Ernährung:Gesund mit Gemüse

Ernährung: Schrot und Korn: Stefanie List vom Amt für Ernährung zeigt, wie man mit einer Handmühle Getreide zerkleinert.

Schrot und Korn: Stefanie List vom Amt für Ernährung zeigt, wie man mit einer Handmühle Getreide zerkleinert.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Genügt Kindern eine vegetarische Ernährung, also ohne Fleisch und Fisch? Bei einer Tagung in Fürstenfeldbruck wird diese Frage bejaht, von einer bloß veganen Kost raten Fachleute allerdings ab

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Kinder können heikel sein. Das aufwendig mit besten Zutaten selbst zubereitete Essen - einfach achtlos stehen gelassen. An Tipps, wie Kinder am besten an gesundes Essen herangeführt werden, mangelt es nicht, im Gegenteil. Junge Eltern stünden oft "einem wahren Dschungel an Ernährungsempfehlungen" gegenüber, weiß man beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck. In den Empfehlungen würden sich auch gesellschaftliche Trends widerspiegeln. Einer davon: sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Aber ist das auch gut für Kinder?

Vegetarisch ja, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Annett Hilbig vom Forschungsministerium für Kinderernährung in Dortmund. Vegan nein, weil die Kinder dabei notwendige Nährstoffe nicht in ausreichendem Maß erhielten. Doch alternative Ernährungsweisen, die wie die vegetarische auf Fleisch und Fisch verzichten, oder die vegane, die auf den ausschließlichen Verzehr pflanzlicher Lebensmittel setzt und sämtliche Lebensmittel tierischen Ursprungs meidet (neben Fleisch und Fisch auch Eier, Milch, Milchprodukte und Honig), sind angesagt. Neun bis elf Prozent der Deutschen gelten als Vegetarier, in den Nachbarländern sind es deutlich weniger. Der typische Vegetarier sei weiblich, jung, gebildet, urban und "insgesamt mit einem gesundheitlich besseren Lebensstil", erläuterte Hilbig jetzt bei der Tagung des Netzwerks Junge Eltern/Familien am AELF zum Thema Kinderernährung. Tendenz: steigend. Über die Mütter kämen deshalb auch immer mehr Kinder damit in Kontakt. In den Großstädten gibt es längst vegetarische und auch erste vegane Restaurants, Schul- und Betriebsmensen bieten täglich mindestens ein vegetarisches Menü an. Auch gesundheitliche oder Umweltgründe sprechen dafür, den Fleischkonsum einzuschränken.

Dennoch ist für Kinder bisweilen nicht geeignet, was für Erwachsene ohne schädliche Folgen bleibt. Kinder "sind keine kleinen Erwachsensen", sagt Hilbig. Wachstum, Organfunktionen, Vernetzungsprozesse im Gehirn - all das ist im Kindesalter noch nicht ausgereift. Kinder vegan zu ernähren, nennt sie deshalb "nicht sinnvoll". Die Gefahr dabei: Die Kinder werden nicht mit allen Nährstoffen versorgt, die sie im Wachstumsalter bräuchten. "Je mehr die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird und je weniger abwechslungsreich die Ernährung ist, desto größer ist die Gefahr eines Nährstoffmangels", sagt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Sie hält eine rein pflanzliche Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie im gesamten Kindesalter "für nicht geeignet".

Vegan ernährte Kinder, so hätten Studien ermittelt, seien kleiner und leichter als jene, die mit Mischkost ernährt würden, sagt Hilbig. Sie litten unter Entwicklungsverzögerungen und Nährstoffdefiziten. Um dem vorzubeugen, seien spezielle Kenntnisse bei der Auswahl und Zubereitung der Lebensmittel ebenso unabdingbar wie die Einnahme von Ergänzungsmitteln. Mangelerscheinungen bei veganer Ernährungsweise betreffen vor allem Vitamin B 12, Kalzium, Eisen, Jod, Eiweiß, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D. Viele dieser Nährstoffe seien fast nur in tierischen Lebensmitteln enthalten. Oder aber, wie etwa das Kalzium, vorwiegend in grünen Gemüsesorten wie Brokkoli, Spinat, Rucola oder Fenchel, die zumeist "nicht zum Lieblingsgemüse der Kinder" zählten.

Die vegetarische Küche - ohne Fleisch, ohne Fisch, aber mit Eiern und Milchprodukten - stufen Ernährungswissenschaftlerin und DGE als für Kinder geeignet ein. Zwar gebe es nur wenige Studien, die die Auswirkung von fleischloser Ernährung auf Kinder untersuchten. Diese halten aber auch positive Erkenntnisse bereit: so dass kindliche Vegetarier seltener übergewichtig sind und günstigere Blutfettwerte haben, was sich wiederum günstig auf ihr späteres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt. Die Referentin riet aber dazu, Wachstum, Entwicklung und Nährstoffversorgung alternativ ernährter Kinder regelmäßig überprüfen zu lassen.

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