Fürstenfeldbruck:Gimme Shelter

Bruck möchte sich Flugzeugbunker für Kulturveranstaltungen sichern

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

John Lennon wäre begeistert: Aus einer militärischen Anlage wird eine Location für Konzerte und Theater. Jedenfalls wenn es nach der Brucker CSU geht, die einen Shelter des Fliegerhorstes für kulturelle Veranstaltungen nutzen möchte. Kommendes Jahr könnte die erste Performance stattfinden, sofern die Bundeswehr und die Naturschutzbehörden einverstanden sind. Der Konversionsausschuss des Stadtrates votierte dafür, mit der Luftwaffe zu verhandeln.

Mit Vertretern des Vereins Subkultur und der IG Kultur hat sich der CSU-Fraktionschef Andreas Lohde einen dieser alten Bunker auf dem Fliegerhorst genauer angeschaut. Shelter sind Bauwerke aus Stahlbetongewölbe und Panzertoren, zur Tarnung mit Erde bedeckt und grasbewachsen, die Kampfflugzeuge bei Luftangriffen schützen sollen. In diesem Bunker könnten Konzerte der Subkultur, Theateraufführungen oder Ausstellungen stattfinden. Den Platz davor könnte man für Open-Air-Veranstaltungen nutzen. Die Bundeswehr hat das Areal aber noch nicht an die Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) abgegeben. Bis zur endgültigen Auflassung des Standorts verbleibe die Fläche mit dem Shelter in militärischer Nutzung, hat das Verteidigungsministerium mitgeteilt.

Fürstenfeldbruck: Der Shelter liegt im Südwesten des Fliegerhorsts, genau am Gewerbegebiet Hasenheide.

Der Shelter liegt im Südwesten des Fliegerhorsts, genau am Gewerbegebiet Hasenheide.

(Foto: Googlemaps/Bearbeitung slg)

Auch BMW nutze Shelter für Veranstaltungen, berichtete Lohde. Die Stadt sollte sich deshalb um eines der Bauwerke bemühen. Fraktionskollege Herwig Bahner (CSU) erklärte, bereits nächstes Jahr könnte man mit einer Veranstaltung starten. Dazu müsse man mit Brigadegeneral Michael Traut, dem Kommandeur der Offizierschule, verhandeln, meinte Bahner, der zugleich der für die Kaserne zuständige Chef der Bundeswehrverwaltung ist. Auch Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) findet die Idee gut, um das Gelände zu beleben. Obendrein sollte man das Projekt weiterverfolgen, weil sonst die Gefahr bestünde, dass die Regierung die Shelter noch als Unterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge ins Auge fassen könnte, wie in den Hangars in Erding, sagte Wollenberg.

Einwände kamen von SPD und BBV. Solange die Bundeswehr das Sagen habe, sei das doch "kein Thema", sagte Willi Dräxler (BBV). Irene Weinberg (BBV) fragte, wie dort Veranstaltungen stattfinden könnten, so lange es sich um militärisches Areal handelt. Sie warnte davor, die Subkultur von ihrem Standort im denkmalgeschützten Schlachthof im Zentrum an die Peripherie zu verlegen. Das sei überhaupt nicht vorgesehen, es handele sich um ein zusätzliches Angebot, entgegnete Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU).

Fürstenfeldbruck: Vertreter der Subkultur besichtigen ihn.

Vertreter der Subkultur besichtigen ihn.

(Foto: Andreas Lohde/oh)

Ulrich Schmetz (SPD) wies den Hinweis auf die Unterbringung von Asylbewerbern als "Nebelkerze" zurück. Er hält es für müßig, über Kulturveranstaltungen im Shelter zu spekulieren. Es fehlten die Infrastruktur, der Sanitärbereich und die Zufahrt für einige Tausend Besucher. Der Zugang könne über jene Straße erfolgen, die zum Swingerclub führe, entgegnete Wollenberg. Der Shelter liegt im Westen des Fliegerhorstes, nahe dem Gewerbegebiet Hasenheide. Was die Sanitärräume betreffe, liege gleich neben dem Shelter ein Kommandostand mit entsprechenden Anlagen. Der Kulturreferent plädierte wie Lohde dafür, das Interesse der Stadt anzumelden. "Wir müssen die Konversion mit Leben füllen", appellierte Wollenberg.

Eine weitere Hürde ist, dass es sich um ein FFH-Gebiet handelt und direkt beim Shelter eine Ausgleichsfläche für den Artenschutz liegt. Dieser Einwand der Unteren Naturschutzbehörde könne allerdings entkräftet werden, hieß es aus der Bauverwaltung. Alexa Zierl (Grüne) mahnte eine Verträglichkeitsprüfung an. Schließlich einigte sich das Gremium gegen die Stimme von Schmetz darauf, mit der Bundeswehr zu verhandeln.

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