Fürstenfeldbruck:Gewalt auf der Bühne

Neue Bühne

Vom Traumpaar zum gegenseitigen Albtraum: Barbara Galli-Jescheck als Mrs. Judy und Alexander Schmiedel als Mr. Punch.

(Foto: Neue Bühne Bruck)

Die Neue Bühne zeigt ein Stück über eine gescheiterte Ehe

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Ein Kasperltheater der ganz anderen Art zeigt die Neue Bühne Bruck in ihrer aktuellen Inszenierung. Denn in "Mr. Punch & Mrs. Judy" - den britischen Pendants zum Kasperl und Gretel - verlassen die beiden Figuren die Bühne und schlittern schnell vom friedlichen Pärchen-Dasein in ein brutales Beziehungsdrama, in dem Judy viel leidet und Punch nichts zu lachen hat.

Denn die britische Autorin Debbie Isitt, Jahrgang 1966, nimmt sich in ihrem Stück eines heiklen Themas an: häuslicher Gewalt. In diesem Fall ist es der Mann, der seine Frau schlägt. Isitt ist dafür bekannt, schwere Stoffe in schwarzen Komödien mit typisch britischem Humor zu verarbeiten. Sie ist eine feine Beobachterin, die den Menschen und sein Scheitern im Streben nach Zweisamkeit gekonnt seziert. "Mr. Puch & Mrs. Judy" ist bereits das zweite Isitt-Stück, das an der Neuen Bühne gezeigt wird, nach "Gatte Gegrillt" vor mehr als 20 Jahren.

"Sie ist eine Autorin, die mir am Herzen liegt", sagt Harald Molocher, Intendant der Neuen Bühne. "Sie schaut genau hin und nimmt die angesprochenen Probleme trotz Überspitzung und Überhöhung ernst. Sie polarisiert, ohne zu diffamieren." Dabei entstehe ein Stück, bei dem die Zuschauer viel zu lachen haben, bei dem ihnen das Lachen aber immer wieder im Hals stecken bleibt. Das Stück gehe der Frage nach, warum es zur Gewalt kommt, warum sie nicht unterbunden wird und es immer weiter geht, warum sich die Frau nicht einfach trennt.

Als Regisseur wurde kurzfristig Felix Ebner verpflichtet, nachdem der ursprünglich vorgesehene Regisseur abgesagt hatte. An der neuen Bühne ist Ebner kein unbekannter. Zwar war er mehrere Jahre nicht mehr aktiv, doch zuvor hat er bei zahlreichen Stücken als Regieassistent gearbeitet und mit "Angstmän" auch selbst ein Stück inszeniert. Zwischenzeitlich hat er in London studiert und währenddessen die dortige Theaterszene kennengelernt. Auch ihn zu engagieren war nicht leicht, erzählt Molocher. "Er hat gleich gesagt, dass er in der letzten Probenwoche nicht mehr dabei sein kann, weil er zurück nach London muss. Aber wir haben eine Regelung gefunden. Die letzten Durchläufe werden jetzt von kompetenten anderen Leuten betreut".

Molocher jedenfalls ist von der Inszenierung bereits jetzt begeistert. "Da herrscht eineinhalb Stunden lang totale Action auf der Bühne, weder die Akteure noch die Zuschauer haben da Zeit sich auszuruhen. Und es entstehen Bilder, die einem im Kopf bleiben."

Mit Barbara Galli-Jescheck, der Frau des Neue-Bühne-Hausregisseurs Philipp Jescheck, betritt auch noch eine neue Schauspielerin die Bretter der Neuen Bühne. Die zweite Rolle übernimmt Alexander Schmiedel, der seit Jahren an der Neuen Bühne zu sehen ist.

Nach "King Kongs Töchter", das von drei Pflegerinnen erzählt, die ihre Senioren ermorden, hat sich die Bühne mit "Mr. Punch & Mrs. Judy" wieder ein höchst aktuelles Stück vorgenommen, das reale Probleme anspricht und die Zuschauer dennoch unterhaltsam zum Nachdenken anregt.

"Mr.Punch & Mrs. Judy" an der Neuen Bühne Bruck. Premiere am Freitag, 20. Januar, um 20 Uhr. Weitere Vorstellungen Samstag, 21. Januar, und Samstag, 28. Januar, jeweils von 20 Uhr an.

Karten unter www.Buehne-Bruck.de.

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