Fürstenfeldbruck:Gemeinsam elektrisch fahren

Fürstenfeldbruck lässt Konzept für Carsharing mit E-Mobilen prüfen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Kreisstadt will das einführen, was in großen Städten längst Standard ist, sich in Kleinstädten aber mangels Masse nicht so recht durchsetzt: Carsharing, also das gemeinsame Nutzen von Fahrzeugen, die an zentralen Plätzen abgestellt werden. Bruck freilich will Carsharing mit einer Technologie verknüpfen, die sich in Klein- und Großstädten ebenfalls noch schwer tut: der Elektromobilität. Bis Jahresende soll ein Konzept ausgearbeitet werden, bei dem das E-Carsharing auf Praktikabilität und Rentabilität überprüft wird. Dass es funktionieren könnte, hat Experte Volker Gillessen im Stadtrat bereits durchblicken lassen. Das Kölner Planungsbüro Eco Libro ist von der Stadt beauftragt worden. Die Kosten für ein Gutachten werden zu 80 Prozent vom Bundesverkehrsministerium getragen. Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) hatte den 80 000-Euro-Förderbescheid vor knapp einem Jahr bei Verkehrsminister Alexander Dobrinth (CSU) abgeholt.

Dass Carsharing für vergleichbare Städte nicht immer ein Erfolgsmodell ist, räumt auch Matthias Fiedler, der in Bruck für die Verkehrsplanung zuständig ist, unumwunden ein. Dennoch will die Stadt hier einsteigen. Denn ein gemeinsam genutztes Fahrzeug ersetzt laut BCS (Bundesverband Carsharing) bis zu 20 private Autos, die ansonsten am Straßenrand geparkt wären und 99 Meter in Anspruch nähmen. Zudem besitzen dem BCS zufolge 80 Prozent der Carsharing-Kunden in innenstadtnahen Quartieren gar kein eigenes Auto mehr. Angesichts chronisch zugeparkter Straßen und eines ungebrochenen Bevölkerungswachstums ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Die Brucker Carsharing-Fahrzeuge sollen dem Wunsch des Stadtrats gemäß Elektroantrieb haben. Das hält Gillessen für sinnvoll, ein Umstieg auf Elektroautos und die Nutzung von Carsharing kommt seiner Überzeugung zufolge vor allem für Familien infrage, die Zweit- oder Drittwagen ersetzen wollen. Zudem verweist der Experte auf Pläne, von 2030 an EU-weit die Neuzulassung von Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotoren zu untersagen.

Gillessen beziffert die Zahl der Elektrofahrzeuge, mit denen man starten sollte, auf etwa 15 bis 20. Er rechnet mit einer längeren Anlaufphase. Denn besonders interessant dürfte das E-Carsharing vor allem dann werden, wenn in einem Haushalt die Entscheidung ansteht, ob ein altes Fahrzeug durch einen Neuwagen ersetzt werden soll. Drei bis fünf Fahrzeuge könnte die Stadt schon mal für Mitarbeiter anschaffen, vier weitere die Stadtwerke. Zudem soll bei Unternehmen, die im lokalen Bereich unterwegs sind, für die Beteiligung an dem Projekt geworben werden.

Ziel ist es, eine ausreichende "Grundlast" an Elektrofahrzeugen zu schaffen. Nach Arbeitsschluss oder an Wochenenden könnten Fahrzeuge von Stadt und Stadtwerken über Carsharing genutzt werden, ergänzt durch Autos, die auch tagsüber zur Verfügung stehen.

Zwei Stellplätze für Carsharing und ein E-Mobil-Parkplatz werden in der Tiefgarage unter dem neuen Wohnquartier auf dem alten Graf-Rasso-Sportplatz eingerichtet. Unklar ist noch, welche weiteren Standorte eingerichtet werden, wo Ladesäulen errichtet werden und wie weit E-Bikes und Pedelecs in das System integriert werden können.

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