Fürstenfeldbruck:Gesichter der Gefühlswelt

Im Fürstenfeldbrucker Kunsthaus eröffnet die Ausstellung "Menschenkinder - Menschenbilder"

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Wenn es um Menschen geht, geht es immer auch um Emotionen. Oder um das Fehlen derselben. In jedem Fall spielen zahlreiche Werke der abbildenden Kunst mit den Facetten der Gefühlswelt. In der Ausstellung "Menschenskinder" im Kunsthaus Fürstenfeldbruck sind eben solche Menschenbilder gebündelt. Hinter manchen stecken große Ideale, wie hinter den zeitkritischen Malereien von Gloria Gans. Andere sprechen für die tiefen Leidenschaften ihrer Schöpferin, wie die Musikbilder von Katja Fischer.

Katja Fischers monumentales aus neun einzelnen Leinwänden zusammengesetztes Gemälde "Xi spielt Tchaikovsky" zeigt die Aussicht des Musikers aus dem Orchestergraben in die Menge. Dass Angst vor dem Versagen, Lampenfieber beim Musizieren, die eine zentrale Rolle in Fischers "Hochstapler"-Serie einnimmt, vermitteln die dunklen und gedeckten Farben, die das gemalte Publikum wie einen unheimlichen Schwarm wirken lassen. Völlig anders, leicht und pastellig, sind die zwölf aquarellierten Zeichnungen aus ihrer Reihe "Musik wächst nicht auf Bäumen", die Musiker beim Proben zeigen.

Menschenkinder

Zu den Künstlerinnen gehören Karin Haslinger (von links), Ruth Strähhuber, Katja Fischer und Gloria Gans.

(Foto: Günther Reger)

Ruth Strähhuber hat in zwei großformatigen Porträts die Gesichter ihrer Töchter festgehalten, deren graublaue Augen effektvoll aus dem aschgrauen Hintergrund herausstechen. Emotional aufgeladen ist ihre Ukraine-Erinnerung "Der Veilchenverkäufer": Das Bild eines alten Mannes, den sie während ihres Studiums an einem Untergrundbahnhof Veilchen gegen seine Armut verkaufen sah, ist so herzzerreißend wie die reale Begegnung, die damit verbunden ist. Ebenso ans Herz geht "Migrare" von Gloria Gans. In nur einem Bild sind die Gefühlsstadien, die Flüchtlinge im für sie fremden Deutschland durchleben, gesammelt. Die Hoffnung auf ein besseres Dasein steht direkt neben dem verlorenen Anblick eines Mädchens, dem von Heimat und Familie nur noch eine kleine Stoffente geblieben ist. Kritik an dem Ungleichgewicht in der gegenwärtigen Gesellschaft verarbeitet Gans in "Prière pour la paix", wo sie eine gewaltsame Demonstration in Griechenland einem Kuss als Zeichen des Friedens gegenüberstellt.

Das Individuelle spielt in den Ölgemälden von Karin Haslinger keine Rolle. Ihre verwischten Menschengruppen haben weder Gesichter noch sonst etwas, das Identität schafft. Eindrucksvoll ist ihr "Aufstehen im Licht", dessen Komposition in düsterem Blau und Schwarz an die christliche Himmelfahrt erinnert. Distanzierter durch die abstrakte Bildsprache wirken die Drucke von Andrea Groß und die Acrylbilder von Annette Bastian. Erstere zeigen verdrehte Körper und Gestalten im Stile des Kubismus. Die reduzierten Malereien von Annette Bastian sind geprägt durch monochrome Flächen und surreale Bildelemente. Eine vollkommen andere in Farbgebung und Linienführung schon fast an Pop Art grenzende Bildästhetik zeigt sich in den Werken von Judith Bokodi. Während sie ihre jungen Frauen mit oft nur angedeuteten Gesichtern vor grell unifarbenen Hintergründen platziert, ist ihr Einsatz von Licht und Schatten raffiniert und realitätsnah. An das Porträtieren gehen Silke Mathé und Eva Lucie Triftshäuser vollkommen anders heran. Mathés Bilder zeigen meist Personen aus ihrem engsten Umfeld und sind bei aller Detailarbeit in Gesichtszügen und Kleiderfalten von einer lethargischen Starrheit der Mimik geprägt. Die verbraucht wirkenden Menschen in den Arbeiten von Triftshäuser wirken faserig und undefiniert, im Ausdruck ihrer Gesichter findet sich dabei eine einnehmende Unmittelbarkeit.

Menschenbilder

"Menschenbilder" wie die Plastik "Jana spielt Sryrinx" sind im Brucker Kunsthaus zu sehen.

(Foto: Günther Reger)

Neben Gemälden stellt Katja Fischer auch ihre Holzskulpturen aus, Abbilder von Musikern, die ihr Leben bereichert haben. Ebenfalls mit dreidimensionalen Objekten vertreten sind Cornelia Brader und Andrea Viebach. Von Brader sind korpulente Frauenfiguren aus Holz ausgestellt, Viebachs Negativreliefs aus Gips wirken wie zarte Totenmasken: ersteifte Mimik, geschlossene Augen, aber immer noch menschlich.

Menschenskinder - Menschenbilder, Kunsthaus Fürstenfeldbruck, Fürstenfeld 7, Freitag., 10. April, bis 21. Juni, Dienstag bis Samstag, 13 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr, 08141/8182922.

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