Fürstenfeldbruck:Großes Hallo

Subkulturfestival

Und die Musi spielt dazu: Die Mannheimer Hip-Hop-Band Tonomat 3000 spielt auf dem Subkulturfestival im Alten Schlachthof.

(Foto: Günther Reger)

In ihren Teenagerjahren sind sie gemeinsam zum Open Air in den Alten Schlachthof gegangen. Jetzt treffen sich junge Frauen und Männer dort zum Wiedersehen

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Als Lena Herrmann zum ersten Mal auf einem Konzert der Subkultur war, war sie ein Teenager. Inzwischen ist sie 25 Jahre alt und wohnt schon lange nicht mehr zu Hause in Eichenau. Zuerst hat sie in Gießen studiert, derzeit lebt sie in Berlin. Trotzdem ist sie jedes Jahr beim Subkultur-Open-Air im Alten Schlachthof dabei. "Natürlich komme ich in den Ferien nicht bloß deshalb nach Hause, aber ich versuche immer, rechtzeitig zum Termin da zu sein", sagt Lena. Die Leute, die sie an jenem Wochenende in Fürstenfeldbruck trifft, sieht sie ansonsten meist das ganze Jahr nicht. Deswegen ist ihr das so wichtig. Und die Musik mag sie natürlich auch.

Seit nahezu 20 Jahren findet das Subkultur-Open-Air statt, seit dem Umzug des Vereins im Jahr 1999 auf den Hof des Alten Schlachthofs auf der Lände. Bei den ersten Bands am späten Freitagnachmittag geht es noch überschaubar zu. Die ideale Zeit also, um sich mit einem Getränk auf die Couches in der prallen Sonne zu setzen. Als Pfandmarke gibt es an der Bar ein Feuerzeug mit Subkultur-Print. Weil doch nie jemand selbst Feuer hat, erklärt die Frau hinter der Bar.

Als ein junger Mann mit Bart und Sonnenbrille auf die Bühne tritt, freut sich Lena. Es ist Matthew Austin, ein Münchner Singer-Songwriter aus Manchester, der nur mit seiner Gitarre über Gefühle singt. "Das ist das Lied, das ich gerade rauf und runter höre", sagt Lena, die wegen Matthew Austin extra früher als sonst zum Open Air gekommen ist. Der Song heißt "Common Ground", mischt eine langsame Gitarre mit Mundharmonika-Einlagen und eine melancholische Grundstimmung mit der heimeligen Umgebung des Alten Schlachthofs.

Die Freunde, die Lena Herrmann zum Open Air begleiten, sind stets dieselben. Eine davon ist die 26-jährige Lena Gehrig. Die beiden haben sich in etwa zu der Zeit kennen gelernt, als sie zum ersten Mal als Teenager auf den Konzerten der Subkultur waren. Lena Gehrigs älterer Bruder spielt schon seit vielen Jahren in Bands, die auch im Schlachthof auf der Bühne standen. Über ihn hat sie viele der Subkultur-Fans kennen gelernt. "Ich treffe hier so ziemlich alle Menschen, die ich kenne", sagt sie. Andersherum lief es bei Lena Herrmann und ihrem jüngeren Bruder Lukas: Der 20-Jährige kommt mittlerweile seit vier Jahren wie seine Schwester regelmäßig auf das Open Air.

Mit den beiden Lenas dort beisammen zu sitzen, bedeutet, im Minutentakt von jemandem begrüßt zu werden und den Anekdoten über die anderen Festival-Besucher zu lauschen. Es ist wie ein Klassentreffen, auf dem das Wiedersehen musikalisch von jungen Bands untermalt wird. Die Mannheimer von "Tonomat 3000" machen deutschen Hip Hop mit Kopfnick-Sound. Die meisten Besucher sitzen noch auf dem Boden, viele von ihnen sind barfuß. Betritt ein neuer Gast das Gelände, kann man sich darauf verlassen, dass mindestens fünf von ihnen aufspringen, um den Neuankömmling zu umarmen. Tonomat 3000 rappen von "Goldgräber-Stimmung" und das trifft es gut. Beim Auftritt der Indierocker "We Destroy Disco" stehen die ersten auf und als gegen halb zehn die letzte Band "William's Orbit" zu spielen beginnt, ist der gesamte, inzwischen brechend volle Hof auf den Beinen.

"Siehst du den Mond?", fragt Lulu, die eigentlich Lucia Novak heißt und deutet auf den blauen Vollmond, der in der Nacht von Freitag auf Samstag am Himmel zu sehen war. Lulu ist zum ersten Mal beim Subkultur-Open-Air und da sie in München wohnt, waren ihr die meisten Anwesenden fremd. Aufgenommen fühlt sie sich trotzdem bereits. "Wenn man nur einen von hier kennt, fällt der Anschluss leicht, weil hier jeder mit jedem irgendwie verbandelt ist", sagt sie. Die Atmosphäre ist voller Liebe und dem Rauch selbst gedrehter Zigaretten. Richtig kühl wird es bei der gesellig-warmen Stimmung auch im Dunklen nicht. Lulu hat Recht, wenn sie vermutet, dass viele der Leute um sie herum miteinander aufgewachsen sind. Jedes Jahr beim Open Air sind sie wieder Teenager, so wie früher, als sie zum ersten Mal dabei waren. In diesem Sinne gibt ein Schild an der Bar das Motto des Festivals vor: Erwachsen werden ist was für Kinder.

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