmasin buhlt bei der Abschlussfeier regelrecht um die jungen Leute. "Schauen Sie sich zuerst bei uns um", appelliert er an diejenigen, die noch keine Anstellung gefunden haben: "Wir brauchen Sie." 24 Absolventen erhalten für ihre ausgezeichneten Leistungen sogar einen Staatspreis.

Der Zustrom von Flüchtlingen, das wichtigste Thema des Jahres, hat auch Auswirkungen auf die Unternehmen. Biffar berichtet, dass in seiner Firma vier junge Flüchtlinge als Praktikanten gearbeitet haben. In der Zuwanderung sieht der Docuware-Chef eine Chance nicht nur für seine Firma, sondern auch für Handwerker und Mittelständler im Landkreis. Die jungen Leute seien "sehr engagiert" gewesen, erzählt er und erwartet sich aus deren Reihen künftige Auszubildende und Mitarbeiter. Biffar lobt auch die Berufsschule. Die sei auf ihn zugekommen und habe danach gefragt, ob junge Flüchtlinge einmal ins Berufsleben hineinschmecken könnten.

Auch Volkwein sieht die Flüchtlinge als künftige Lehrlinge. Deren Zahl hat in diesem Jahr zugenommen. Derzeit stehen 48 Auszubildende im dritten Lehrjahr, 54 im zweiten und sogar 90 im ersten. Die Zahl der besetzten Lehrstellen steigt also. Da ist Nachwuchs nötig. Umgekehrt kann das Handwerk den Zuwanderern auch berufliche Perspektiven bieten. Die Zukunft macht Volkwein allerdings abhängig von der Stimmung. Bleiben die Verbraucher auch künftig in der Kauflaune, die sie im Jahr 2015 verspürt haben, dann ist dem Gröbenzeller um die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises in den kommenden Jahren nicht bange.

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