Fürstenfeldbruck:Gelebtes Weltkulturerbe

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Das Frühlings- und Neujahrsfest wird im vorderen Orient und in Zentralasien gefeiert, hier in der afghanischen Hauptstadt Kabul. (Foto: Rahmat Gul/dpa)

Der Afghane Jamal Farani bringt das Neujahrsfest seiner Heimat nach Bruck

Von Isolde Ruhdorfer, Fürstenfeldbruck

"Wenn ich daran denke, wie schön das damals war..." Jamal Farani schließt seinen Satz mit einem wehmütigen Seufzer. Der Afghane lebt seit 36 Jahren in Deutschland, doch ein Fest vermisst er ganz besonders. Nowrus, Nourus oder Naurus: Das Frühlings- und Neujahrsfest kennt man unter verschiedenen Namen. Es gehört zu den ältesten Festen der Welt und wird im vorderen Orient und Zentralasien schon seit Jahrtausenden gefeiert. Es hat seinen Ursprung in Persien und stammt aus vorislamischen Zeiten. Seit 2010 ist es sogar als "immaterielles Weltkulturerbe" anerkannt. "Das ist ein Lebensgefühl", meint Farani. Ein Lebensgefühl, das er nun nach Deutschland bringt.

Es gibt unzählige Bräuche und Zeremonien, die während der Feierlichkeiten traditionell begangen werden. Ein Pfarrsaal schränkt die Möglichkeiten natürlich etwas ein. Doch man gibt sich Mühe, möglichst viele Aspekte einzubringen. Es werden auf Deutsch übersetzte Frühlingsgedichte vorgetragen und zwei Bands sorgen für musikalische Untermalung. Eine spielt typisch afghanische Musik, die andere westliche. Denn, räumt Farani ein, die afghanische Musik sei für ungeübte Ohren etwas gewöhnungsbedürftig. Passend zur Musik wird auch getanzt. Seine Frau und Freunde schwingen für die Feier den Kochlöffel. Viele der traditionellen Gerichte sind war viel zu aufwendig, um sie dort zuzubereiten. Doch die Gäste sollen natürlich nicht hungern. Mit Reis mit Spinat bleibt man im Rahmen der Möglichkeiten. Dieses Jahr beteiligen sich auch türkischstämmige Menschen an den Feierlichkeiten.

Farani ist hauptberuflich Medientechniker, engagiert sich aber schon seit Jahren für sein Heimatland. Vorträge, Spenden, in den achtziger Jahren brachte er sogar verletzte afghanische Kinder nach Deutschland. Die Idee, das für viele Menschen wichtigste Fest des Jahres auch hier zu feiern, kam ihm 2015 beim "Fest der Kulturen" in Fürstenfeldbruck. In diesem Jahr fand das Frühlingsfest zum ersten Mal statt. Als "sehr gut gelungen" bezeichnet Farani die Feier. Auch Helmut Schnieringer, theologischer Referent und Unterstützer der Veranstaltung, hat sie "sehr schön in Erinnerung". 180 Gäste waren das letzte Mal da, darunter auch viele Deutsche. Den meisten gefiel es so gut, dass sie gleich mehrere Stunden blieben. Ein kleiner Kreis blieb sogar bis tief in die Nacht und musizierte gemeinsam. Nowrus ist ein Familienfest. Viele unternehmen gemeinsam etwas, gehen nach draußen, spazieren im Park.

Das Frühlingsfest in Fürstenfeldbruck steht nun ganz im Zeichen der Kulturvermittlung. Darauf verweist Schnieringer auch in einer kleinen Rede zu Beginn der Feier. Ein Fest, das vornehmlich im Islam gefeiert wird, hier aber gemeinsam mit Christen stattfindet. "Wir sind alle Menschen, die unter einem Himmel leben", so Farani. Das Frühlingsfest sei eine Gelegenheit, mehr über Afghanistan und seine Kultur zu lernen. Aber: "Wir möchten auch voneinander lernen". Er wünscht sich, dass sich die Gäste des Abends wohlfühlen und amüsieren. "Jeder soll zufrieden nach Hause gehen".

Nowrus, Frühlings- und Neujahrsfest, Pfarrheim Sankt Bernhard, Fürstenfeldbruck, Freitag, 23. März, 19 Uhr.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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